Waldemar Zorn wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.
In einem Gruß an die Landkreisbürger anlässlich seines 70. Geburtstags schrieb er Anfang Dezember: „Ich weiß nicht, wie lange mein Herrgott mir noch Zeit für dieses Leben gibt.
Eines aber weiß ich genau: Ich bin geborgen in seiner Hand.“
Waldemar Zorn war ein Mensch, der sich im Leben und im Sterben nichts vormachte.
Als im September 2004 bei ihm Darmkrebs diagnostiziert wurde, forderte er von den Ärzten vollkommene Offenheit.
„Ich wollte wissen, wie es wirklich um mich steht!“. Es stand schlecht, der Tumor war groß und hatte bereits Metastasen im ganzen Körper gestreut.
Dennoch fehlte Waldemar Zorn in keinem Augenblick der Mut, sich der Herausforderung Krebs zu stellen und alles zu tun, um wieder gesund zu werden.
Die Chemotherapie vertrug er lange Zeit gut. Er ging donnerstags zur Behandlung in die Klinik, erholte sich am Freitag und absolvierte am Wochenende bereits wieder, wenn auch eingeschränkt, Termine bei Veranstaltungen, die ihm an Herzen lagen.
Und davon gab es viele: Waldemar Zorn wollte Zeit seines Lebens etwas für die Menschen bewegen. Er war bewegt vom Ideal des Gesellenvaters Adolph Kolping, seinem großen Vorbild.
Die christliche Grundhaltung, die Überzeugung, dass „sein Herrgott“ sein Schicksal in seiner Hand hält, half ihm über vieles hinweg.
Als er im März 2005 zum ersten Mal öffentlich über seine Krebserkrankung sprach, war er gelassen und sprach fast sachlich über seine neue Lebenssituation.
„Mein Schicksal ist meine Lebensaufgabe“, konstatierte er damals. Sich dem Krebs zu stellen, wieder ganz gesund zu werden, und sein Amt als Landrat weiterhin auszufüllen, das war für ihn selbstverständlich.
„Der Darmkrebs ist eine der größten Herausforderungen, denen ich mich in meinem Leben stellen musste, aber ich werde nie resignieren“, sagte Waldemar Zorn damals.
Äußerlich sah man ihm damals seine Krankheit nicht an. Den Ärzten machte er nach der ersten Operation klar: „Ich will wieder arbeiten!“. Das tat er auch.
Bis zum Ablauf seiner zweiten Amtszeit als Landrat des Landkreises Würzburg am 30. April 2008. Immer wieder betonte er: „Meine Arbeit ist ein wichtiger Teil meiner Therapie, die Kommunalpolitik ist mein Lebenselixier.“
Er hoffte, im Ruhestand, nach 36 Jahren als Bürgermeister, Kreisrat, Bezirksrat und Landrat mehr Zeit zu haben für...
sein geliebtes Federvieh, zum Lesen und Musikhören.
Auch nach seinem Rückzug aus der Politik griff er öfters zum Telefon, um mit ehemaligen Mitarbeitern zu plaudern. Sein Nachfolger im Amt, Landrat Eberhard Nuß, besuchte den Freund und Weggefährten zum 70. Geburtstag am Krankenbett.
Aus den fünf Minuten, die Ehefrau Finni gewähren wollte, wurde eine Stunde. „Dieses letzte Gespräch mit Waldemar Zorn möchte ich nicht missen“, sagt Eberhard Nuß heute.
„Sein tiefer Glaube half ihm, seinem Tod ruhig und gelassen zu begegnen. Es war schmerzlich mit anzusehen, dass sein Geist hellwach wie immer war, aber sein Körper dem Krebs einfach nicht mehr standhielt.“
„Auch wenn wir alle wussten, wie schlecht es um ihn steht, die Nachricht seines Todes löste im gesamten Landratsamt tiefe Betroffenheit aus“, erklärt Eberhard Nuß am Dienstag.
„Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Finni und den Familien der drei Söhne. Wir werden Waldemar Zorn stets als einen Menschen in Erinnerung behalten, der sich um den Landkreis Würzburg und seine Bürger große Verdienste erworben hat.“
Waldemar Zorn betonte noch an seinem 70. Geburtstag: „Ich bin meiner Frau Finni unendlich dankbar, die sich in den Jahren meiner Krankheit aufopfernd und unermüdlich um mich gekümmert hat.“
Und er tat, was er anderen aus seiner Erfahrung mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung auch empfahl: Er nahm sein Schicksal an. „Auf Gottes Gnade hoffen und das seinige dazu tun“, war sein Credo.
Die Beerdigung ist am Freitag, 19. Dezember, um 14 Uhr auf dem Friedhof in Hettstadt.