Für die denkmalpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Landtag, Sabine Weigand, ist jetzt eine anstrengende, aber lehrreiche Zeit angebrochen. Sie hat sich wieder auf Denkmalschutztour begeben. Ziel war unter anderem die Kreisgrabenanalage bei Ippesheim.
Vor Ort beim vom Heimat- und Weinbauverein errichteten Modell, nicht weit vom ursprünglichen Fundort entfernt, kamen viele Themen und Probleme der Bodendenkmalpflege zur Sprache. Sabine Weigand, die auch Mitglied im Landesdenkmalrat ist, ist es bewusst, dass die "Kelten weiter weg sind als Mittelalter und Barock". Sprich, die Dinge liegen meist nicht sichtbar im Boden verborgen. Nach Grabungen und archäologischen Untersuchungen verschwinden die allermeisten Strukturen wieder im Untergrund oder werden durch Bauprojekte zerstört.
Dr. Christoph Lobinger vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und sein Kollege Robert Frank sprachen bezeichneten die Region als siedlungsgünstige Landschaft seit dem Neolithikum. Zudem gelte hier der Grundsatz: "Wo Löss liegt, ist auch Neolithikum."
Größter Teil des Landkreises ist Verdachtsfläche
Auch beim Bau regenerativer Energieanlagen müsste der Untergrund untersucht werden. Bei PV-Anlagen gebe es mittlerweile die Lösung, die Module auf Betonfüße zu montieren ohne tiefen Eingriff in den Boden, erfuhr Weigand. "Wo wir wissen, dass jeder Eingriff verheerend wäre, ist dies die bevorzugte Methode", erklärte Lobinger.
Um den Bullenheimer Berg sei überraschenderweise die Siedlungsdichte gering. Aber es gebe hier meist eine Denkmalvermutung. "Der größte Teil des Landkreises ist Verdachtsfläche", ergänzte Hermann Popp vom Landratsamt
Zum Thema Bullenheimer Berg meinte Bürgermeister Karl Schmidt, dass von diesem wohl die berühmten Goldhüte stammten. "Die Leute kommen zu uns, doch sie sehen nichts", sagte er. Angelaufen sei ein Machbarkeitsstudie, um auszuloten, was mit Blick auf den Tourismus zu machen sei. Dazu bedürfe es auch der Präsentation von Funden.
In diesem Zusammenhang verwies Weigand unter dem Stichwort "Schatzregal" auf die Bestrebung, die Eigentumsverhältnisse bei Funden zu ändern. Bislang gelte in Bayern die Regel, dass ein Fund je zur Hälfte dem Eigentümer des Grunds und dem Finder gehören. Künftig sollen Funde den Staat gehören.
Jeder Fund ein Mosaiksteinchen
"Funde sollen möglichst in der Region gezeigt werden", meinte Lobinger. Nicht alles müsse nach München in die Staatssammlung. Weigand stimmte dem zu. Allerdings müssen man auch Geld in die Hand nehmen, um Dinge zu präsentieren. "Da muss auch was von oben herunterregnen", spielte sie auf die Finanzierung an. Jeder Fund sei ein Mosaiksteinchen und erzähle etwas aus der Vergangenheit.
Helmut Heitzer, Leiter des Teamprojekts Kreisgrabenanlage, stellte, unterstützt von der Vorsitzenden des Heimat- und Weinbauvereins Ippesheim Bianca Kilian und Weinprinzessin Alisia Fragner die Anlage vor. "Hier wurde ein Bodendenkmal lebendig gemacht", sagte Kilian.
Überreste eines Rundtempels gefunden
Lobinger berichtete der Abgeordneten auch von zwei weiteren Arealen mit Funden. Nicht weit von der Kreisgrabenanlage habe man bei Untersuchungen vor einem Windradbau die Überreste eines Rundtempels gefunden. In Bayern waren solche Strukturen nur aus Manching und Greding bisher bekannt. Da in der Nähe ein Radweg verläuft, sollte dies genutzt werden. Mit Tafeln könnte auf die Besonderheiten hingewiesen und informiert werden.
Im Vorfeld der Erweiterung der Kreisdeponie bei Uffenheim habe es Untersuchungen gegeben. Das Bodenabziehen seien "Sowieso-Kosten". Durch frühzeitigen Austausch könnten Kosten gespart werden. Das gelte auch für private Bauherren. "Wir beraten vor Ort so gut wie möglich", versicherte Frank.