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Würzburg
Arbeit in einem Atemzug: Roswitha Vogtmann stellt "BildRäume und SchriftZeichen" im Spitäle aus
Schriftzeichen ohne semantische Bedeutung: Roswitha Vogtmann stellt im Würzburger Spitäle aus. 
Foto: Joachim Fildhaut | Schriftzeichen ohne semantische Bedeutung: Roswitha Vogtmann stellt im Würzburger Spitäle aus. 
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 18.03.2024 02:42 Uhr

Wer mit Kunst nichts anfangen kann, sollte in den nächsten Wochen trotzdem mal in das kleine Ex-Kirchlein Spitäle an der Alten Mainbrücke gehen, wo die Ausstellung "Roswitha Vogtmann: BildRäume. SchriftZeichen" hängt. Der Grund: Wie sie dort hängt! So hat man den Raum lange nicht mehr wahrgenommen wie jetzt, wo vier acht Meter lange Bahnen aus Seidenpapier die frühere Altarnische bekleiden. Der Saal wirkt nicht unbedingt größer, aber einheitlicher, vielleicht auch reiner.

'In Bewegung': Hier ist Kunst Schichtarbeit.
Foto: Joachim Fildhaut | "In Bewegung": Hier ist Kunst Schichtarbeit.

Außer man fragt sich, was denn da auf den Schriftrollen steht; außer man will die insgesamt 27 Bilder dieser Schau schwarz auf weiß erklärt bekommen. Das wäre jedoch die falsche Zugangsweise, schon allein weil die vermeintlichen fernöstlich hingetuschten Silben keine Bedeutung im Sinn eines Wörterbuchs haben.Es sind Fantasiezeichen, allerdings nach allen Regeln der japanischen Kalligrafiekunst geschaffen. Das heißt: Vor dem Pinselstrich versenkt sich die Malerin meditativ, beobachtet ihren Luftstrom, bis sie mit einem einzigen Ausatmen das Symbol aufs Papier zieht.

Die Kalligrafien müssen beim ersten Mal sitzen

Die Wörter "Energie" und "Kraft" verwendet Roswitha Vogtmann am häufigsten, wenn sie von dieser Arbeit erzählt. Wenn die Zeichen auch keine semantische Bedeutung haben, sind sie doch mit viel Welt und Mensch aufgeladen. Das sieht man jedem Pinselschwung an und kommt gar nicht auf die Idee, in diesen einfachen Formen abgebildete Motive zu suchen oder auch nur zu assoziieren.

Und dann gibt es in der Ausstellung noch die andere Arbeit, die farbige, die der Vogtmannschen Schriftkunst teils genau entspricht, teils aber entgegengesetzt ist. Letzteres zuerst: Die Kalligrafien müssen beim ersten und einzigen Anlauf sitzen. Kein Zeichen kann korrigiert werden, eine Unstimmigkeit kann mehrere Quadratmeter "Text" ruinieren. Die Arbeit ist mit einem Atemzug getan.

Die Gemälde aus selbstangerührten Acrylfarben baut die Künstlerin dagegen schichtweise auf. Die Grundierung und darauf eher flächige Bildgestaltungen übermalt Roswitha Vogtmann mehrmals so gestisch, wie sie auch ihre SchriftZeichen gestaltet, nur freier und nicht in einem einzigen Arbeitsgang. Oft steht ein Werk wochenlang im Atelier der auf dem Prüfstand, ob es noch eine Ergänzung braucht. Zum Beispiel, um den BildRaum zu vertiefen.

Für ihre aktuelle Ausstellung wählte die Absolventin der Münchner Kunstakademie die leitmotivischen Farben Blau und Grün, weil deren Transparenz so gut zu den Kalligrafien passt. Vogtmann kann aber auch Rot. Deswegen sollten Besucherinnen und Besucher die Apsis hinten nicht übersehen.

Bis 7. April Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei. Sonntags ist die Künstlerin anwesend.

Völlig neue Raumwirkung: das Spitäle und die sehenswerte Roswitha-Vogtmann-Ausstellung.
Foto: Joachim Fildhaut | Völlig neue Raumwirkung: das Spitäle und die sehenswerte Roswitha-Vogtmann-Ausstellung.
 
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