Eine Aphasie wird als ein radikaler Wandel des eigenen Lebens erfahren. Davon erzählten in zwei Foren Aphasikerinnen und Aphasiker beim Online-Kongress des Zentrums für Aphasie & Schlaganfall Unterfranken, an dem 650 Betroffene, Angehörige und Profis teilnahmen.
So ging es in einem der Foren um das Thema "Beziehung" - ein zentrales Thema für Aphasikerinnen und Aphasiker, heißt es in einer Pressemitteilung des Zentrums für Aphasie und Schlaganfall Unterfranken. Es ging um Fragen wie: Wie ist es möglich, trotz der sprachlichen Behinderung einen Partner zu finden? "Das war eine Wahnsinnsrunde", hieß es demnach im Chat angesichts der großen Offenheit, mit der die Diskussionsteilnehmer über sich und ihre Erfahrungen sprachen.
Aphasie zwingt auch Angehörige in eine Lebensform hinein, die sie nicht gewählt haben. Davon erzählten Partnerinnen und Partner von Menschen, die von Aphasie betroffen sind in einem Workshop. "Das ganze Lebensmodell fällt in sich zusammen, wenn man realisiert, dass das, was man gerade erlebt, kein vorübergehender Zustand ist, sondern dass es niemals mehr so sein wird wie zuvor", berichtete eine 56-jährige Angehörige. Lange habe sie versucht, den Schmerz über das Verlorene mit sich selbst auszumachen: "Im Nachhinein glaube ich, dass dies falsch war." Man könne nicht immer so tun, als sei man die Starke: "Ich hätte öfter mit meinem Mann weinen sollen."
Selbsthilfegruppen dürfen nicht zu Trauergruppen werden
Beim zweiten Forum ging es um die Frage, wie die Aphasiker-Selbsthilfe zukunftsfähig fortentwickelt werden könnte. "Wir müssen einen Weg finden, Selbsthilfe hip zu machen", forderte Matthias Beck. Natürlich sei es ungemein tragisch, die Sprache zu verlieren: "Aber Selbsthilfegruppen dürfen nicht zu Trauergruppen werden." Gruppen für jüngere Menschen sollten von einem optimistischen Geist getragen werden: "Ich hab überlebt, jetzt mach ich Party!"