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WÜRZBURG
Als das Forum-Haus auch noch Wahlkampfthema wurde
Stadtansichten       -  Das Forum-Haus auf dem Würzburger Marktplatz, das jetzt zehn Jahre alt wird, bei Nacht.
Foto: Theresa Müller | Das Forum-Haus auf dem Würzburger Marktplatz, das jetzt zehn Jahre alt wird, bei Nacht.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:43 Uhr

Anfang März 2005 umzäunten am unteren Markt Gitter ein Fläche von 500 Quadratmetern zwischen dem „Rudi May-Haus“ (Habakuk) und der Castell-Bank. Anlass der ungewöhnlichen Aktion: Das städtische Baureferat wollte den Bauplatz für ein geplantes Geschäftshaus aufzeigen – den späteren Forum-Bau der VR-Bank Würzburg.

Dieser hat eine lange Vorgeschichte, die 1685 begann. Da baute der fränkische Baumeister Antonio Petrini sein Wohnhaus an die südwestliche Ecke des Marktplatzes. Beim Bombenangriff am 16. März 1945 wurde das Haus zerstört. Die Idee, den Marktplatz dort wieder mit einem Gebäude abzuschließen, wurde 1994 mit einem städtebaulichen Wettbewerb konkret, doch die Pläne landeten erst einmal in der Schublade. 2002 wurden sie wieder aktuell, als die Stadt Geld für die Sanierung der unteren Marktplatzhälfte benötigte.

Der erste Investor sprang wieder ab

Der Plan von Stadtbaurat Christian Baumgart: Ein privater Investor soll einen Petrini-Nachfolgebau hinstellen, das Geld aus dem Grundstücksverkauf für die Marktsanierung verwendet werden. Mit dem ADAC war bald ein Bauherr gefunden, doch der sprang 2004 wieder ab. Ein Glücksfall, wie sich zeigte. Denn beim ursprünglichen Modell war aus Kostengründen „nur“ die Marktplatzsanierung vorgesehen, nicht aber die Verlegung der Tiefgarageneinfahrt vom Platz weg in die Karmelitenstraße.

Den autofreien Marktplatz, der trotz Forum-Baus um rund 1000 Quadratmeter größer wurde, gab's dank dann größerer staatlicher Zuschüsse erst im zweiten Anlauf mit der VR Bank. Diese erhielt im Herbst 2005 für 2,5 Millionen Euro den Zuschlag für das Grundstück. Gegen das „Petrini-Projekt“ war vor allem CSU-Stadtrat Willi Dürrnagel, der den Neubau des viergeschossigen Geschäftshaus als „Verschandelung des Marktplatzes“ bezeichnete und dies auch heute noch so sieht.

Zum Richtfest des Geschäftshauses wurde der Name „Forum“ präsentiert, der einen „kommunikativen Ort“ signalisieren soll. Zur Kommunikation, das war schon damals klar, soll auch ein Gastronomiebetrieb im Erdgeschoss beitragen.

Politiker gingen auf Distanz

Schon während der Bauzeit gab es in der Öffentlichkeit heftige Diskussionen um den „Klotz“ in Würzburgs guter Stube. Diese sorgten dafür, dass das „Forum“ im Frühjahr 2008 Thema im Kommunalwahlkampf wurde. Stadträte gingen zu ihren Beschlüssen auf Distanz, die CSU betonte, dass sie nicht für den Bauantrag gestimmt habe. OB Beckmann distanzierte sich vom Entwurf des „Forum“, bekräftigte aber ihr Ja zur Marktplatz-Bebauung.

Die öffentliche Aufregung war auch Thema bei der Forum-Eröffnung am 24. April 2008, bei der Stadtbaurat Christian Baumgart die „zeitgemäße Architektur“ verteidigte und die Würzburger zu „mehr Gelassenheit und Sachlichkeit“ aufrief.

4,2 Millionen Euro hat die VR-Bank das Forum-Haus gekostet, in dem sich heute rund 45 Mitarbeiter um das Privatkundengeschäft kümmern. Die Marktplatzsanierung kostete 6,9 Millionen Euro.

 
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