Wenn die Würzburger sich an die Geschichte des Hublands erinnern, denken sie vor allem an die amerikanische Garnison, die sich von 1945 bis 2008 hier befand. Doch schon im Dritten Reich und lange davor spielte das Gelände für Soldaten eine große Rolle.
Ab 1830 diente der Galgenberg – benannt nach dem gemauerten Galgen, der lange hier stand – als Truppenübungsplatz; im Ersten Weltkrieg lebten hier in Holzbaracken an die 6000 französische und amerikanische Gefangene. Die im Juni 1924 am Hubland eröffnete überregional bekannte Fliegerschule wurde von Kampfpiloten aus dem Ersten Weltkrieg geleitet.
Die neue Deutsche Luftwaffe
Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernommen hatten, stimmten sie die Würzburger zunächst mit einer „Luftfahrt-Werbewoche“ vom 1. bis 8. Juni 1934 auf ihre viel weitergehenden Pläne für das Hubland ein. Acht Monate später wurde die neue Deutsche Luftwaffe gegründet, die zahlreiche Stützpunkte benötigte.
Noch 1935 begann die Umwandlung des Hublands in einen großen Fliegerhorst. Ein Stück der Straße Am Galgenberg wurde in südliche Richtung verlegt; durch umfangreiche Erdarbeiten entstand auf dem abfallenden Gelände unter Einsatz einer Feldbahn mit kleinen Dampflokomotiven ein ebenes Plateau für eine neue, größere Start- und Landebahn.
Zudem errichteten Arbeiter mehrere Mannschaftsgebäude, das Kasino im Südwesten sowie große Hangars im mittleren Teil des Areals, von denen zwei noch vorhanden sind. Sie wurden von den Amerikanern nach 1945 als Sporthalle und Kino genutzt; das Kasino diente als US-Offiziersclub. Die alte Fliegerschule und ihre kleinen Hangars auf dem Kürnacher Berg waren seit 1935 nur noch Nebengebäude.
Fernaufklärungsstaffel
Ab 1935 versperrte ein Schlagbaum die Rottendorfer Straße, die den Hauptverkehr in Richtung Kitzingen und Nürnberg aufgenommen hatte; als Umleitungsstrecke diente die Nürnberger Straße. Auf dem 143 Hektar großen Fliegerhorst wurde eine Fernaufklärungsstaffel stationiert.
Im Oktober 1936 stand der neue Fliegerhorst erstmals den Würzburger Bürgern offen. Was als „Sportfest“ deklariert wurde, war vor allem als Demonstration der Deutschen Luftwaffe und ihrer Stärke gedacht.
Wenige Wochen nach den Olympischen Spielen in Berlin, die zu einem großen Propagandaerfolg des NS-Regimes geworden waren, lief am Mittwoch, 14. Oktober, zunächst ein sportliches Vorprogramm ab. Es bestand aus Kämpfen der Würzburger Flieger in leichtathletischen Disziplinen und wurde am Donnerstag durch gymnastische Übungen und Boxkämpfe ergänzt.
Zum Hubland marschiert
Ein scharfer Westwind fegte über die Höhe und gelegentlich fiel Regen, während viele Bürger und zahlreiche Würzburger Gymnasiasten den Vorführungen folgten; wahrscheinlich hatten sie klassenweise zum Hubland marschieren müssen.
Es folgten Flugdemonstrationen als wichtigster Programmpunkt. „Noch während die letzten Sportkämpfe ausgetragen wurden, starteten zwei Schwärme von unseren Aufklärungsmaschinen, um ein Verbandsexerzieren vorzuführen“, schrieb der General-Anzeiger am nächsten Tag. „Besondere Aufmerksamkeit erregten dabei die überaus schnellen He 70, die mit eingezogenem Fahrgestell in ausgezeichneter Ordnung trotz des böigen Wetters ihre Übungen flogen“, schrieb das Blatt. „Immer und immer wieder kamen die Maschinen in Keilform oder in Reihe über den Platz gebraust, und als sie, zu einem Tiefangriff ansetzend, aus der Höhe auf den Platz herunterschossen und mit Geheul über die Zuschauer hinwegfegten, zeigte sich, in welchem Maße unserer jungen Luftwaffe Mut, Einsatzbereitschaft und fliegerisches Können eigen ist.“
Auf Kriegseinsatz vorbereitet
Der Artikel im inzwischen gleichgeschalteten General-Anzeiger zeigt, wie schon 1936 die Bürger auf einen möglichen Kriegseinsatz der Flieger vorbereitet wurden. Dass ein solcher Krieg angesichts des Könnens der Piloten nur mit einem Sieg enden konnte, war zwischen den Zeilen herauszulesen.
Was 1934 noch verschleiernd „Tag der deutschen Luftfahrt“ geheißen hatte, konnte am 1. März 1938 auf dem Fliegerhorst ganz offiziell als „Tag der Luftwaffe“ begangen werden. Nach einer feierlichen Flaggenhissung fand vor zahlreichen Ehrengästen am Vormittag ein Gemeinschaftsappell der Soldaten, Angestellten und Arbeiter des Horsts statt, denen ein Aufruf von Luftwaffenchef Hermann Göring verlesen wurde; anschließend hatten alle dienstfrei.
Um 13 Uhr lud das Musikkorps der Würzburger Flieger in der Theaterstraße (damals Adolf-Hitler-Straße) zu einem Standkonzert ein.
Mit dem Stab der 4. Panzerdivision, zwei Bataillonen Infanterie, einer Abteilung Artillerie, zwei Pionierbataillonen, einer Panzernachrichtenabteilung und Fernaufklärern der Luftwaffe sowie zahlreichen Verwaltungs- und Ausbildungseinrichtungen der Wehrmacht umfasste die Garnison Würzburg im Jahr 1939 rund 8000 Mann, die, soweit es sich um Soldaten handelte, in mehreren Kasernen untergebracht waren; die Standortkommandantur befand sich im Roten Bau in der Theaterstraße.
Militärlazarett
1936 und 1937 war ein großes Militärlazarett mit 1300 Krankenzimmern und sonstigen Räumen am Mönchberg errichtet worden; für den weitläufigen Komplex musste ein von der Stadtverwaltung geplantes Villenviertel aufgegeben werden. Würzburg war zu einem der größten Militärstandorte des Reiches geworden.
Die Geschichte des Galgenbergs erzählt Roland Flade in seinem Buch „Würzburgs neuer Stadtteil Hubland“. Auf die Vergangenheit des Areals wird während der Landesgartenschau 2018 mit Info-Stelen und einer Ausstellung hingewiesen.
die offizielle Abkürzung für "Landesgartenschau" ist "LGS"!