Die Interessengemeinschaft Wilhelm-Hoegner-Straße (IG) in Estenfeld, die nahezu die Hälfte der Grundstückseigentümer vertritt, wehrt sich gegen den erhobenen Vorwurf, unsolidarisch zu sein. Es geht um die Öffnung der Straße. Diese wurde schon vor Jahrzehnten vom Gemeinderat beschlossen. Doch Anwohner sind dagegen – mittlerweile haben sie vom Gericht recht bekommen.
Was ist rechtlich in Ordnung?
„Wir wehren uns gegen den Vorwurf, dass wir durch das Nicht-Öffnen der Wilhelm-Hoegner-Straße in Kauf zu nehmen, dass die Konrad-Adenauer-Straße zusätzlich belastet wird“, sagt Wolfgang Laschka, Sprecher der IG gegenüber dieser Redaktion. Eberhard Wunderlich, der zweite Sprecher, fügt hinzu: „Wir wollen nur ein normales Bauleitverfahren, damit rechtlich alles in Ordnung ist. Dann wären wir auch für eine Öffnung der Hoegner-Straße zur Würzburger Straße.“
Dieses „rechtlich in Ordnung“ sieht aktuell so aus, dass die IG und die Gemeinde seit Jahrzehnten streiten, eingesponnen in einem Netz aus Beschlüssen, Gutachten, einstweiligen Verfügungen, Gerichtsurteilen und Anwaltsschreiben, die ganze Aktenschränke füllen.
Zwei Häuser sind stark belastet
Im Fokus stehen zwei Mehrfamilienhäuser am Wendehammer der Hoegner-Straße, nah an der Würzburger Straße. Sie sind laut IG die „immissionsmäßig meist belasteten Häuser von Estenfeld und dem gesamten Verkehr der Würzburger Straße nach und aus Estenfeld mit Ausnahme des Westringverkehrs ausgesetzt“.
Der Gemeinderat habe in seinen Beschlüssen „die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander nicht gerecht“ abgewogen. Und: Der Grüngürtel am Ende der Straße sei nach Ansicht der IG entgegen eines entsprechenden Ratsbeschlusses ausgedünnt worden. Eine dritte Einmündung zur Würzburger Straße innerhalb von 200 Metern würde zudem das Unfallrisiko erhöhen.
Der jahrelange Rechtsstreit beruht nach Ansicht der IG auf der Tatsache, „dass die Gemeinde Estenfeld die gesetzlichen Vorgaben nicht beachtet und mit fehlerhaften Gutachten arbeitete“. Nicht zuletzt würde der Gemeinderat „Alternativvorschläge zur Minimierung des Verkehrs aus der Wilhelm-Hoegner-Straße in die Konrad-Adenauer-Straße in keiner Weise würdigen“.
Bürgermeisterin: IG mutet Verkehr anderen Anwohnern zu
Bürgermeisterin Rosi Schraud hat den IG Unsolidarität vorgeworfen. „Die dortigen Anwohner wollen wohl ihren eigenen Straßenverkehr nicht haben, sondern ihn den Anwohnern der Konrad-Adenauer-Straße zumuten“, erklärt sie gegenüber der Redaktion.
Sie verweist auf einen ihrer Ansicht nach gültigen Gemeinderatsbeschluss, mit dem ein Bauleitverfahren zur Öffnung der Hoegner-Straße als vierte Änderung des Bebauungsplans „Westlich der Konrad-Adenauer-Straße“ eingeleitet wurde . Dass die Vorschläge der IG nicht berücksichtigt seien, träfe auch nicht zu, sagte die Bürgermeisterin und erinnerte an den Bürgerantrag von vor einigen Monaten.
Den hätte der Gemeinderat wegen formaler Fehler nicht behandeln müssen, doch die Räte nutzten die Gelegenheit, ihren ablehnenden Standpunkt erneut darzustellen. Im Bürgerantrag hatten die Unterzeichner die Schließung der oberen Querstraße zur Konrad-Adenauer-Straße vorgeschlagen.
Auch der aktuelle Vorschlag der IG, im Neubaugebiet „Am Westring“ eine Querstraße einzuplanen, damit der Verkehr dort auf den Westring abfließen kann, dürfte im Rat abgelehnt werden. „Von dieser Straßenverbindung zur Hoegner-Straße haben wir dem Planer abgeraten“, sagt die Bürgermeisterin. Die Bewohner sollten lieber mit dem Fahrrad oder zu Fuß in Richtung Ort unterwegs sein, „um die Hoegner-Straße nicht noch mehr zu belasten“.