Fast golden funkelt die frisch restaurierte Fachwerkfassade des alten Bürgerhauses in der Herbstsonne. Typisch fränkisch strahlen die Balken in fröhlichem Rot. Patrizierhaus nennt Friedrich Staib das Anwesen in der Katharinengasse in Sommerhausen vorsichtig. Der Architekt hat es 2011 gekauft, ohne zu wissen, was damit passieren soll. Nach langem Hineinspüren in das alte, teilweise sehr marode Gemäuer und Abwägen wusste er mit einem Mal, dass er es selbst restaurieren will. Und so begannen vor einem Jahr die Renovierungsarbeiten. Ende 2018 will der gebürtige Sommerhäuser damit fertig sein. Dann wird sein Architekturbüro mit 14 Mitarbeitern dort einziehen.
Geschichte und Geschichten erzählt das über 400 Jahre alte Haus. Staib gräbt sie aus, legt sie frei und erzählt sie gerne weiter. So wie beim Tag des offenen Denkmals, als zahlreiche Menschen, darunter sehr viele Sommerhäuser, zu Führungen durch das große Anwesen kamen.
Als er es kaufte, war es in zwei Hälften geteilt, erzählt Staib. Das war aber nicht immer so. Im Jahre 1600, die Zahl hat er über der Küchentür im ersten Stock freigelegt, wurde es als ein prunkvolles Haus vermutlich von einem reichen Kaufmann gebaut. Den Namen des Erbauers kennt Staib bisher nicht.
Dafür weiß er aber, wie das für Franken typische Fachwerk damals aussah: Außen rot und innen gelb. "Fränkisches Fachwerk ist immer bunt", erläutert er. Weil der Franke an sich ein lebensfroher Mensch ist. "Wir Franken sind immer gut drauf und haben die Häuser halt bunt angemalt", meint er schmunzelnd. Womöglich hänge das mit dem Weingenuss zusammen.
Reste von Farbe konnten noch freigelegt werden. Reich ausgeschmückt war das Fachwerk und man sieht es in Sommerhausen noch andernorts, an der alten Eich beispielsweise. Originalgetreu wollte Staib es haben. Deshalb hat er "die Maler so lange gepiesakt, bis es so aussah".
Der erste Stock hat außen allerdings kein Fachwerk. Zwar sei das ursprünglich dagewesen, aber: "Das hat man womöglich im Barock ausgetauscht, die ganze Wand weggemacht und durch Stein ersetzt und alle Fenster gleich groß gefertigt", sagt Staib.
In der Entstehungszeit aber seien nie gleich große Fenster in einem solchen Stockwerk gewesen. Da sah man schon von außen, wo die gute Stube war. Nämlich immer in der Ecke, in der die größten Fenster waren. Daneben gab es geringwertigere Stuben mit kleineren Fenstern. Und das hatte seinen Grund: "Das Fenster ist bis heute beim Bauen immer das teuerste", erklärt Staib. Und so gönnte man sich nur für die gute Stube ein großes Fenster.
Auch im Innern des Hauses erwacht das 16. Jahrhundert zu neuem Leben. Eine Wand, nämlich die zur Küche, ist noch vollkommen original aus dieser Zeit. Auch hier ist es dem passionierten Architekten mit leidenschaftlichem Hang zur Historie wichtig, so gut es geht, originalgetreu zu restaurieren. An die Zuhörer appelliert er deshalb: "Immer genau hinschauen, wie so ein altes Haus war, und dann gerne wieder so machen."
Und so werden alle Fachwerkbalken im Inneren der Katharinengasse 13/15 wieder ockergelb. Der Lehm dazwischen bleibt großenteils ohne Putz.
In der Originalküche sieht man an der steinernen Wand, an der das offene Feuer loderte, den Ruß aus vier Jahrhunderten. Das Feuer hat hier seine Spuren hinterlassen und Staib will diese auch so erhalten. "Das ist mein voller Ernst, das bleibt so wie ein Bild", sagt er.
"Die sogenannte Rauchschürze war nach oben offen, wenn man hier hoch schaute, hat man die Sterne gesehen", erklärt er weiter. Und wenn es regnete, zischte es im Feuer und es gab fließendes Wasser in der Küche, ergänzt er schmunzelnd. Die Wand hinter dem offenen Feuer war aus Stein. Historischen Brandschutz nennt der Architekt das.
Zahlreiche Geschichtchen rund um die Geschichte des Hauses hat er auf Lager. Ganz tief taucht er noch immer ein in die Historie, kratzt an alten Mauern und Gebälk und fördert dabei so manche Kuriosität zutage. Dabei will der leidenschaftliche Restaurator möglichst viel authentisch erhalten, damit das alte Haus noch lange seine ganz eigene Geschichte erzählen kann.