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WÜRZBURG
Anton Halbich und das Schach-Genie
Schach-Mann: Anton Halbich mit seinem Zeitungs-Artikel über Bobby Fischer im Felicia am Main, auf dem Schachbrett seine Lieblingseröffnung, die Königindische.
Foto: Thomas Obermeier | Schach-Mann: Anton Halbich mit seinem Zeitungs-Artikel über Bobby Fischer im Felicia am Main, auf dem Schachbrett seine Lieblingseröffnung, die Königindische.
Herbert Kriener
Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 08.05.2016 03:24 Uhr

Das Programmkino Central in der Maxstraße zeigt vom 5. bis 11. Mai den Doku-Spielfilm „Bauernopfer – Spiel der Könige“. Es geht um den legendären Schachweltmeister Bobby Fischer aus den USA und das Spiel gegen seinen russischen Herausforderer Boris Spassky mitten im Kalten Krieg. „Ein sehenswerter Film. So ein Genie gibt es nur alle 200 Jahre“, sagt Anton Halbich. Er hat bei der Schach-Olympiade 1970 in Siegen vier Stunden neben Bobby Fischer gesessen.

Seit fast 50 Jahren ist Halbich freier Mitarbeiter dieser Zeitung, hat die Schachspalte gefüllt und Schachberichte geschrieben. Lange Jahre hat er selbst Turnierschach gespielt und Titel gewonnen. Den letzten holte er mit 73 im Blitzschach beim Albert-Schlund-Gedächtnisturnier in Eichstätt. Jetzt ist er 75 und hat Turnierschach aufgegeben: „Sechs Stunden Hochspannung und dann die gute Stellung verpatzen - nein, das brauche ich nicht mehr“ sagt er. Aber Blitzschach im Internet spielt er immer noch gerne.

Damals, bei Bobby Fischers großem Auftritt in Siegen, war Halbich Lehrer in Iphofen, Leiter der dortigen VHS-Zweigstelle, Gründer der Jung-Kolping und des Schachclub Iphofen. Beim Bäckermeister Altenhöfer haben sie immer trainiert. „Seit 1962 waren wir uns sicher, dass Fischer Weltmeister wird“, erinnert sich Halbich.

Im September 1970 fuhr er mit seinem VW-Käfer nach Siegen, begleitet von einem Iphöfer Schach-Fan. Über Bobby Fischer wusste Halbich alles: Im New Yorker Stadtteil Brooklyn war er aufgewachsen, war Klassenkollege von Barbara Streisand. Dann hat er die Schule abgebrochen. „Was soll ich mit diesem Quatsch von Schule, ich werde sowieso Schachweltmeister“, erinnert sich Halbich an Fischers Worte.

An diesem 19. September saß Bobby Fischer im olympische Wettstreit wieder einmal Boris Spassky aus der UdSSR gegenüber. Gebannt verfolgte Halbich, wie der Russe den Amerikaner mit seiner Botvinnik-Variante in die Grünfeld-Verteidigung zwang – und gewann wie zweimal schon zuvor.

Zwei Jahre später steht in Reykjavik das „Match des Jahrhunderts“ an. Wieder sitzen ich der US-Schachweltmeister und der russische Großmeister Boris Spassky gegenüber. Es ist die Zeit des Kalten Krieges, und so geht es in dem nun angelaufenen Spielfilm nicht nur um das spannende Match, sondern auch um das Aufeinandertreffen der politischen Systeme. Fischer siegte in diesen unglaublichen Krimi und wurde Weltmeister. Im gleichen Jahr wurde Halbich Polizeihauptlehrer in Würzburg.

2008 starb das amerikanische Schachgenie an jenem Ort seines großen Erfolges, und Anton Halbich durfte dazu den großen Rückblick auf das aufregende Leben des Meisters in dieser Zeitung schreiben und dazu ein Interview mit seinem Schachfreund Lothar Schmid, der als „Weltschiedsrichter des Jahrhunderts“ diese legendäre Partie in Reykjavik geleitet hatte.

 
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  • B. S.
    es gibt noch viele weitere spannende Geschichten rund um Bobby Fischer wie z. B. sein "Versteck" in der Pulvermühle bei Bamberg. Genie und Wahnsinn lagen sehr dicht beieinander, das königliche Spiel auf diesem Level ist für uns Amateure nicht zu verstehen.
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