Es ist Anfang September 1796. In Europa stehen sich Preußen, verbündet mit Österreich und deutschen Kleinstaaten, und Frankreich im Ersten Koalitionskrieg (1792-1797) gegenüber. 1792 marschieren preußische und österreichische Truppen in Frankreich ein, um die Revolution zu beenden und damit das Königshaus zu schützen. „Man war davon ausgegangen, dass es ein leichter Sieg sein würde“, sagt der geschichtskundige Würzburger Dirk Eujen. Nach der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. im Januar 1793 schließen sich neben weiteren Staaten auch die Reichsstände der österreichisch-preußischen Koalition an.
Rückzug der französischen Truppen nach Würzburg
Doch es kommt anders als gedacht: Die französischen Revolutionsheere fallen jetzt ihrerseits im linksrheinischen Deutschland ein, um hier Krieg zu führen. Die Koalition bricht mit dem Frieden von Basel auseinander. Seit 1795 setzt nur Österreich den Krieg fort. Drei Armeen schickt Frankreich nun Richtung Österreich, siegreich, wie es scheint, doch dem Befehlshaber der Kaiserlichen Armeen, Erzherzog Karl, gelingt es, die französischen Truppen aufzuhalten. Ende August 1796 liefern sich französische und österreichische Truppen bei Amberg in der Oberpfalz eine Schlacht. Die geschlagenen Franzosen ziehen sich über Bamberg und Forchheim nach Würzburg zurück.
Den rechtsmainischen Teil der Stadt hatten sie schon bei ihrem Vormarsch am 24. Juli besetzt. Doch nun liegt eine Änderung in der Luft. Und tatsächlich: Eine österreichische Vorhut hält auf Würzburg zu, und obwohl es sich dabei nur um 20 leichte Reiter handelt, gelingt es ihnen, die rechtsmainische Seite in ihren Besitz zu bringen. Die Franzosen ziehen sich verschreckt auf die Festung zurück. „Die österreichischen Reiter hatten die Wachen am Tor überrumpelt und kamen so in die Stadt. Würzburger Bürger haben ihnen dabei geholfen“, sagt Dirk Eujen. „Die Franzosen wussten ja nicht, dass ihre Angreifer nur 20 Mann stark sind und sie waren auch deshalb verschreckt, weil beim Einmarsch der Österreicher etwa 20 Franzosen fielen“, erklärt der Würzburger.
44 000 Österreicher kämpfen gegen 30 000 Franzosen
Nun haben die nachrückenden österreichischen Truppen leichtes Spiel und besetzen die Stadt. Damit ist die Geschichte aber leider nicht zu Ende: „Es kam zu einem schweren Schusswechsel zwischen den Franzosen auf der Festung und den Österreichern, die auf dem Galgenberg saßen“, erzählt Eujen weiter. „Die Kugeln flogen über die Stadt und über den Fluss.“ Und die Franzosen versuchen auch, über die Mainbrücke wieder in die Stadt zu gelangen. Sie scheitern. Am 3. September 1796 kommt es am Nachmittag schließlich zur entscheidenden Schlacht, bei der sich die mittlerweile nachgerückten rund 44 000 Österreicher unter Erzherzog Karl und etwas mehr als 30 000 Franzosen unter General Jean-Baptiste Jourdan gegenüberstehen. 2000 Franzosen und 1450 Österreicher fallen oder werden verletzt.
„Die Verwundeten – und zwar sowohl Franzosen als auch Österreicher – wurden im Juliusspital versorgt, der dortige Arzt Karl Kaspar von Siebold kümmerte sich aufopferungsvoll um sie und machte keine Unterschiede. Das finde ich bemerkenswert“, sagt Dirk Eujen. Die Franzosen unterliegen und der französische General Jourdan weicht mit seinen Truppen nach Arnstein zurück, doch auch dieser Rückzug verläuft nicht friedlich: „Am 19. September 1796 kam es bei Altenkirchen zu einer weiteren Schlacht“, sagt Eujen. Und auch für die Bewohner der Dörfer, durch die die Franzosen kommen, ist deren Rückzug denkbar verlustreich und grauenvoll: Die Dörfer, durch die die abrückenden Franzosen ziehen, nämlich Unterpleichfeld, Burggrumbach und Mühlhausen, stecken sie in Brand.
Französische Niederlage in Würzburg war von großer Bedeutung
Wie bedeutend diese grausame Auseinandersetzung war, macht das Stadtarchiv in dem Artikel „Die Schlacht bei Würzburg“ deutlich: Dadurch, dass die Franzosen „zum endgültigen Rückzug hinter den Rhein“ gezwungen waren, seien „alle strategischen und politischen Pläne der französischen Regierung auf Jahre hinaus“ gescheitert. Weiter heißt es: „Auf längere Zeit war durch diesen Sieg auch das rechtsrheinische Deutschland von einer Besatzungsarmee befreit, die wegen ihrer unmäßigen Kontributionsforderungen und Disziplinlosigkeiten das Ansehen Frankreichs und die Attraktivität der Ideen der Französischen Revolution in Deutschland entscheidend beschädigt hatte.“ Erzherzog Karl gelang es, die französischen Truppen zum Rückzug über den Main zu zwingen. Die Schlacht um Würzburg war für diese Entwicklung ganz entscheidend.
Text: Eva-Maria Bast
Erschienen ist das Buch im Verlag Bast Medien GmbH, in dem auch die erfolgreichen „Würzburger Geheimnisse“ veröffentlicht wurden, die ebenfalls in Kooperation mit der Main-Post entstanden sind.
Erhältlich ist „Was Würzburg prägte – 52 große und kleine Begegnungen mit der Stadtgeschichte“ von Eva-Maria Bast und Kirsten Schlüter Überlingen 2017, ISBN: 978-3-946581-24-6 in den Main-Post-Geschäftsstellen (14.90 Euro).