Immer mehr Industrie- und Gewerbegebiete entstehen im Landkreis Würzburg. Kein Wunder, ist ein Faktor doch eine gute Anbindung und vor allem jede Menge Flächen. Beispiele sind Kürnach und Estenfeld im Würzburger Norden. Viele Arbeitnehmer pendeln in die Landkreisgemeinden. Und da ist neben der guten Straßen ein funktionierender ÖPNV ausschlaggebend für die Attraktivität eines Standortes, sagt Landrat Eberhard Nuß. Der Landkreis beteiligt sich jetzt an Kosten und Service und hat schon den ersten Partner gefunden: eResearch Technology GmbH (eRT).
Der Weg ist ganz einfach: Überall da, wo sich die Busverbindungen eignen und wo der Landkreis die öffentliche Trägerschaft der Linien hat mit seiner Nahverkehr Würzburg Mainfranken GmbH (NWM), wird künftig bis zu zehn Prozent der Jahreskarte bezuschusst, erläutert der Geschäftsführer des Landkreis-Kommunalunternehmens Alexander Schraml. Das ist beispielsweise möglich auf den Strecken Veitshöchheim, Margetshöchheim und Eibelstadt.
Ein einfaches Beispiel: Eine Firma mit Standort im Landkreis Würzburg hat Angestellte, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen. Wenn jetzt das Unternehmen eine Jahreskarte mit zehn Prozent für seine Leute bezuschusst, legt der Kreis ebenfalls zehn Prozent drauf. Mit der Abwicklung hat nur die jeweilige Personalabteilung zu tun. Die meldet die Anzahl der Mitarbeiter zu einem bestimmten Stichtag bei Monika Mützel von der NWM und die kümmert sich um die Ausstellung der Pässe und um die Zustellung.
Das Medizintechnik-Unternehmen eRT war im Mai 2013 von Höchberg nach Estenfeld in die Sieboldstraße umgezogen. Es entstand ein moderner, auch auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittener Firmensitz. Auf dem Gelände gibt es sogar Naschgärten zum Obstpflücken für die 330 Angestellten, die viel Zeit vor ihren Computer-Bildschirmen verbringen.
Natürlich denkt man da auch an die Umwelt und die Parkplatz-Problematik, sagt Vizepräsident Achim Schülke bei einem Treffen am Firmensitz. Und da wird der ÖPNV zum interessanten Thema. Nach Gesprächen mit der Gemeinde Estenfeld konnte die Idee einer zweiten Haltestelle im Gewerbegebiet umgesetzt werden. Dort gibt es jetzt morgens und abends je fünf Fahrten der Linien 43 und 46 mit Direktverbindung nach Würzburg.
Seit Dezember gibt es zudem eine Betriebsvereinbarung bei eRT: bis zu 107 Euro pro Mitarbeiter und Monat zahlt das Unternehmen beim Umstieg auf den Bus. Damit finanziert das Unternehmen die Jahreskarten komplett selbst – die billigste Lösung für die Mitarbeiter und den Landkreis Würzburg.
Personalchef Wolfgang Knoblich hat die Zahlen: Von 330 Angestellten nutzen bisher etwa 20 Prozent das Firmenangebot, das sind 65 Leute. Doch das Interesse ist groß, denn der Weg zum Bus dauert im Gewerbegebiet gerade mal fünf Minuten. Wohnt beispielsweise ein Mitarbeiter in Würzburg, zahlt eRT für die Monatskarte 45,25 Euro, kommt ein Angestellter von weiter her, können die 107 Euro Maximum schon mal erreicht werden. „Unser Einzugsbereich ist groß“, sagt der Personalchef.
Dazu kommt: Der Mitarbeiter muss das Entgegenkommen seines Arbeitgebers nicht versteuern. Und er kann die Jahreskarte auch privat an Schultagen ab 18 Uhr, in den Ferien und an den Wochenenden nutzen. Der Bereich des Landkreisangebotes umfasst sieben Waben. Das reicht von den Kreisen Kitzingen und Würzburg über die Stadt Würzburg bis nach Karlstadt, sagt Schraml. Schülke will jedenfalls bei eRT jetzt kräftig die Werbetrommel für den ÖPNV rühren.
Unternehmen die sich für das Angebot des Landkreises interessieren, können sich bei Monika Mützel unter Tel. (09 31) 45 28 00 informieren.