Die Grube Hüttenheim (Lkr. Kitzingen) ist laut der Knauf Gips KG bisher Bayerns größtes Bergwerk – und die Dimensionen dort sind gigantisch. Auf einer Abbaufläche von 1,5 Quadratkilometern entstanden unter Tage Verbindungswege von 176 Kilometern Länge. Unvorstellbar ist deshalb die geplante Grube in der „Altertheimer Mulde“ zwischen den Ortschaften Waldbrunn, Altertheim und Helmstadt im Landkreis Würzburg – sie soll im Vergleich zu Hüttenheim die dreifache Fördermenge jährlich schaffen. Bei einer Exkursion in die Grube Hüttenheim verschaffte sich der Waldbrunner Gemeinderat deshalb Eindrücke von dem, was mit dem Rohstoffabbau über und unter Tage verbunden ist.
Bis zu sechs Meter dicke Schichten
An der Heiligen Barbara führt im Bergbau kein Weg vorbei. Im Ruhrpott ist dies nicht anders als in Hüttenheim: Gleich hinter dem Tunnelportal grüßt die Schutzpatronin der Bergleute. Und so wird es wohl auch in Waldbrunn sein, wenn das zwei bis fünf Jahre dauernde Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist.
Der Hintergrund: Ähnlich wie in Hüttenheim plant die Knauf Gips KG im Muschelkalk der „Altertheimer Mulde“ den Abbau von Gips und Anhydrit. Der Zugang zu dem Untertage-Bergwerk samt Betriebs- und Sozialgebäude für die bis zu 60 Beschäftigten sowie vier Verladesilos ist dabei unmittelbar neben der A 3 in der Gemarkung Waldbrunn geplant. Um an die Bodenschätze zu gelangen, ist der Bau eines 450 Meter langen Tunnels mit einem Durchmesser von rund fünf Metern nötig. Der Einstieg soll unterhalb des Haselbergs erfolgen.
Weil das, was Diplom-Ingenieur Wolfgang Voigt von der Knauf-Direktion Waldbrunns Gemeinderat bereits in einer Sitzung geschildert hatte, so unvorstellbar erschien, nutzte das Gremium die Möglichkeit zu einer Exkursion unter Tage in Hüttenheim. Sichtbar wurden da etwa die Abläufe des geplanten Abbaus. Was aber den entscheidenden Unterschied ausmacht, ist der beabsichtigte Gesamtumfang: In der Grube Waldbrunn sollen Gesteinsschichten von bis zu sechs Metern Stärke abgebaut werden – bei einer dreifachen Jahresförderung im Vergleich zu Hüttenheim, dem nach Angaben von Knauf derzeit größten Bergwerg Bayerns.
Dort herrschen im Tunnel konstante 14 Grad, unabhängig von der Außentemperatur. Und egal zu welcher Tagszeit des Zweischichtbetriebs ist ein Dutzend Beschäftigter unter Tage immer von Dunkelheit und Staub umgeben. In dem Werk werden so jährlich 250 000 Tonnen Gips gefördert. Bis zu 800 000 Tonnen pro Jahr sollen es in der geplanten Grube Waldbrunn sein.
Sprengungen unter der Erde
In Hüttenheim beträgt der tägliche Vortrieb durch Sprengungen zwei bis drei Meter. Deren Auswirkungen und der Stabilität des Geländes nach dem Abbau galt das besondere Interesse der Besucher aus dem Kreis Würzburg. Franz Ruhl, Betriebsleiter der Grube Hüttenheim für den Unter-Tage-Bereich, erklärte, dass von der Gesamtfläche lediglich knapp 70 Prozent abgebaut würden. Das restliche Gestein bleibe als Stützpfeiler stehen, es entstehe so eine Art Labyrinth.
In der „Altertheimer Mulde“ werden sich, das haben zahlreiche Probebohrungen gezeigt, sechs Meter starke Schichten abbauen lassen. „Bereiche unter Grundstücken, die nicht käuflich erworben werden können oder für die keine Abbauvereinbarung getroffen werden kann, werden vom Abbau ausgespart“, versicherte Johanna Sendner. Sie ist Knauf-Beauftragte für den Grundstücksverkehr mit den bestehenden Eigentümern.
Was aber passiert dann genau unter der Erde? Zwischen 20 und 26 Bohrlöcher mit einer Tiefe von vier Metern werden je Vortrieb ins Gestein eingetrieben. Es folgt das Besetzen, so nennen die Bergleute das Anbringen der Sprengladungen. Um das Gestein aus dem Berg zu lösen, sind rund 270 Gramm Sprengstoff je Tonne notwendig. Trotz Ankündigung und äußerster Konzentration ist die Sprengung nicht wahrzunehmen. Dann wird das gesprengte Gestein von einem Radlader auf ein Transportfahrzeug verladen und zu der ebenfalls unter Tage befindlichen Mühle gebracht. Dort poltern die Steine durch einen Schacht in das riesige Mahlwerk. Ein schmales Förderband transportiert schließlich das fein gemahlene Gestein nach draußen ans Tageslicht zur Verladung.
Die Weiterverarbeitung erfolgt im Knauf-Stammsitz in Iphofen (Lkr. Kitzingen), wohin das Rohmaterial mit Lkws gebracht wird. So lässt es sich derzeit in Hüttenheim beobachten. Und so ist es auch für die Grube bei Waldbrunn geplant, für den Zeitraum der nächsten 50 Jahre.