zurück
WÜRZBURG
Amputierte Brückenheilige kosten viel Geld
Einer von zwölf: Bis zu 4,50 Meter hoch sind die Figuren von Heiligen und Herrschern auf der Alten Mainbrücke. Scherzbolde haben Frankenkönig Pippin (714-768), Vater Karls des Großen, zum wiederholten Mal eine Bierflasche in die Hand gedrückt. Schon vor wenigen Monaten wurde ihm ein Finger abgebrochen.Foto: Theresa Müller
| Einer von zwölf: Bis zu 4,50 Meter hoch sind die Figuren von Heiligen und Herrschern auf der Alten Mainbrücke. Scherzbolde haben Frankenkönig Pippin (714-768), Vater Karls des Großen, zum wiederholten Mal eine ...
Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 09.02.2011 18:44 Uhr

Frankenkönig Pippin würde sich wohl im Grab umdrehen, wüsste er, wie man in Würzburg mit ihm beziehungsweise seinem Abbild auf der Alten Mainbrücke umgeht. Immerhin: Passanten zückten am Dienstag eifrig ihre Handys oder Kameras, um den Brückenheiligen mit der Bierflasche in der Hand zu fotografieren. Scherzbolde hatten dem großen Franken ausgerechnet ein Hamburger Pils gereicht.

Was auf den ersten Blick halbwegs wie ein frecher Streich daherkommt – das findet man im Würzburger Rathaus gar nicht lustig. Nicht bei dieser Aktion, sondern im September war der Pippin-Statue der linke Zeigefinger abgebrochen worden. Gleichzeitig hatten Unbekannte der Justitia-Figur am nahen Vierröhrenbrunnen die Waage geklaut. Sie wurde in der Zwischenzeit rekonstruiert und zur Jahreswende wieder angebracht. Kosten allein dafür: 2000 bis 3000 Euro. Auch ein neuer Pippin-Finger ist bei einer Spezialfirma in Arbeit und wird bei besserer Witterung befestigt. „Einige hundert Euro“ wird die Stadt laut Pressesprecher Christian Weiß dafür bezahlen müssen.

Mutproben? Souvenirjäger? Im Rathaus ist man sauer. „Das sind keine Jungenstreiche, sondern Dummheiten. Wir haben kein Verständnis, dass ein historisches Würzburger Wahrzeichen ständig beschädigt oder zerstört wird“, schimpft der Stadtsprecher, und: „Wir werden jeden Fall unnachgiebig verfolgen und zur Anzeige bringen.“

Mehrere tausend Euro im Jahr müsse letztlich der Steuerzahler für solche Aktionen aufbringen. Die Alte Mainbrücke mit ihren zwölf Heiligenfiguren scheint die Übeltäter förmlich anzuziehen. Einmal werden dem Nepomuk zwei Sterne aus dem Strahlenkranz herausmontiert, mal dem Kolonat der Dolch gestohlen, der Franconia ein Daumen abgebrochen, dem Totnan gleich die ganze Hand – die Liste der Beschädigungen in den lvergangenen Jahren ist lang. Doch die Schuldigen sind meist schwer ausfindig zu machen. So hat die Stadt im Falle Pippins zwar Anzeige erstattet. Doch das Verfahren wurde zwischenzeitlich mangels Hinweise eingestellt.

Manchmal, da hilft Kommissar Zufall den Ermittlern. Wie im November 2009, als Polizisten nach einer Schlägerei zwei 18-Jährige festnahmen und bei ihnen einen gemeißelten Finger fanden. Sie hatten ihn einem Brückenheiligen abgebrochen, als sie nächtliche Fotos machten und dabei auf der Statue herumgeklettert waren.

Auch wenn nichts zu Bruch geht, und „nur“ – wie schon häufiger – eine Bierflasche abgestellt wird: „Das ist gefährlich, nicht nur für die Statue“, warnt Stadtsprecher Weiß, sondern für die Täter. „Wie leicht kann jemand dabei in den Main fallen.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • schuema@web.de
    Was wollen Sie jetzt eigentlich? Videokameras, die man sieht und davon abgeschreckt wird oder welche, die wie sie anführen schon in vielen Betrieben "unbemerkt hängend" installiert sind und schon zu guten Erfolgserlebnissen geführt haben. Wenn sie unbemerkt hängen heißt das noch lange nicht, dass sie zu Recht da hängen. Ich erinnere nur an die Lidl-Affäre. Ansonsten kann ich mich Kauzenspiegel nur anschliessen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • von einzigartigen Kulturdenkmälern und NICHT primär um Überwachung von Bürgern oder Touristen....

    Nicht überall ist es schliesslich NÖTIG solche Kameras zu installieren.

    WO ABER Brennpunkte (z. Bsp. aus Häufigkeit der die Steuerzahler schliesslich SEHR teuer zu stehen kommenden Delikte ableitbar) von Vandalismus (wie offenbar auf der Alten Mainbrücke oder in anderen historisch oder sonstig wertvollen "Kleinregionen" unserer Städte....) ausgemacht werden können, da sollte jeder (sein Privatleben auch schützenswert empfindende Weltenbürger) soviel SOZIALGEFÜHL und MITVERANTWORTUNGSGEFÜHL aufbringen, dass gezielte Videoüberwachung möglich und üblich sein könnte...

    Alles andere läuft Richtung egoistische Privatabschotterei und ist eher unsolidarisch mit den vielen Steuerzahlern, die die Zeche begleichen müssen....

    Auch gilt ab und zu:
    Öffentlchkeits-Schutz hat Vorrang vor überzogener (!!!) Privatrechtspocherei (Geschwindigkeitskontrollen und Kaufhausüberwachung und so weiter....)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ...sie dienen als Überwachungsmittel. Ich bin aber ein unbescholtener Bürger und ich will mich nicht überwachen lassen. Erst recht nicht, wenn man mir nicht erklären kann, wie diese Kamera nutzen solle. Und wenn irgend ein kid den Finger abbricht, was dann? Großfandung mit ausgedrucktem Standbild?

    Ich glaube nicht an die Heilbringung von Videoüberwachung und wäre mich ganz ausdrücklich dagegen, dass ich ständig gefilmt werde.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sorry noch einmal. ich "wehre"...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • gibt es aber schon in vielen Betrieben und anderen Gebäuden Vd-Kam. unbemerkt hängend, und diese haben schon zu guten Erfolgserlebnissen geführt, wie z. B. bei Diebstahl wo man den Täter nach kurzer Zeit gefasst hat. Sicher ist es nicht schön, wenn man heutzutag nur noch überwacht wird oder langsam ein gläserner Mensch wird, aber andererseits, wenn ich mir nichts zu schulden kommen lasse, kann so ein Ding von mir aus die ganze Nacht und den lieben langen Tag an einem Eck rumhängen. Es ist ja z. B. auch bei den sog. "Blitzern", die vom Wörther Hof stehen bemerkenswert, wenn man diese sieht, fährt man automatisch langsamer. Vielleicht schrecken VD-Kam. in Zukunft auch Täter ab, wenn sie irgendwo sichtbar hängen, erst eine solche blöde Tat zu vollbringen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ...Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten... Vielen Dank auch. Ich habe etwas zu verbergen: Mein Privatleben. Und ich will nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Warum implantieren wir nicht allen Bürgern Ortungs-Chips... hätte tolle Einflüsse auf die Aufklärungsquoten. Und wir haben doch alle nichts zu verbergen, oder?

    Und das Argument, dass Sie bringen, möchte ich gerne umkehren: Die Leute verhalten sich anders unter Videoüberwachung. Völlig korrekt. Denn sie sind eingeschüchtert. Deswegen: keine Überwachung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dient normalerweise als Überwachungsmittel, werder Kauzenspiegel, das müssten auch Sie wissen. Und VD-Kam. haben nun mal die Aufgabe, sofern sie eingeschaltet sind,Dinge aufzunehmen die geschehen, somit auch das Geschehen um die Brückenheiligen. Nur müßten diese halt dann auch so angebracht werden, wo kein Raudi oder Schänder an sie rankommt und gleich demoliert, bevor er dann zur Tat schreitet. Mal sehn, was den Stadtvätern dazu einfällt und wielange es diesmal dauert, bis gegen das Rauditum etwas unternommen wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ...soll eine Videoüberwachung dabei helfen, die Vandalen zu belangen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eine Sauerei, dass wir Steuerzahler solche Vandalismus-Folgen zahlen müssen... traurig

    Das sollen die zahlen, welche kaputt machen - PUNKT !!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ...DAS lößt das Problem... Mehr CCTV-Überwachung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • alhambra
    Wieso ist noch niemand auf die Idee gekommen, dort Videokameras zu installieren?
    Das wäre auf Dauer sicher kostengünstiger, nachdem schon öfter etwas passiert ist, und würde Täter abschrecken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten