zurück
WÜRZBURG
Ansätze für eine nachhaltige und soziale Wirtschaft
Das gleiche Ziel: Antoine Habersetzer von der Hochschulgruppe Weltladen, Franz-Josef Radermacher vom Club of Rome, Florian Lessing vom AK Ökologie und Estelle Herlyn vom Ökosozialen Forum Deutschland (von links) wollen das Thema Nachhaltigkeit an die Uni Würzburg bringen.
Foto: Regine Beyss | Das gleiche Ziel: Antoine Habersetzer von der Hochschulgruppe Weltladen, Franz-Josef Radermacher vom Club of Rome, Florian Lessing vom AK Ökologie und Estelle Herlyn vom Ökosozialen Forum Deutschland (von links) ...
Von unserem Redaktionsmitglied Regine Beyss
 |  aktualisiert: 20.01.2012 13:33 Uhr

Notizen brauchte er nicht. Und erst recht keine Powerpoint-Präsentation. Franz-Josef Radermacher weiß, wovon er spricht – und wie er es vermitteln kann. Zum Auftakt der ersten Würzburger Hochschultage Ökosoziale Marktwirtschaft und Nachhaltigkeit präsentierte das Mitglied des „Club of Rome“ seine Vision einer ökosozialen Marktwirtschaft. Eine Vision, die offenbar noch in weiter Ferne liegt, aber für ihn nicht unerreichbar ist.

„Es ist etwas falsch an unserem weltökonomischen System“, sagte Radermacher. „Sonst würde dabei ja längst herauskommen, was wir eigentlich wollen: Die Würde aller Menschen, also das Gegenteil von Hunger, sowie der Schutz von Umwelt, Klima und Biodiversität.“ Die Menschen hätten das Recht, die Ökonomie so zu gestalten, wie sie es möchten – und nicht umgekehrt. Dafür seien natürlich Experimente und Vorreiter möglich. „Nur weil etwas noch nie ausprobiert wurde, ist es nicht falsch“, findet der Wirtschaftswissenschaftler, auch mit Bezug auf die deutsche Energiewende.

Spätestens 2050 bräuchte die Welt eine Lösung, um für zehn Milliarden Menschen einen nachhaltigen Wohlstand zu gewährleisten. „Geht das überhaupt?“, fragte Radermacher zurecht. Seine Lösungsvorschläge: technischer Fortschritt, Global Governance und eine regulierte Wirtschaft. „Letztendlich entscheiden die Regeln, in welche Richtung die berühmte unsichtbare Hand des Marktes zeigt“, erklärte der Professor. Und diese Regeln müssen seiner Meinung nach unbedingt global, nicht national gestaltet werden: „Wir brauchen eine Weltinnenpolitik. Wir müssen einen gemeinsamen globalen Kontext finden.“

Junge in der Verantwortung

Nicht unerwähnt ließ Radermacher die besondere Verantwortung der jungen Generation, schließlich sprach er im Audimax der Uni Würzburg. „Sie sind die Waffen gegen die Plünderer“, sagte er. „Wir müssen die kollektive Intelligenz mobilisieren und erzwingen, dass sich das Denken endlich ändert.“

Dafür hatte kurz zuvor auch schon einer seiner Vorredner plädiert, wenn auch mit anderer Intention. Rainer Thome rief dazu auf, die Menschen aufzuklären und ihnen die Entscheidung zu überlassen. In der Podiumsdiskussion zum Thema „Wie viel Markt verträgt der ökologische Wandel?“ unterstrich der Würzburger Professor mehrfach die Bedeutung des Marktes, der alles regeln könnte. „Haben wir denn die Weisheit mit Löffeln gefressen, dass wir wissen, was das Beste ist?“, provozierte er seine Zuhörer. Sein Kontrahent, der Grünen-Politiker Eike Hallitzky, wollte das nicht auf sich sitzen lassen: „Es ist wichtig, das eigene Handeln zu reflektieren, aber die einzelne Kaufentscheidung wird nichts ändern. Die Politik muss einen Rahmen vorgeben.“ Es sei naiv zu glauben, dass der Markt schon die richtigen Lösungen hervor bringen wird.

Dem stimmte auch der Würzburger Politikwissenschaftler Matthias Gsänger zu. „Es braucht Kontrolle und Druck, damit aus Umweltwissen ein Umweltbewusstsein und schließlich auch umweltbewusstes Handeln wird.“ Der Marketing-Experte Heiko Rittweger hoffte darauf, dass die Politik den Markt reif macht für Umweltaspekte. „Wenn die Unternehmen Marktpotenzial sehen, dann werden nachhaltige Produkte auch interessant.“

Ansätze für einen ökosozialen Wandel der Wirtschaft lieferten sowohl die Podiumsdiskussion als auch der anschließende Vortrag genug. Um die konkrete Umsetzung soll es an diesem Samstag gehen. Im Rahmen der dreitägigen Hochschultage finden fünf Workshops rund um das Thema Nachhaltigkeit statt.

Noch Plätze frei

Kurzentschlossene können sich an diesem Samstag noch den Workshops der Würzburger Hochschultage anschließen. Das Angebot richtet sich nicht nur an Studenten, sondern an alle interessierten Bürger. Der Eintritt ist frei.

In folgenden Workshops sind noch Plätze frei:

• „Studium Ökologicum: Initiierung einer Schlüsselqualifikation – Nachhaltigkeit an der Uni Würzburg“,

• „Wichtige Umweltaspekte an der Uni Würzburg – eine Do-it-yourself-Analyse“ und

• „Lokale Agenda 21: ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept für Würzburg“. Die Kurse beginnen um 10 Uhr im Zentralen Hörsaal- und Seminargebäude am Hubland.

Auch der Workshop „Wie bringe ich Kindern und Jugendlichen nachhaltigen und kritischen Konsum bei?“ ist noch nicht ausgebucht. Er beginnt um 11 Uhr im Botanischen Garten der Uni Würzburg, Julius-von-Sachs-Platz 4.

Im Anschluss an die Workshops findet ab 17.45 Uhr im Zentralen Hörsaal- und Seminargebäude ein „Markt der Möglichkeiten“ statt, bei dem sich lokale Initiativen und Projekte vorstellen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Allgemeine (nicht fachgebundene) Universitäten
Club of Rome
Franz Josef Radermacher
Marktwirtschaft
Podiumsdiskussionen
Umweltaspekte
Vorlesungssäle
Workshops
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top