
BR-Radioreporter Achim Bogdahn ("Zündfunk", "Eins zu Eins. Der Talk") hat die höchsten Berge aller 16 Bundesländer erklommen, jedes Mal in Begleitung eines oder einer Prominenten - darunter Margot Käßmann, Manuel Andrack, Felix Neureuther, Edgar Reitz und Mehmet Scholl. Angereist ist der 57-Jährige (fast) immer nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, übernachtet hat er nicht in Hotels, sondern bei wildfremden Menschen auf dem Sofa. Aus all diesen zum Teil skurrilen Begegnungen ist neben den Radiobeiträgen ein Buch entstanden: "Unter den Wolken" (Heyne Hardcore). Am 8. Oktober liest er daraus in Würzburg. Ein Vorgespräch.
Bogdahn: Nein, die Wasserkuppe ist der höchste Berg von Hessen. Genauso, wie man oft denkt, dass der Brocken der höchste Berg von Niedersachsen ist. Stimmt aber auch nicht. Der Brocken ist der höchste Berg von Sachsen-Anhalt. In Nordrhein-Westfalen denken alle, der höchste Berg ist der Kahle Asten. In Wirklichkeit ist es der Langenberg. Die großen Berge laden zu Irrungen ein.
Bogdahn: Das Rausfinden war in Zeiten des Internets gar nicht so schwer. Viel schwerer war es, die Berge selbst zu finden. Der Hasselbrack in Hamburg zum Beispiel war unauffindbar.

Bogdahn: Jaja, auf jeden Fall. Erst gestern hat mich jemand bei einer Lesung in Bamberg darauf aufmerksam gemacht, dass ein Freund von ihm auch schon alle höchsten Berge bestiegen hat. Allerdings ohne prominente Begleitung, was die Sache für ihn sicher leichter gemacht hat als für mich. Die größte Schwierigkeit war tatsächlich, meine prominenten Mitwanderer an diese Berge hinzubekommen. Mit Zeit für mich.
Bogdahn: Das ist einfach zu beantworten: Am allerschwersten war Felix Neureuther, mit dem ich auf der Zuspitze war. Der ist ein absolut gefragter Mann auf allen Ebenen. Der macht so viel in seinem Leben. Das war eine langwierige Geburt, die von der Zusage bis zur Wanderung anderthalb Jahre gedauert hat. Da musste ich stark sein, aber es hat sich gelohnt.
Bogdahn: Margot Käßmann war super einfach. Die hat von einem Tag auf den anderen zugesagt. Genauso auch Henning Scherf, der ehemalige Bürgermeister von Bremen. Der hat sofort gesagt, er macht's. Das war richtig schön.
Bogdahn: Ich glaube, ich war schon immer so. Ich habe schon immer die Ohren gespitzt, wenn ich Zug gefahren bin. Und wenn was Skurriles passiert, bin ich immer vorne dabei. Ich habe so eine Freude am Leben und an Dingen, die passieren, dass mir viele Dinge zufallen. Man muss aber auch die Offenheit dafür haben. Wenn man 14 Stunden in einem Nachtzug sitzt, der kein Nachtzug zum Schlafen ist, sondern einer zum Sitzen, und schaut, wer da im Neonlicht so alles rumflitzt, dann passieren automatisch ungewöhnliche Dinge, die man dann auch schön beschreiben kann.
Bogdahn: ... die hat sich dann als Polizistin entpuppt.
Bogdahn: Da war wirklich Mut vorhanden. Ich habe mich auf neue Situationen, neue Menschen und neue Berge eingestellt und bin reich belohnt worden.
Bogdahn: Bei Devid Striesow war ich anfangs ein bisschen enttäuscht. Da hatte ich gehofft, dass wir in alpinistischer Freundschaft zum "Du" übergehen, aber er hat mich gesiezt. Auf dem Gipfel hat er mir aber dann doch das "Du" angeboten, und nachher hat er mich mit dem Auto ewig weit gefahren, obwohl er mich einfach an der Bahnstation hätte absetzen können. Tatsächlich habe ich mit allen eine tolle Ebene gefunden. Mit allen habe ich mich an diesen Wandertagen freundschaftlich verbunden gefühlt.
Bogdahn: Bei Margot Käßmann und bei Aki Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, hatte ich schon Respekt. Weil das Leute sind, die eine große Lebensleistung haben und die ich medial schon so intensiv wahrgenommen hatte, dass ich mich gefragt habe, wie wird es, einen ganzen Tag mit denen zu verbringen.

Bogdahn: Ich fand erstaunlich, wie offen sie darüber geredet hat. Das war ja zunächst ein absoluter Knackpunkt in ihrem Leben. Andererseits war ihr Rücktritt auch eine Befreiung. Denn der Druck, den sie vorher als Bischöfin und als EKD-Ratsvorsitzende gehabt hatte, war extrem.
Bogdahn: Viel! Ich war entsetzt, wie schlimm das Waldsterben ist - in allen Mittelgebirgen vom Harz über das Sauerland bis rüber nach Brandenburg. Dann die Spaltung zwischen Ost und West, die ich als noch sehr stark empfunden habe, allein durch die Abwesenheit westdeutscher Touristen im Osten. Aber auch wie groß und wie schön unser Land ist. Und: Man sagt uns ja nach, dass wir so ein mürrisches Volk sind. Aber ich habe sehr viel Gastfreundschaft und Neugierde gespürt. Ich bin überall mit offenen Armen aufgenommen worden.
Achim Bogdahn liest aus seinem Buch "Unter den Wolken": Samstag, 8. Oktober, 20 Uhr, Jugendkulturhaus Cairo, Würzburg. Karten u.a. unter https://wuetix.de
Der Titel "Deutschlands 16 höchste Berge".