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Hausen
Arbeiten vom Boot aus: Lars Ohlsen aus der Region Würzburg umsegelt die Welt
Wie sich der Hausener Lars Ohlsen seinen Traum vom Segeln erfüllt hat, und warum er sich mehr Zeit für seine nächsten Ziele nehmen will.
So lässt es sich gut leben, auch wenn man ganz allein im Boot über den Atlantik segelt. An den hohen Wellen sieht man, dass es auf dem Schiff ordentlich schaukelt.
Foto: Lars Ohlsen | So lässt es sich gut leben, auch wenn man ganz allein im Boot über den Atlantik segelt. An den hohen Wellen sieht man, dass es auf dem Schiff ordentlich schaukelt.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:48 Uhr

"Das Wichtigste ist es, nicht ins Wasser zu fallen", schmunzelt Lars Ohlsen während eines Besuchs bei seinen Eltern Mathilde und Helmut im winterlichen Hausen. Zwei Wochen war er in der Heimat, weil der Flug von der Karibikinsel Grenada nördlich von Venezuela nach Frankfurt gerade günstig war und "weil es jetzt für mich Richtung Pazifik geht". Seit knapp zwei Jahren lebt der 41-jährige gebürtige Hausener allein auf seinem Segelboot namens Morsa auf dem Meer. Das Einhandsegeln um die Welt ist "das Abenteuer meines Lebens", sagt er.

Dass er einmal ein Weltumsegler werden würde, war wirklich nicht abzusehen. Lars Ohlsen und seine Schwester Yvonne wuchsen im 850-Seelen-Dorf Hausen auf. Außer der Quelle, der Pleichach und dem kleinen Katzenbach gibt es hier kein Wasser. Nach der Realschule lernte Ohlsen Technischer Zeichner, bildete sich zum Maschinenbautechniker weiter, schloss eine weitere Ausbildung zum Kunstschmid an und arbeitete zuletzt in Nürnberg in einer Werkstatt für geistig behinderte Menschen.

Ein stürmischer Tag bei der Überquerung des Atlantiks kurz vor der Ankunft in der Karibik
Foto: Lars Ohlsen | Ein stürmischer Tag bei der Überquerung des Atlantiks kurz vor der Ankunft in der Karibik

Darüber hinaus gründete er 2016 mit seinem Freund Martin Bissert - einem engagierten Kletterer - eine eigene Firma, die Haut- und Bartpflegemittel für Menschen herstellt, "die den Elementen der Natur ausgesetzt sind". Die Kosmetikserie "für Abenteurer, Piratinnen, Piraten, Seemänner und Weltentdeckerinnen" trägt mit "Kapitän Ohlsens Naturkosmetik" seinen Namen. Weil es die heutige Technik erlaubt, kann er als Geschäftsführer von überall auf der Welt seine Firma betreuen und so "finanziell über die Runden kommen".

Das Segeln als Kind schon geliebt

Der Name Ohlsen deutet darauf hin, dass der Vater nicht aus Franken stammt. "Mein Opa war Seemann und ist als Koch sein Leben lang übers Meer gefahren. Auch mein Vater hat das fünf Jahre lang gemacht", erklärt er. Als Kind sei er in den Ferien oft bei Verwandten in Hamburg und bei Freunden an der Nordsee gewesen. "Ich fand das Meer schon immer toll und Segeln zu können, das stand lang auf meiner Wunschliste", gibt der 1,90-Meter große Hüne zu.

Mit Anfang 30 erwarb Lars Ohlsen seinen Segelschein. 2018 war er erstmals etwas länger auf dem Meer unterwegs und kündigte seinen damaligen Job in Nürnberg. 2021 hatte er eine Freundin, die ähnlich gestrickt war, wie er. Mit ihr wollte er "eine Auszeit nehmen". Er bedauert es sehr, dass die Freundschaft auseinanderging. Damals war er jedoch an dem Punkt, "dass ich nicht mehr zurück wollte". Mit seiner Berufs- und Lebenserfahrung sah er sich im besten Alter für eine Weltumseglung: "Ich wollte auf dem Wasser herausgefordert werden." 

So ruhig und sonnig zeigte sich der Atlantik bei der Überfahrt mit der Morsa oft. Dass der Wind immer wieder fehlte, hat Lars Ohlsen Zeit und Kraft gekostet. 
Foto: Lars Ohlsen | So ruhig und sonnig zeigte sich der Atlantik bei der Überfahrt mit der Morsa oft. Dass der Wind immer wieder fehlte, hat Lars Ohlsen Zeit und Kraft gekostet. 

Seine Reise startete Ohlsen im April 2022 in der Nähe von Amsterdam, nachdem er sich nach langer Suche sein Boot Morsa gekauft hatte. Das ist eine 43 Jahre alte und 9,75 Meter lange Stahl-Slup, also ein Segelboot mit einem Mast, einem Großsegel und Vorsegel. Zuerst segelte Lars durch die Nordsee und den Ärmelkanal sowie der Küste entlang bis zu den Kanarischen Inseln. Dort bereitete er sich auf die Überquerung des Atlantiks vor.

Er startete am 8. Januar 2023 und rechnete mit 20 Tagen bis zur Karibikinsel Martinique. Gebraucht hat er für die 2900 Seemeilen (5370 km) lange 31 Tage. Wie er mit den Wetterverhältnissen, dem Einhandsegeln, dem Auf und Ab der Gefühle zwischen Aufregung, Angst, Stolz und unbändiger Freude zurechtkam, wie das Alleinsein und die Auswirkungen des Schlafenzugs waren - all das hielt Lars Ohlsen mit einer Action-Webcam fest. Auf YouTube sind unter dem Stichwort "solosailing" Zusammenschnitte zu sehen.

Ohlsen dokumentiert seine Reise in den Sozialen Medien

Überhaupt teilt Lars Ohlsen seine Abenteuer gern über größere und kleinere Filme auf YouTube. Wie Delphine oder Schildkröten um seine Morsa schwimmen, wie das Plankton im Meer leuchten kann, wie er auf dem Boot kocht oder Segel setzt, welches Beiboot er hat, wie er Akkordeon und Gitarre spielt, singt oder Bücher liest. Er dokumentiert, was er sich auf den Märkten in aller Welt Obst und Gemüse kauft, wie er auf einer exotischen Insel in das Auslaufbecken eines Wasserfalls springt, Landschaften erwandert oder per Bus Inseln erkundet. Oder, dass er auf dem Boot von holländischen Seglern an Heilig Abend mitten in der Karibik und in Shorts Sauerbraten und Klöße isst.

Allein auf dem Segelboot den Atlantik zu überqueren, das sei "die anspruchsvollste Unternehmung gewesen, die ich jemals gemacht habe", sagt der Abenteurer. Im Moment macht er "Inselhopping", reist von einer karibischen Insel auf die nächste. Die Karibik hatte er sich übrigens ganz anders vorgestellt. Ja, es gebe die traumhaften Sandstrände aus den Touristenprospekten, "aber oft auch unwirtliche Steilküsten oder undurchdringlichen Dschungel". Es bestürze ihn, sagt er, dass viele Menschen so arm seien.

Lars Ohlsen mit seiner Mutter Mathilde bei seinem Besuch in seinem Elternhaus in Hausen. 
Foto: Irene Konrad | Lars Ohlsen mit seiner Mutter Mathilde bei seinem Besuch in seinem Elternhaus in Hausen. 

Nächstes Ziel sind die Fidschi-Inseln und Samoa

Für seine nächste große bald anstehende Fahrt über den Pazifik rechnet Ohlsen für die 3600 Seemeilen (knapp 6500 km) mit fünf bis sechs Wochen bis zu den Inseln in Polynesien und Melanesien nördlich von Neuseeland. Er habe sich vorgenommen, mehr Zeit an einem Ort zu verbringen und sich die Fidschi-Inseln, Samoa oder Tonga in Ruhe anzuschauen, meint er. Erst in noch einmal eineinhalb Jahren wolle er wieder daheim sein. "Ich habe ja mein Haus immer dabei", sagt er und spricht von technischen Upgrades, die er vornehmen will, wie das Satelliten-Internet von Starlink, einen neuen Anker für sein Dinghy-Beiboot, eine Drohne und "Sound und Licht für Interviews".

Mathilde Ohlsen indes ließ ihren Sohn nach den zwei Wochen in Hausen ungern wieder ziehen. Aber sie weiß, dass sie den Abenteurer nicht halten kann. Außerdem kann "Kapitän Ohlsen" seine administrative Büroarbeit überall auf der Welt erledigen. Die Naturkosmetikfirma will die Produktpalette erweitern und den Online-Handel ausbauen. Lars Ohlsen arbeitet 40 Stunden in der Woche: "Dafür muss ich aber nicht in Franken in einer Wohnung sitzen." 

 
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Kommentare
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  • Oliver Seitz
    Vielen Dank für den Bericht, werde die Reise von Herr Ohlsen gerne verfolgen.
    Ein Bekannter Würzburger Radiomoderator ist ja auch schon seit Jahren auf den Meeren unterwegs. Da lese ich gerne das Logbuch.
    Diese negativen Kommentare über Reichtum bringen mich zum schmunzeln.
    So eine Reise bringt ne Menge Entbehrungen, alles andere als Luxus.
    Aber man lernt die Welt kennen, dazu gehört Mut und ne Menge Kraft.
    Herr Ohlsen, ich wünsche Ihnen alles Gute und eine gute Reise
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  • Ulrike Schupp
    Mir hat der Artikel auch gut gefallen und ich habe Spaß daran, von zu Hause aus Abenteuer sozusagen mitzuerleben. Aber wenn sie wieder nach Hause kommen, Herr Ohlsen, müssen Sie nicht nur "in einer Wohnung in Franken" sitzen. Man darf hier auch unterwegs sein und täglich kleine Abenteuer erleben 😉
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  • H.J. Schmidt
    Respekt, Herr Ohlsen. Ich wünsche Ihnen alles Gute.
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  • Martin Heberlein
    Die letzten Kommentare zeigen mustergültig, wohin solche Artikel führen: "Der ist toll, aber ich bin leider zu schwach oder zu blöd, auch so zu leben". Sowas macht die Bild-Zeitung seit Jahrzehnten, jetzt auch die Mainpost (vgl. auch die Story über den Immobilientypen neulich). Dass die Bild für "klare Strukturen" eintritt nach dem Motto "Wir da oben, ihr da unten", ist ihrem politischen Weltbild geschuldet. Schließt sich die Mainpost dem jetzt an?
    Ein klitzekleiner Gedanke würde dazu führen, dass nicht die Mehrheit, ja nicht einmal eine kleine Minderheit so ein Leben führen könnte.
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  • Roland Albert
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  • Anton Müller
    Danke für diesen tollen Bericht und für den den Tipp mit dem youtube-Kanal. Da werde ich sicher mal vorbei schauen. Ja, ich bin etwas neidisch auf Hr. Ohlsen - aber ich kriege meinen konservativen Ar*** einfach nicht so hoch, um mein Leben auch so frei zu gestalten. Ich wünsche Hr. Ohlsen immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel!
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  • Hans-Georg Heim
    Beneidens-und bewundernswert wie Herr Ohlsen seinen Lebenstraum aus eigener Kraft erfüllt, leider fehlte mir der Mut und die Entschlossenheit ähnliches zu tun. Um so mehr erfreue ich mich an solchen Berichten, die so positiv in dieser fast nur negativen geprägten Nachrichtenlage herausragen, bitte mehr davon. Für die negativen Kommentatoren ist es scheinbar schon zu spät.
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  • Alexander Götz
    Die Herrschaften, die über diesen Bericht in ihrer eigenen Art und Weise meckern, sind wohl meist auch die, zum Lachen in den Keller gehen🧐

    Wünsche mir den einen oder anderen Artikel in ähnlicher Weise öfter in der MP, negative bestimmen leider heut zu Tage zu oft das Weltgeschehen!

    Und an Hr. Ohlsen: mein Respekt für ihre Entscheidung und weiterhin alles Gute👍
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  • Manfred Englert
    Ich finde das äußerst spannend und beglückwünsche Herrn Ohlsen zu seinem Mut, diese Einhandsegelei mit allen Entbehrungen und bestimmt auch Ängsten auf sich zu nehmen.
    Schade, daß er die Karibik schon wieder verlassen will. Ich hätte ihm noch einen Tip gegeben: Die Mini Insel Providencia, kolumbianisch vor der Küste Nicaraguas gelegen, unbedingt anzusehen.
    Er wird zurückommem und unser Deutschland mit anderen Augen sehen.
    Viel Glück unterwegs
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  • Thomas Hemmerich
    Soll das nun ein Bericht sein? Wofür, warum und für wem? Bringt niemanden etwas außer Hr. Ohlsen, denn man hat sich hier ja nicht mal die Mühe gemacht, keine Werbung zu machen.
    Habe nach dem Lesen ernsthaft geschaut, ob irgendwo das Wort "Anzeige" steht.
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  • Klaus B. Fiederling
    wer ist dieser Lars Ohlsen und wem interessiert, was er tut? Sicherlich reich genug, sonst könnte er nicht die Welt umsegeln. Schade für die Zeit vom Tippen dieses Berichts, braucht niemand.
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  • Ilse Ludwig
    Ich finde sowas sehr interessant...sie brauchen es ja nicht zu lesen...und von wegen reich...da spricht doch nur der Neid...
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  • Alfred Holl
    Naja, eine 43 Jahre alte 10m Jacht kostet oft weniger als ein Auto in der Anschaffung. Bei Vollzeitarbeit leicht zu stemmen.
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  • Stefan Gläßer
    Ich finde es auch einen spannenden Lebensentwurf. Mal was ganz anderes als das ewige Hamsterrad, in dem sich vermutlich 95% aller Erwerbstätigen befinden. Insofern: Alles richtig gemacht, Herr Ohlsen, solange es eben funktioniert.
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  • Hans-Georg Heim
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  • Lars Ohlsen
    Interessante Kommentare.
    Herr Fiederling, interessant, welchen Eindruck ich bei Ihnen erwecke.
    Reich wurde ich in meinem Leben noch nie bezeichnet 😅. Meine Freunde in Deutschland amüsieren sich prächtig.
    Wie Herr Holl geschrieben hat, sind Stahlboote diesen Alters und größe preislich wie ein gebrauchter Mittelklassewagen zu erstehen.

    Und Herr Englert, vielen Dank für den Tipp mit der Insel Providencia. Ich schau mal ob das auf meiner Strecke liegt.

    Liebe Grüße
    Lars
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  • Manfred Englert
    Guten Morgen Herr Ohlsen,

    hoffentlich ist dieses kleine Eiland in Ihrer Karte verzeichnet.
    Ich war vor ca 35 Jahren dort, es gab lediglich fünf, auf Pfählen stehende Holzhäuschen und eine Wellblechhütte, in der eine gewaltige "Mama" den besten Fisch zubereitete, den ich je gegessen habe.
    Providencia liegt westlich der größeren Insel San Andres. Hoffentlich wurde das Inselchen vom gewaltigen Tourismus verschont.

    Eine gute Weiterreise wünsche ich Ihnen, bleiben Sie gesund und bringen Sie Ihre Erfahrungen mit nach Deutschland.

    Liebe Grüße

    Manfred Englert
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  • Peter Kriebel
    Man liest die Überschrift und weiß, was einen in diesem Artikel erwartet.
    Diesen Artikel zu lesen, nur um sich danach ein seiner kleinbürgerlichen Spießigkeit darüber zu echauffieren, sag viel über den Kommentarschreiber aus.
    Ich persönlich finde Berichte über Menschen, die ihre Träume leben, immer wieder inspirierend.
    Ab und zu kann man da sein eigenes Hamsterrad zumindest ein wenig hinterfragen.
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