Die Winterpause im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim ist vorbei. Am 5. März öffnet das Museum wieder. Das Badhaus aus Wendelstein, dessen Einweihung Corona und ein Hochwasser bislang verzögerten, soll am 25. Juni der Öffentlichkeit präsentiert werden. Viel kriminalistische Spurensuche habe es wegen des Gebäudes gegeben, berichtete Museumsleiter Dr. Herbert May. Viele Dinge hätten sich nicht aus dem historischen Baubestand ergeben.
Viele Veranstaltungen, Kurse, Vorträge und Ausstellungen stehen im Programm des Freilandmuseums in Bad Windsheim. Museumsleiter May und Bezirkstagspräsident Armin Kroder hoffen, dass Corona den Planungen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wirkt sich aber aus: Die Ausstellung über Kolchosen in Russland wird verschoben. "Derzeit ist nichts mehr unpolitisch, was mit Russland zu tun hat", bedauert May.
Ein Projekt, das Bezirkstagspräsident Kroder am Herzen liegt, ist der Aufbau der ehemaligen Synagoge aus Allersheim im Freilandmuseum. Jüngst wurde Richtfest gefeiert. "Das ist auch ein politisches Signal, dass wir im Bezirk für ein Miteinander stehen", betonte er.
Aus 13 Häusern wurden in 40 Jahren mehr als 100
Gestartet mit 13 Häusern, zählt das Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim heute mehr als 100 Gebäude. Etliche von ihnen werden aus Anlass des 40-jährigen Bestehens des Museums in diesem Jahr besonders herausgehoben. Zum Beispiel die Aischbrücke aus dem 18. Jahrhundert, das einzige Objekt im Museum, das sich noch an seinem Ursprungsort befindet. Laut May wird es neben einem Festakt auch einen großen Festzug geben sowie eine Ausstellung im Gelände, bei der 40 Tafeln bestimmte Themen erläutern.
Stattfinden sollen die gewohnten jahreszeitlichen Feste. Mit der Eröffnung des Badhauses finde die Museumsnacht statt, mit dem Herbstfest der Tag des immateriellen Kulturerbes.
Auf dem Museumsgelände werde es mit der Inklusion weitergehen, erläutert die für Bildung und Vermittlung zuständige Teamleiterin Eva-Maria Papini. Schon vor 20 Jahren sei ein Geländeplan für Rollstuhlfahrer entwickelt worden, demnächst stehe eine Web-App zur Verfügung, es gebe eine barrierefreie Internetseite. Kleiner Wermutstropfen: Nur im Eingangsbereich des Museum gebe es Bayern-Wlan.
Beschwerde einer Rollstuhlfahrerin rückte das Thema Barrierefreiheit in den Vordergrund
Nach der Beschwerde einer Rollstuhlfahrerin 2015 habe man sich des Themas Barrierefreiheit verstärkt angenommen. Rampen wurden geschaffen, um ins Erdgeschoss der Gebäude zu gelangen. Obergeschosse für Rollstuhlfahrer zu erschließen, sei aufgrund der historischen Gegebenheiten der Gebäude fast unmöglich.
Daher setze man auf digitale Möglichkeiten. So stünden Hör-Beschreibungen zur Verfügung. Individuelle Führungen seien ebenso möglich wie Buchungen durch Inklusionsgruppen. Letzteres habe 2019 bereits zehn Prozent der Buchungen ausgemacht. Für solche Führungen gebe es geschulte Mitarbeiter. Neu seien Museumsführungen für Menschen mit Demenz und deren Angehörige. Über sie informiert ein eigenes Faltblatt. Auch Broschüren in leichter Sprache und mit großer Schrift sollen zu Ausstellungen aufgelegt werden.
Eine weitere Besonderheit: Das Museum verfügt laut Papini über Inklusionsschafe. Die besonders zutraulichen Tiere schüfen durch den direkten Kontakt einen therapeutischen Mehrwert. Viele schöne Szenen habe sie schon zwischen Menschen und Tieren erleben dürfen.
Museumsleiter Herbert May: "Mit Ochsenblut kann man kein Haus anmalen"
In der 40-jährige Geschichte des Museums habe es rund 150 Sonderausstellungen gegeben, informierte Dr. Markus Rodenberg, der für die Sammlungen zuständig ist. Bis 10. Juli ist in der Scheune Betzmannsdorf noch die Ausstellung "Schwitzbaden, Schröpfen und Kurieren" über das Bäderwesen im Mittelalter zu sehen. Ab 19. September wird es bunt: "Polychrome Farbe am historischen Haus" lautet das Thema der neuen Ausstellung. Dabei will Museumsleiter May auch mit der Legende aufräumen, dass die rote Farbe vieler Gebäude aus Ochsenblut resultiere. Solch eine Mischung würde rasch vergrauen. Die rote Farbe an alten Häusern bestehe schlichtweg aus Pigmenten. "Mit Ochsenblut kann man kein Haus anmalen", versicherte May.
Bis 15. Mai werden Aquarelle des Malers Hans Zahn im Museum zu sehen sein. Künstlerin Stefania Peter widmet sich unter dem Motto "Das öde Haus" verlassenen Häuser, Höfen und Betriebsgebäuden. Erst um Ostern soll die Spitalkirche nach der Renovierung laut Andrea Thurnwald wieder öffnen. Geplant seien neben einem Begleitprogramm und Konzerten die Installation "Feuerzungen" sowie Ausstellungen von Papierkrippen und über zum Thema "Das Alter in der Karikatur".
Informationen im Internet unter www.freilandmuseum.de