
Massenandrang am Freitagabend vor der Würzburger Posthalle. 600 Menschen, so schätzt die Polizei, stehen vor der Tür. Per Megafon entschuldigt sich Annalena Baerbock, die grüne Außenministerin, bei denen, die nicht mehr in die proppenvolle Halle eingelassen werden. Zum Trost gibt es ein Gruppenselfie in der Kälte.
Drinnen in der Halle sitzen und stehen, teils dicht gedrängt, 1800 Menschen jeden Alters, darunter auffallend viele Jugendliche. Gerhard Müller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bezirk Unterfranken, scherzt, bei den strengen Sicherheitsvorkehrungen dürfe man "nicht mal seinen Fahrradhelm" mitbringen: "Das ist natürlich schwierig für uns Grüne."

Es dauert eine ganze Weile, bis sich das Publikum so verteilt hat, dass alle Fluchtwege der Halle frei sind.
Würzburger Kandidaten: Martin Heilig und Jessica Hecht nutzen die große Bühne
Martin Heilig, Würzburgs Klimabürgermeister, nutzt die große Bühne für die bevorstehende Oberbürgermeister-Wahl in der Stadt: Er stehe dafür, Straßenbahnstrecken auszubauen, die Multifunktionsarena Realität werden zu lassen und eine CO2-neutrale Wärmeversorgung in Würzburg zu schaffen.
Auch Jessica Hecht, Würzburger Direktkandidatin der Grünen bei der Bundestagswahl am 23. Februar, gibt sich kämpferisch: "Wir Erwachsene" müssten für unsere Kinder mehr Verantwortung übernehmen, etwa marode Schwimmbäder und Turnhallen sanieren, "Schuldenbremse hin oder her".
Großer Applaus brandet auf, als die Außenministerin die Bühne betritt und sogleich verspricht, zum OB-Wahlkampf im Mai erneut nach Würzburg zu kommen.
Baerbock will im Mai erneut nach Würzburg kommen - im OB-Wahlkampf
Ihre Wahlkampfrede beginnt Baerbock nachdenklich mit leisen Tönen: Sie sei wie so viele andere in Deutschland in "Frieden, Freiheit und Demokratie" hineingeboren worden - "ein Geschenk, das nicht vom Himmel gefallen ist, sondern das andere für uns erarbeitet haben".
Ganze 38 Minuten dauere ein Flug vom zerstörten Bürgerkriegsland Syrien in die Sicherheit des europäischen Luftraums. Sie sei dankbar, hier in Frieden leben zu können. Friedens,- Außen,- und Entwicklungspolitik seien "kein Gedöns", sondern extrem wichtig.

Als die 44-Jährige auf den Konflikt im Nahen Osten zu sprechen kommt, schreien zwei Männer und eine Frau minutenlang dazwischen: "Wie viele Menschen sind genug? Free Palestine!" Sicherheitskräfte bringen die drei nach draußen. Die Außenministerin sagt: "Mein Appell an Sie: Sehen Sie das Leid nicht nur auf einer Seite."
Baerbock: Vielfalt, andere Blickwinkel und Kompromisse bereichern
"Zusammen" ist ihr Wahlkampf-Slogan des Abends, "nach innen wie nach außen", sagt die Kanzlerkandidatin von 2021 und ehemalige Parteivorsitzende. Vielfalt sei eine Bereicherung, keine Schwäche. Es dürfe keine Bürger erster und zweiter Klasse geben.
Auch andere Blickwinkel und Kompromisse seien in der Politik eine Bereicherung: "Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen", sagt Baerbock. Und als Seitenhieb auf die Bemerkung von CSU-Chef Markus Söder, "Die Grünen passen nicht zu uns", meint sie, das könne nur einen Grund haben: "Man hat noch nicht oft genug Bratwurst miteinander gegessen." Größter Gegner aller demokratischer Parteien seien die Extremisten.
Natürlich sei nicht alles gut in Deutschland. Es gebe viel zu verbessern. Annalena Baerbock nennt Beispiele aus der Bildungspolitik: "Es ist zutiefst ungerecht, dass der Schulerfolg in unserem Land immer noch vom Einkommen der Eltern abhängt".
Zur Asylpolitik sagt sie: "Diejenigen, die unser Asylsystem missbrauchen, haben keinen Platz in Deutschland. Aber diejenigen, die vor Islamisten fliehen, hier arbeiten und Steuern zahlen, sollen bleiben dürfen". Und zum Klimaschutz: "Klimaschutz ist Menschenschutz, nicht nur Naturschutz", das werde angesichts der aktuellen Feuer-Katastrophe in Kalifornien deutlich.
Angesichts der Umfragewerte extremer Parteien gibt sich die Grünen-Politikerin kämpferisch: "Wir lassen uns unser großartiges Land nicht schlechtreden!" Und sie warnt: Was vor einem Jahr noch bei einem Geheimtreffen in Potsdam besprochen wurde, stehe jetzt offen im Wahlprogramm der AfD: "Niemand kann nachher sagen: Er habe es nicht gewusst!"
"Frau, die anpackt": Überwiegend positive Reaktionen aus dem Publikum
Nach rund zwei Stunden Wahlkampfrede fallen die Reaktionen aus dem Publikum überwiegend positiv aus: "Eine Frau, die anpackt", sagt Gundi Rachle aus Sennfeld. "Ein weibliches Vorbild, sehr beeindruckend", findet Sonja Hofmann aus Bamberg. "Eine freie, mitreißende Rede", meint Susanne Götz aus Würzburg.

Stefan Goldacker aus Höchberg hätte sich von Baerbock mehr Lösungsansätze gewünscht. Evelyn Wisst aus Karlstadt hat bei der Familienpolitik das Thema "Geburtshilfe" vermisst. Und Rainer Metz aus Würzburg meint: "Ich finde sie persönlich sehr gut. Nur bei der Migrationspolitik sollte sie mehr Realität reinbringen."
Bei Mario Postler aus Margetshöchheim, der sich eine Woche zuvor Markus Söder angehört hatte, kam Annalena Baerbock "kompetent und kämpferisch" rüber. Wie die meisten Befragten sagt er aber auch, er habe sich noch nicht entschieden, welche Partei er am 23. Februar wählen wird.
Wie drollig, das aus dem Mund derer zu hören, die diesen Mißbrauch millionenfach ermöglich hat und sich noch heute dagegen sträubt, endlich Maßnahmen dagegen zu ergreifen.
Aber das grüne Publikum scheint es nicht mal zu merken.
In deren Fachbereich fällt die Durchführung von Asylverfahren.
"Asylmissbrauch" war bereits bspw. das Herzensthema des CSU-Ministerpräsidenten und Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber. Unschwer nachzurecherchieren.
Und Fakt bleibt:
Innenminister 2015 war Thomas de Maiziére (CDU), danach kamen Horst Seehofer (CSU) und Nancy Faeser (SPD) - also wie genau haben die Grünen im Alleingang "millionenfachen Asylmissbrauch ermöglicht"... ?
Reine Fantasie. Und im übrigen zählt das Jetzt....!
Das "Dilemma" sind die Fluchtursachen; vor allem Krieg, Diktatur, Folter, Hungersnot, Armut, kurzum die globale Ungleichheit.
Welchen Einfluss hat also bitte eine einzelne deutsche Partei - egal welche - auf diese Fluchtursachen? Man könnte vielleicht einmal anfangen, ernsthaft nach gangbaren Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen zu suchen anstatt nur Angst-Parolen zu reproduzieren und eine Illusion von "Abschottung" zu pflegen, wie das Stoiber schon vor 30 Jahren tat (und bereits damals zurecht starken Widerstand provozierte).
Boah! Sich so bei diesem CSU-Populisten anzubiedern geht gar nicht, Frau Baerbock!
Mit Söder isst man ebensowenig eine "Bratwurst" wie mit....genau dem!
Und wenn Frau Baerbock mal wieder in das viele hunderttausend Kilometer entfernt liegende Syrien fliegt (Linie?; immerhin Langstrecke und nicht Kurzstrecke wie FFM-Luxemburg), dann sollte das Flugzeug in Damaskus vor dem Rückflug auf jeden Fall um 360 Grad wenden. Eventuell kommt sie dann allerdings etwas verspätet zur Veranstaltung im Mai. Aber das fällt ihr dann schon selber auf. Guten Flug.
bei einem erdumfang von etwas mehr als 40000 kilometern muss es sich anscheinend auf dem mond befinden.
oder aber die annalena fliegt, so wie tausende türkeiurlauber jedes jahr ein paar runden um den planeten um ihr ziel zu erreichen.
Die Erwähnung der "100.00 Kilometer" stellt lediglich ein Zitat der an Zitaten reichen veröffentlichten Äußerungen der Frau Baerbock dar.
In denen geht es bspw. um "360-Grad-Wenden, Länder, die Hunderttausende Kilometer entfernt liegen!!!!!, Kobolde in Akkus, das Stromnetz als Speicher, Solala-Energie und Panzerkriege im 19. Jahrhundert."(Zitate unvollständig).
Nun ja, aber bei dieser Begeisterung in den Posthallen; da kann man schon mal kritiklos werden.