Mit der Main-Post hat er über seinen Werdegang, seine Ziele und auch über sein Privatleben gesprochen.
Andreas Oehm bezeichnet sich als heimatverbunden. Der 40-Jährige lebt mit seiner Familie noch immer in seinem Heimatdorf Oberschüpf (Main-Tauber-Kreis), wo er 1997 den elterlichen Betrieb übernommen hatte.
Die Eltern führten einen typischen Gemischtbetrieb mit Vieh, Ackerbau, Obst und seit 1969 auch Wein. Andreas Oehm schwankt nach dem Abitur zwischen zwei Möglichkeiten: Soll er Maschinenbau oder Weinbau studieren? Je ein Praktikum in beiden Berufen soll ihm Klarheit bringen.
Doch Oehm kommt über das Weinbau-Praktikum am Kaiserstuhl gar nicht hinaus.
Da steht für ihn die Zukunft in diesem Bereich schon fest. Von 1990 bis 1994 studiert Oehm an der Hochschule Rhein-Main in Geisenheim Weinbau und Oenologie (Kellerwirtschaft).
Dann nimmt er sich drei Jahre Zeit, um zu entscheiden, wie seine persönliche und berufliche Zukunft aussehen soll. Dabei denkt er auch über ein Leben in Südtirol nach – eine Landschaft, die er liebt. Doch er entscheidet sich für seine tauberfränkische Heimat und steigt in den Betrieb der Eltern ein.
Der studierte Diplom-Ingenieur für Weinbau stellt den Betrieb um. In Oberschüpf kultiviert er nur noch Wein. Mittlerweile sind aus den anfangs sechs Hektar 12,5 Hektar geworden, die rund 60 000 bis 70 000 Liter Wein pro Jahr abwerfen.
Die Tendenz ist steigend, da Oehm derzeit noch viel Jungfeldfläche hat. Er baut in der Hauptsache Müller-Thurgau und Schwarzriesling an, die „Brot- und Buttersorten des Taubertals“, wie er sagt. Daneben kommen von seinem Weingut aber auch Weißburgunder, Kerner, Tauberschwarz und einige Neuzüchtungen.
Dabei ist es eigentlich gar nicht mehr so sehr Andreas Oehm selbst, der den Betrieb zu Hause führt. Seine Frau hat mehr und mehr Verantwortung übernommen, denn ihr Mann hat viele andere Aufgaben. 2002 wurde er in den Aufsichtsrat der GWF gewählt, nachdem im Jahr 2000 der Tauberfränkische Bocksbeutelkeller mit der GWF fusioniert hatte. 2004 wurde der Posten des Vorstandsvorsitzenden vakant – Andreas Oehm wurde vorgeschlagen und auch gewählt.
Seine Hauptaufgabe ist dabei die Betreuung der rund 2600 GWF-Mitglieder. Andreas Oehm findet es hilfreich, dass er selbst auch als Winzer arbeitet und seine Trauben an die GWF liefert. Auf diese Weise behalte er den Kontakt, die „Bodenhaftung“, wie er sagt. „Es ist wichtig, auch selbst die Auswirkungen zu kennen, die Entscheidungen haben.“
Entschieden werden muss in naher Zukunft eine ganze Menge. „Es erwartet uns eine spannende Zeit“, prophezeit Oehm. Denn die Weinwirtschaft stehe vor größeren Herausforderungen. Die haben mit der Europäischen Union zu tun und heißen „Aufhebung des Anbaustopps“ und „Umgestaltung des Bezeichnungsrechts“.
Beide Themen wirken sich erheblich auf die fränkische Weinwirtschaft aus. Deshalb will der fränkische Weinbauverband, in dessen Präsidium Andreas Oehm seit kurzem ebenfalls sitzt, darauf möglichst großen Einfluss nehmen.
So sind die fränkischen Winzer gegen die Aufhebung des momentan noch geltenden Anbaustopps. Sie befürchten die Ausbreitung der Agrarindustrie im Weinbau. „Unsere Qualitätsstandards würden dann in Frage gestellt“, sagt Oehm.
Und auch die Kulturlandschaft würde sich verändern, wenn Steillagen nicht mehr bewirtschaftet werden müssten. Den anstehenden europäischen Vereinheitlichungsprozess in der Bezeichnung von Weinen wollen die fränkischen Winzer ebenfalls in ihrem Sinne beeinflussen.
Da bleibt für den Privatmenschen Andreas Oehm nicht mehr allzu viel Zeit übrig. Wenn er mal welche hat, fährt er gern in Urlaub – am allerliebsten nach Südtirol. Dort interessiert ihn natürlich ebenfalls der Weinbau. Im Interesse seiner 13 und 15 Jahre alten Töchter geht Oehm dort oft wandern – denn Wein rund um die Uhr begeistert die Kinder dann doch nicht.
Andreas Oehm erwischt sich übrigens ins letzter Zeit immer öfter beim Rotweintrinken. „Vielleicht liegt das am Alter“, schmunzelt er. Ansonsten trinkt er am liebsten Müller-Thurgau und Silvaner – und natürlich den Traminer aus Südtirol.