Vor rund fünf Jahren hat die Gemeinde Prosselsheim begonnen, ein neues Baugebiet südwestlich vom Dorfkern mit einer Fläche von 3,1 Hektar auszuweisen und zusammen mit der Planungsschmiede Braun die Planungen für 31 Bauplätze vorangetrieben. Auf rund einem Drittel der Fläche stand früher ein Ponyhof. Weil solche Flächen aber schon in grauer Vorzeit gerne als Siedlungsflächen genutzt wurden, schaltete man auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ein.
Das Amt empfahl der Gemeinde, Schürfgrabungen vorzunehmen, um einen groben Überblick über mögliche Bodendenkmäler zu erhalten. Bei dieser Grabung kam ein Bagger zum Einsatz, der in einem 100 Meter langen und vier Meter breiten Streifen eine 60 Zentimeter dicke Bodenschicht mit einer zahnlosen Baggefschaufel abtrug.
Hinweise auf eine frühgeschichtliche Bebauung
Bei der anschließenden Ortsbesichtigung im Oktober letzten Jahres fanden die Fachleute der Behörde tatsächlich Spuren einer frühen Besiedlung. Besonders augenfällig waren dabei Bodenverfärbungen, die auf eine Bebauung schließen lassen. Deshalb ordnete das Landesamt für Denkmalpflege eine Grabung. Anfang Februar konnte die Grabungsfirma Oliver Specht aus Schwebheim mit ihren Arbeiten beginnen.
Inzwischen umschließen hohe Erdwälle die Grabungsfläche. Mit Spachtel und Pinsel legen die Mitarbeiter der Grabungsfirmen ihre Funde frei, halten ihre Lage in einer Skizze fest und übergeben sie danach dem Landesamt für weitere Untersuchungen. 115 Artefakte lagern inzwischen in einem Zwischendepot in Schwebheim, darunter drei Armreife und eine Fuß-Fibel.
Vorratsbehälter und Abfallgruben
Bei einer Ortsbesichtigung zeigte Grabungsleiter Alexander Mahrdt Bürgermeisterin
Birgit Börger seinen jüngsten Grabungsfund: ein gut erhaltenes Hunde-Skelett und auf mehreren dicht beieinander liegenden dunklen Bodenverfärbungen. Dies, so seine Meinung, lasse auf ein größeres Arial mit hölzernen Hütten oder Häusern schließen. Zudem habe man einen gut erhaltenen Mahlstein mit Kuhle gefunden, der auf eine längere Sesshaftigkeit der Bewohner hinweist. Auch mehrere große Erdvorratsbehälter und Abfallgruben bekräftigen diese Aussage.
Zudem ist sich der Grabungsleiter ziemlich sicher, dass aufgrund der Funde die Siedlung in die vorrömische Eisenzeit, auch Hallstattzeit, also auf 600 bis 475 vor Christus einzuordnen ist. Desweitern meint er, dass auf dem weitläufigen Gebiet mit den vielen dunklen Stellen seiner Schätzung nach rund hundert Personen gelebt haben. Was auf eine größere Besiedlung hinweist und für damalige Verhältnisse ungewöhnlich sei.
In den nächsten Tagen wird die Fachfirma Oliver Specht Schwebheim weitere Ausgrabungen vornehmen, sichten und katalogisieren. Die Bürgermeisterin rechnet damit, dass die Grabungen noch mindestens drei bis sechs Wochen dauern werden. Bis dahin ruhen die weiteren Arbeiten im Baugebiet "Sonnenweg". Die Grabungskosten übernimmt vorläufig die Gemeinde. Sie werden später in den Grundstückspreis mit eingerechnet.