Fast 60 Jahre alt ist das Volkacher Fahrgastschiff "Undine" und wie das Würzburger Restaurantschiff "Mainkuh" oder der Eisbrecher "Elsava" eine der wenigen Erinnerungen an die Werften entlang des Mains. Schelche, Fähren, Frachter, Arbeits- und Fahrgastschiffe wurden gebaut, bis in die 1980er Jahre.
Ein rastloser ehemaliger Binnenschiffer ist Heinz Schleßmann. Jeder Frachter wird taxiert, der das Wohnhaus am Main bei Kleinochsenfurt passiert. Für die vergangenen knapp zwei Jahre war sein Thema allerdings der Bau von Eisenschiffen am oberen Main. Denn nach wie vor zählt das Schifffahrts- und Schiffbaumuseum in Wörth am Main auf die Mitarbeit des früheren Berufsschullehrers für Binnenschiffer.
Thema kam beim Fachsimpeln über Niet-Technik
Ein Fachsimpeln über die Niet-Technik mit dem Schiffsbauer Richard Wüffert aus Marktbreit, der ab 1945 in Eibelstadt in die Lehre ging, hatte ihm die Werften am Main und ihre Schiffsbauten als Thema präsentiert. Zuletzt recherchierte Schleßmann monatelang auf der Suche nach Informanten - bis hin zum Abgleich von Lieferscheinen für Eisenplatten in Firmenarchiven.
Von Karlburg bis Untereuerheim, sieben Schiffsbaufirmen gab es von Mainkilometer 224 bis 343,6. Keine der Werften existiert mehr, so Schleßmann. Selbst die Grundstücke sind nicht mehr ohne Weiteres erkennbar, wie in Heidingsfeld, wo er die Werft bei den Pollern in der Nähe des Waschplatzes verorten würde.
Schelche aus Eisen lösten Holzboote ab
Um 1900 hatte die Ära der aus Eisen gebauten Schelche für Fischer und Sandschöpfer begonnen und gleichzeitig den Bau dieser Fahrzeuge aus Holz bis nach dem 1. Weltkrieg abgelöst. Die Sandschöpfer waren gut im Geschäft: Um die Jahrhundertwende wurden viele Gebäude errichtet. Main-Sand war gefragt und damit Schelche und Schleppkähne.
Es folgte der Mainausbau mit weiteren Schleusen, die in den 50er Jahren ab Würzburg den Main bergseits für größere Schiffe erschlossen - sowie ein weiterer Bauboom mit entsprechendem Bedarf an Sand und Baustoffen. Die Werften wuchsen mit den Schiffen.
Schiffe bis oben hin beladen
Zusammengefasst ist ein 24-seitiges Broschur-Heft entstanden mit teils kurios anmutenden Fotos aus den Zeiten, als Einsenkungsmarken an den Schiffen noch nicht üblich waren. Die Sandschöpfer beluden die Schelche, bis knapp vor dem Versinken. Fähren für Sommerhausen und Randersacker beispielsweise, wo die Mainbrücken im Zweiten Weltkrieg gesprengt worden waren, seien anfangs das Geschäft der Schiffswerft Johann Hupp in Eibelstadt gewesen. Heute dienen Reste der Randersackerer Fähre im Ochsenfurter Seglerhafen als Ponton, an dem Stege und die Boote fest gemacht sind.
Die alten Sandschelche und Schleppkähne wichen Motorschiffen bis 150 Tonnen. Ein begnadeter Schiffsbauer sei Hupp gewesen, urteilt Schleßmann. Eine ganze Reihe Fahrgastschiffe und zuletzt, 1968, das 630-Tonnen-Frachtschiff Kaiser Alexander, stammten aus Eibelstadt.
Letzte Schiffswerft schloss erst vor 35 Jahren
Gerade mal 35 Jahre ist es her, dass die letzte Schiffswerft, die Firma Neckermann & Hofmann im Neuen Hafen in Würzburg, ihren Betrieb einstellte. Und beinahe schon war die Geschichte des Eisenschiffbaus am Main so gut wie vergessen gewesen. Selbst die Maschinenbau-Firma Kinkele aus Ochsenfurt, damals noch in der Altstadt ansässig, war mit von der Partie. Sie baute Schelche und den Motorschlepper "Franken", wobei die Schiffsteile in der Werkstatt vorgefertigt wurden.
Zusammensetzt wurden sie am Mainufer - genau wie die Donau-Schiffe, die zerteilt in den 1950er Jahren auf der Straße in Ochsenfurt ankamen und wieder zusammengesetzt wurden, um im Rhein-Stromgebiet zu fahren. Als die "Spessart" in den Main gesetzt wurde, erinnert sich Schleßmann, gab es für dieses Spektakel schulfrei.
Die gesammelten Erkenntnisse sind mit vielen Fotos in dem Druck "Eisenschiffbau am oberen Main" erschienen. Herausgeber ist Heinz Schleßmann. Erhältlich ist er in der Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt (6 Euro).