Die Vorstellung, dass Jesu im Stall eines Hofes in dem kleinen Gaukönigshöfer Ortsteil Eichelsee geboren wurde, ist nur schwer vorstellbar. Nicht so für Roswitha Düchs, die ihre Idee von der fränkischen Krippe in die Tat umgesetzt hat.
Während sie noch letzte Hand anlegt an ihr Werk, das bei den Eichelseer Adventsfenstern am Freitag, 3. Dezember, erstmals zu bestaunen sein wird, erzählt sie, dass eigentlich Corona der Auslöser für sie war, dieses zeit- und arbeitsaufwendige Projekt in Angriff zu nehmen.
Weil sie, wie die 70-Jährige sagt, plötzlich Zeit hatte, da durch die Pandemie keine Auftritte anfielen für die Eichelseer Trachtengruppe, die sie 1984 ins Leben gerufen hat und seither leitet, fiel ihr ein, dass im Keller noch ein Stallgebäude stand. Diesen Stall hatte vor rund 25 Jahren ihr 2009 verstorbener Mann, Edwin Düchs, kunstvoll gefertigt.
Bereits im Januar dieses Jahres hat sie mit der Ausstattung der Krippe begonnen. Die Köpfe für die Erwachsenen, die einigen Eichelseern ziemlich ähnlich sehen, hat vor langer Zeit der Marktstefter Gottfried Steinmann geschnitzt. Der inzwischen 85-Jährige hat neuerdings den Bestand auf weitere drei Erwachsene und einen Kinderkopf erweitert.
Nach dem Befestigen der Köpfe auf den fertig gekauften Holzgliederpuppen, ging die versierte Eichelseerin daran, die Figuren einzukleiden.
Mit ihrem Geschick im Umgang mit Nadel und Faden und schier unendlicher Geduld entstanden die Miniatur-Trachten.
Für Roswitha Düchs ist die Erhaltung der Ochsenfurter Gautracht längst zum Herzensanliegen geworden. Nach ihren Worten ist es wichtig, "in der heutigen Zeit, wo alles weggeschmissen wird, noch etwas zu bewahren, damit für die fernere Zukunft noch was aus der Vergangenheit erhalten bleibt".
Bei den winzigen Kleidungsstücken verwendete sie ausschließlich Stoffreste von Originaltrachten. Großen Wert legt sie auf jedes noch so kleine Detail. Dass die Figur mit der stattlichen Sonntagstracht unter ihren farbenprächtigen Rock und der Schürze einen Unterrock, einen Watterock, ein Leibchen und den Mutzen trägt, ist genauso unabdinglich wie die winzigen Schmuckstücke, die nicht fehlen dürfen.
Bei der Ausstattung fehlen neben den Eichelseern, die sich aufmachen zu der Krippe, in der das als "Fatschenkind" gewickelte Neugeborene liegt, auch die prächtig gekleideten Heiligen drei Könige nicht.
Eine beachtliche Anzahl von Tieren spiegeln das dörfliche Leben ebenso wider wie die Darstellung des Marienplatzes. Vor der Kulisse der Kirche und des ehemaligen Schulhauses bringen spielende Kinder Bewegung in die Krippe, und das Pferde- und Ochsengespann bringt die Erinnerung an längst vergangene Zeiten zurück.