Ochsenfurt wird schöner – unbestritten. Aber Schönheit hat ihren Preis: Bis es soweit ist, müssen die Ochsenfurter noch viel Lärm und Schmutz ertragen.
So wie in der westlichen Hauptstraße, die in diesen Tagen fertig gestellt wurde.
Mit einem kleinen Fest feiert man am Samstag den Etappensieg. Derweil laufen im östlichen Teil der Altstadt die Vorbereitungen.
Dort werden besonders viele Geschäfte von Bauarbeiten behindert sein.
Und das noch das ganze Jahr über. Ständig muss zwischen den Interessen der Anlieger und dem zügigen Baufortschritt abgewogen werden – eine Gratwanderung, die den Verantwortlichen der Stadt viel Fingerspitzengefühl und den Betroffenen viel Duldsamkeit abverlangt.
2007 hatte man das Zentrum der Ochsenfurter Altstadt neu gestaltet. Helles Granitpflaster trat an die Stelle grauen Asphalts.
Der Entwurf des Münchner Architekten Christoph Valentien fand bei Bürgern und Fachwelt gleichermaßen Gefallen. In Ochsenfurts Innenstadt entstand so aber auch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Hier das fein herausgeputzte Herz der Stadt, dort die abgelebten Zufahrtsstraßen. Einig war man sich, die Neugestaltung so schnell wie möglich zu vollenden.
Möglich macht es letztendlich der Bund. Unter dem Eindruck der nahenden Wirtschaftskrise wurde ein Konjunkturpaket aufgelegt.
Die Stadt ergriff die Chance und darf sich dafür über sensationell hohe Förderquoten freuen. Zu den 1,3 Millionen Euro, die die Gestaltung der Hauptstraße kosten soll, gibt Vater Staat rund 900 000 Euro dazu.
Ein wahres Schnäppchen, doch der Preis ist hoch. Bis zum Jahresende muss das Geld verbaut sein. Die Folge: Die Bauarbeiten stehen unter enormem Zeitdruck.
Der lange, harte Winter und bauliche Widrigkeiten haben sie verzögert. Gemessen an den ursprünglichen Plänen ist man im westlichen Teil der Altstadt ein Vierteljahr später dran.
Seit dieser Woche wird an der östlichen Hauptstraße gearbeitet. Proteste einzelner Geschäftsleute begleiteten den Umzug der Baustelle; von „Begegnungen der unangenehmen Art“ berichtete Bürgermeister Rainer Friedrich im Bauausschuss des Stadtrates.
In einigen Wochen wird die Altstadt durchs Obere Tor überhaupt nicht mehr zu befahren sein, und die Verantwortlichen der Stadt mühen sich um Verständnis bei den betroffenen Bürgern und Ladenbesitzern.
Belastet wird deren Toleranz schon seit Jahren durch die Sperrung der Alten Mainbrücke. Auch dort wird seit einigen Wochen gearbeitet. Benutzbar wird die Brücke aber frühestens wieder im Herbst 2011.
Hinter den Kulissen tobt derweil seit Monaten ein heftiger Schlagabtausch zwischen Bürgermeister Friedrich und der Interessengemeinschaft lebendige Altstadt, einer Gruppe zu der sich 80 Mitglieder, darunter hauptsächlich Geschäftsleute, bekennen.
Mangelndes Interesse an den Belangen der Altstadt werfen sie dem Bürgermeister vor und drohen unterschwellig damit, schwarze Fahnen an den Geschäften aufzuhängen. Friedrich wiederum legt den Kritikern zur Last, das Image der Stadt schlecht zu reden. Damit würden sie vor allem der Anziehungskraft Ochsenfurts schaden.
Wenn der Umbau der Altstadt Ende das Jahres planmäßig zu Ende geht, wird die Stadt vier Millionen Euro in die Neugestaltung von Hauptstraße und Marktplatz investiert haben, nicht mitgerechnet die im gleichen Zug erneuerten Leitungen im Untergrund.
Fast die Hälfte davon haben Bund und Freistaat in Form von Zuschüssen beigetragen.
Nach der Verschönerung der Altstadt wird es in Ochsenfurt aber noch lange nicht ruhig werden. Die Diskussionen um eine autofreie Innenstadt werden erneut beginnen. Vorschläge dazu gibt es zuhauf. Das Ringen um ein vernünftiges Verkehrskonzept gehört schon fast zur Stadtgeschichte. Hoffentlich wird es nicht Geschichte.
Festakt mit Musik und Aktion Zur Eröffnung der westlichen Hauptstraße laden die Stadt Ochsenfurt und die benachbarten Geschäfte an diesem Samstag ab 10 Uhr zu einem Fest ein.
Neben dem offiziellen Festakt gibt es zahlreiche Aktionen wie Torwandschießen, ein Reisequiz oder ein „Jogi Löw-Fotoshooting“. Musikalisch unterhält der Swingin' Sound Express. Für den Verkehr wird die westliche Zufahrt zur Altstadt voraussichtlich erst am Mittwoch freigegeben.