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WÜRZBURG
Angela Merkel hielt Mutrede in Würzburg
Beim Diözesanempfang hielt die Kanzlerin ein Plädoyer für eine offene Gesellschaft. Gleichzeitig zeigte sie Verständnis für das Bedürfnis der Bürger nach Sicherheit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann beim Händeschütteln im CCW.
Foto: Ivana Biscan | Bundeskanzlerin Angela Merkel und Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann beim Händeschütteln im CCW.
Achim Muth
 und  Michael Czygan
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:31 Uhr

Einen eindringlichen Appell für den Zusammenhalt in einer offenen Gesellschaft richtete Bundeskanzlerin Angela Merkel an die 2000 Besucher des Diözesanempfangs am Montagabend im Würzburger Congress Centrum (CCW).

Die CDU-Chefin nutzte ihre gut 30-minütige Rede zu einem Plädoyer für das Ehrenamt in Deutschland, dem sie großen Respekt zollte. Merkel dankte auch den Kirchen sowie dem Land Bayern, die „bei der Aufnahme von Flüchtlingen Herausragendes geleistet haben“. Zum Thema Integration erklärte sie, „wir haben Vieles vorangebracht“ und „wir können erwarten, dass die, die zu uns kommen, sich an unsere friedliche Werteordnung halten.“

In ihrer Rede ging die Kanzlerin auch auf die Anschläge des vergangenen Jahres in Europa ein: „Die Bürger erwarten mit Recht, dass wir Sicherheit und Freiheit so gut wie möglich garantieren“, erklärte sie und legte nach: „Wir müssen unseren Sicherheitsbehörden die richtigen Instrumente in die Hände geben.“

Der Beitrag der Kanzlerin war mit Spannung erwartet worden, da zuletzt der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer die Zukunft der Union an die Einführung einer Obergrenze für Flüchtlinge geknüpft hatte. Merkel ist ein strikter Gegner einer Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen. In Würzburg ging die 62-Jährige auf diesen offenen Konflikt nicht ein. Vielmehr richtete sie Worte des Mutes an die Menschen in Deutschland, die Herausforderung durch Globalisierung und Digitalisierung selbstbewusst anzugehen.

Ja zum Religionsunterricht

Für sie gibt es keine Alternative zu einer offenen Gesellschaft: Wer sich in einem dunklen Raum abschotte, sei zwar vor Wind und Regen geschützt, sei aber abgeschieden von Licht und Luft.

Den Geistlichen im Saal dürfte Merkels klares Bekenntnis zum Religionsunterricht in Deutschland besonders gefallen haben: In heutigen Zeiten sei er „eher wichtiger als weniger wichtig“. Dabei gehe es um Herzens- und Gewissensbildung. Nach ihrem Vortrag erhielt die Kanzlerin lang anhaltenden Applaus.

Fotoserie

In seiner Begrüßung hatte Bischof Friedhelm Hofmann seinen prominenten Gast Merkel ausdrücklich aufgefordert, den beschrittenen Weg weiterzugehen. „Es gibt uns Menschen nicht ohne die Offenheit für andere“, so der Bischof. Das „christliche Ethos der Solidarität“ dürfe in der Gesellschaft nie verloren gehen. „Es ruft uns dazu auf, den Nächsten zu lieben und Frieden zu stiften.“ Ablehnung oder gar Hass hätten hier keinen Platz.

Vor dem CCW demonstrierten Mitglieder des Asylarbeitskreises der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) gegen die jüngsten Verschärfungen des Asylrechts durch die Bundesregierung. Vor allem die Abschiebungen nach Afghanistan sind den Flüchtlingshelfern ein Dorn im Auge. Das Land sei im Gegensatz zu den Beteuerungen der Regierung keineswegs sicher.

Eintrag ins Goldene Buch

Merkel trug sich gleich nach ihrer Ankunft ins Goldene Buch der Stadt Würzburg ein. Oberbürgermeister Christian Schuchardt hatte es extra ins CCW bringen lassen.

Nach dem offiziellen Teil nahm sich die Bundeskanzlerin noch ein wenig Zeit, für einen Schluck Frankenwein im Foyer des CCW. Angeregt plauderte sie mit Bischof Hofmann, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Kardinal Reinhard Marx.

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Sie gehörten zu einer langen Liste von 170 Ehrengästen, darunter auch Justizminister Winfried Bausback (Aschaffenburg) sowie der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster (Würzburg) und die evangelische Regionalbischöfin Gisela Bornowski.

Für die musikalische Umrahmung des Empfangs hatte die Gruppe „Blechschaden“, bestehend aus Musikern der Münchner Philharmoniker, gesorgt.

Schöppeln mit der Kanzlerin: Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Kardinal Reinhard Marx, Bischof Hofmann und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (von links) beim Anstoßen mit Angela Merkel.
Foto: Achim Muth | Schöppeln mit der Kanzlerin: Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Kardinal Reinhard Marx, Bischof Hofmann und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (von links) beim Anstoßen mit Angela Merkel.
 
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  • H. E.
    Erst Alles ohne Beachtung von Grundrechten, konzeptlos und unkontrolliert reinlassen;
    dann die Aussage...."Gleichzeitig zeigte "Sie" Verständnis für das Bedürfnis nach
    Sicherheit...", läßt die ideolgische Verblendung erkennen.

    Vom Rest der scheinheiligen Widersprüche ganz zu schweigen.

    Sollte demnächst ihren Antrittsbesuch bei Präsident Trump wahrnehmen.
    Dürfte spannend, oder auch "lustig" werden....
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  • M. W.
    Wer gibt Ihnen eigentlich das Recht, sich auf diesem Flecken der Erde aufzuhalten? Hier zu wohnen? Ist es der Staat? Wer ist der Staat? Der Staat ist nichts Reales, sondern nur eine Idee in den Köpfen der Menschen. Genauso wie das Konzept „Grenzen“ nur eine fixe Idee ist, zugegebenermaßen eine sehr weit verbreitete. Ich würde Grenzen aus einem bestimmten Blickwinkel heraus als Massenwahn bezeichnen. Denn letztlich leben wir als Menschen auf der Erde und sitzen alle im selben Boot. Grenzen können wir uns eigentlich nicht mehr leisten.
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  • M. G.
    Oh, jetzt werden Sie aber SEHR grundsätzlich. Ich glaube NICHT daß Sie DIESES Fass aufmachen wollen.

    Sie haben natürlich Recht: Grenzen und Territorien sind lediglich eine Idee.

    Aber wenn Sie alles zur Disposition stellen wollen was nur eine Idee in unseren Köpfen ist, dann stellen sie die Grundlagen des Zusammenlebens insgesamt in Frage.

    Denn auch Eigentum ist eine Idee. Dann behaupte ich als Nächstes daß Eigentum nur ein "Massenwahn" ist und nehme Ihnen Ihres weg. Sie werden mich daran hindern wollen und schon sind wir bei körperlicher Gewalt gelandet.

    Aber auch alle Gesetze sind lediglich eine Idee. Auch das Geld ist eine Idee. Selbst die eigene Identität bzw. das Ego ist nur eine Idee. Neurologen bezeichnen es als als Illusion, ebenso wie die Zen-Buddhisten (vgl. Thomas Metzinger, "Der Ego-Tunnel").
    Schaffen wir die Persönlichkeit / Ego/ Identität also auch gleich ab?
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  • M. W.
    So grundsätzlich sehe ich es durchaus. Ihr Kommentar geht also in die richtige Richtung. Privateigentum: auch so ein überschätztes Konzept, und das sog. „Ego“ sowieso. Siehe die Texte von Richard Rohr et al. Alles ist verbunden!
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  • M. G.
    Okay, rein theoretisch betrachtet würde ich Ihnen sogar zustimmen.

    Aber eine Welt die an solchen philosophischen Überlegungen ausgerichtet ist, ist in absehbarer Zukunft keinsfalls machbar. Ich wünschte sie wäre es.

    Die große Mehrheit der Menschen kann mit solchen Überlegungen nicht das Geringste anfangen. Die meisten Menschen sehen ja nicht einmal ein warum es sowas wie Menschenrechte auch für Schwerverbrecher gibt. Und das ist noch simpel, im Gegensatz zu dem über was Wir hier gerade reden.
    Und da sollen sie z.B. ob philosophischer Überlegungen ihr Privateigentum aufgeben?
    Das können Sie nicht ernsthaft erwarten. Diesen "neuen Menschen" müßten Sie mit Gewalt und Umerziehungslagern herbeiprügeln, so wie die Dinge heute stehen.

    Für die Welt die Ihnen vorschwebt ist der Mensch noch viel zu nahe am Tier. Vielleicht in 10.000 Jahren mal. Bestenfalls.
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  • M. W.
    Die Welt gestalten wir nicht nur im Außen, sie ist auch ein Spiegelbild unseres Inneren. Mir ging es bei meinem ursprünglichen Kommentar lediglich darum, dem User radfahrer zu reflektieren, dass es noch ganz andere Blickwinkel gibt. Ihre Prognose mit den 10.000 Jahren erscheint mir übrigens zu pessimistisch. Ich glaube, wir sind gar nicht mehr so weit davon entfernt – vorausgesetzt natürlich die Menschheit schafft es zu überleben.
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    Scheinbar gibt es außer mir noch mehr Bürger die froh sind, dass wir eine Bundeskanzlerin haben die ausgewogen, ruhig und sachlich analysiert und dann Entscheidungen trifft. Ihre Rede gestern in Würzburg war nach all dem Populstengeschwätz der letzten Monate, gerade auch aus München richtig wohltuend.
    Seit langem wurden die Ehenamtlichen erwähnt und gewürdigt, die sonst nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Das hat besonders gut getan.
    Das Bistum Würzburg hat mit der Einladung der Bundeskanzlerin nach Würzburg gezeigt, dass viele Konservative eine echte Alternative zur, zur Populistenpartei verkommenen CSU wünschen.
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  • T. B.
    na so viele Befürworter scheinen Sie nicht zu haben. Aber machen Sie sich nichts draus, durchhalten, weiter schön stromlinienförmig dem Mainstream hinterher. Solche Leute wie Sie braucht das Land, unkritisch, biegsam und ohne eigene Meinung. Wie sagt der Bischoff zum Minister: "Halt du sie dumm, ich halt sie arm".
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  • A. H.
    Ich hab da keine Aktien in dem Thema, würde aber davor warnen, aus der Zahl der Befürworter (gemeint sind doch wohl die likes) in diesem relativ unbedeutendem forum eine Stimmung im Volk abzuleiten - und das gilt in Richtung aller politischen Strömungen. Als Beweis dafür mag der Ausgang von Wahlen gelten; diese zeigen regelmäßig ein völlig davon abweichendes Stimmungsbild.

    Es ist doch leicht, eine größere Zahl von "Befürwortern" zu akquirieren, zumal diese likes völlig folgenlos, weil anonym sind.
    Des weiteren scheint sich in diesem forum die allgemeine Tendenz etwas verschoben zu haben, wen ich mit früheren Zeiten vergleiche. Das ist aber mein ganz persönlicher Eindruck.
    Im übrigen zeugt für mich der Ton, der stellenweise angeschlagen wird, von der großen Angst einiger Foristen, dass es Frau Merkel wider Erwarten (oder Hoffen?!) doch noch einmal packt.
    Guten Tag.
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  • H. E.
    Bundeskanzlerin trifft Entscheidungen, ausgewogen, sachlich, analysiert....

    Wie denn?, Wo denn?, Was denn?!

    Diese Worte dürften für einen normal Denkenden, in der Realität Lebenden absolute
    Fremdwörter sein.
    Denn von all dem ist nichts umgesetzt worden, bzw. für diese Nachlässigkeiten müssen sowohl der "echte" Flüchling als auch der normale Bürger das
    "Lehrgeld" bezahlen.

    Schlussfolgerung: leere Worte mit "christlicher" Volksverdummung.
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  • h. k.
    Wer die Wiedervereinigung mit dem Flüchtlingszuzug vergleicht, wer die Grenzen öffnet und jetzt den Rechtsstaat bemüht, wer die Kriminalität leugnet und jetzt nach mehr Polizei und Schutz ruft, der spricht doch nicht ausgewogen. Der gibt die Fehler seiner Politik zu. Flüchtlingen muss man helfen, ganz ohne Frage, aber unkontrollierter Zuzug kann und darf in keinem Land passieren. Das liegt in der Verantwortung der Kanzlerin.
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  • F. S.
    Da kann ich nur sagen: Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht!
    Das Buch von Popper hat sie wohl nie gelesen - war ja auch in der DDR verboten...
    Die Abschottung vor Intoleranz, Antisemitismus, Islamismus und Kriminalität ist unabdingbar für das Fortbestehen einer offenen Gesellschaft. Unkontrollierte Zuwanderung ( ohne Obergrenze!) ist Gift für die offene Gesellschft.
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  • M. G.
    Vielen Dank für den Hinweis auf Karl Poppers Buch!
    Ich frage mich schon die ganze Zeit wievielen Bürgern eigentlich klar ist, daß "offene Gesellschaft" nicht einfach nur ein Wort ist, sondern eine ganze Agenda / Ideologie bezeichnet.
    Ich nehme auch an daß Merkel "offene Gesellschaft" weniger im Sinne Poppers versteht, sondern eher im Sinne von George Soros und seiner "Open Society Foundation".

    Siehe auch:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Society_Foundations#Kritik

    In dem Zusammenhang ist vielleicht auch Soros finanzielle Unterstützung für die aktuellen Anti-Trump-Proteste interessant. Siehe die New-York-Times:
    http://nytlive.nytimes.com/womenintheworld/2017/01/20/billionaire-george-soros-has-ties-to-more-than-50-partners-of-the-womens-march-on-washington/
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  • B. L.
    Das Posting verstößt gegen unsere AGB und wurde daher gesperrt.
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