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Würzburg
Aphasie-Tage feiern an der Universität Würzburg Jubiläum
Mit bewegenden Worten schilderte Joshua Lippka, wie er den Schlaganfall seiner Mutter erlebte.
Foto: Thomas Hupp | Mit bewegenden Worten schilderte Joshua Lippka, wie er den Schlaganfall seiner Mutter erlebte.
Bearbeitet von Michael Mahr
 |  aktualisiert: 07.04.2024 02:36 Uhr

Am Anfang war sie völlig ahnungslos gewesen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Doch dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte, hätte Marina Fraas niemals gedacht. 19 Jahre war sie alt, als sich ihr Leben radikal änderte. Davon berichtete die 34-Jährige beim Jubiläum der Würzburger Aphasie-Tage vom 15. bis 17. März an der Uni Würzburg, berichtet das Zentrum für Aphasie und Schlaganfall Unterfranken in einer Pressemitteilung, der folgende Informationen entnommen sind.

Seit 25 Jahren veranstaltet das Zentrum alljährlich einen Aphasie-Kongress. Heuer nahmen zirka 550 Betroffene, Angehörige, Praktikerinnen und Praktiker daran teil. Für den Jubiläumsvortrag zum Thema „Auf Augenhöhe!“ wurde der renommierte Kognitionswissenschaftler Walter Huber aus Aachen gewonnen.

Vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten

Die ersten Wochen und Monate nach einem Schlaganfall, einem Schädelhirntrauma, einem Tumor oder einer Hirnblutung sind eine Tortur. Jeder, der dies durchmachen musste, kann das bestätigen. Doch es gibt vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten.

In zahlreichen Workshops wurden an den drei Kongresstagen Ideen präsentiert, angefangen von der „Kommunikativen Aphasietherapie“ über „Achtsames Atmen“ bis hin zur Peer-to-Peer-Unterstützung zur Steigerung der Lebensqualität. Auf besonders großen Anklang stieß die Podiumsdiskussion mit Betroffenen und Angehörigen unter dem Titel „Von der Krise zur Stärke!?”

Höhepunkt der diesjährigen Würzburger Aphasie-Tage war eine Podiumsdiskussion mit (von links) hinten Walter Huber, Joshua Lippka, Thorsten und Anne Stine Eick, Marina Fraas, Sebastian Uhlig und vorne Iris Eilering.
Foto: Thomas Hupp | Höhepunkt der diesjährigen Würzburger Aphasie-Tage war eine Podiumsdiskussion mit (von links) hinten Walter Huber, Joshua Lippka, Thorsten und Anne Stine Eick, Marina Fraas, Sebastian Uhlig und vorne Iris Eilering.

Für Marina Fraas war es drastisch, plötzlich im Rollstuhl zu sitzen: “Ich war Leistungssportlerin, bin gerannt, habe Fußball gespielt.” Nicht laufen zu können, war für sie noch viel schrecklicher als das Nicht-Lesen-Können. Ihren ganzen Ehrgeiz setzte die Studentin daran, den Rollstuhl wieder zu verlassen. Entgegen den Erwartungen der Experten hatte sie schon nach wenigen Monaten Erfolg. Marina Fraas stand aus dem Rolli auf.

Durch die Erkrankung ein neues Leben gewonnen

Iris Eilering, die vor zwei Jahren einen Schlaganfall erlitt, sitzt immer noch im Rollstuhl. Doch sie leidet darunter nicht. Durch die Erkrankung habe sie ein völlig neues Leben gewonnen, berichtete die 50-Jährige. Heute habe sie eine viel innigere Beziehung zu ihrem Sohn und ihrer Tochter. „Ich bin ebenfalls sehr an allem gewachsen“, bekannte ihr Sohn Joshua Lippka.

Die Krankheit Schlaganfall hat nicht immer untrügliche Kennzeichen. Im Falle von Thorsten Eick wurde das Ereignis zunächst nicht erkannt, weshalb er bis heute mit gravierenden Beeinträchtigungen zurechtkommen muss. Sein wichtigstes Ziel war es, wieder Arbeit zu finden. Etliche Anläufe scheiterten. Heute arbeitet der 57-Jährige in einem Hort. "Ich bin so glücklich, dass ich endlich angekommen bin."

Umgang mit Patienten kein Ruhmesblatt

Einen Schlaganfall zu erleiden, bedeutet für Betroffene und Angehörige eine Katastrophe von nie gekanntem Ausmaß, bestätigte Walter Huber im Jubiläumsvortrag. Dem Neurolinguisten zufolge verzeichnet die Medizin bei Schlaganfällen große Erfolge: „Die Akutversorgung ist auf einem sehr hohen Niveau, die Sterblichkeitsrate ging seit 1998 auf 60 Prozent zurück.“

Kein Ruhmesblatt hingegen sei der Umgang mit den Patienten. „Die körperlichen, kommunikativen, sozialen und emotionalen Folgen des Schlaganfalls werden nur selten beachtet“, kritisierte der Referent. Die Selbsthilfe gelte es, zu stärken. Unbedingt vonnöten seien nicht zuletzt die Würzburger Aphasie-Tage: „Durch sie habe ich Menschen mit Aphasie mehr und mehr verstanden, danke, dass ich all die Jahre dabei sein durfte.“

 
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