Auch zwei Jahre nach einem Neuanfang kommt die Sektion Würzburg des Deutschen Alpenvereins (DAV) nicht wirklich zur Ruhe: Offene finanzielle Fragen, die der Vorsitzende Martin Rainer nicht in allen Punkten zur Zufriedenheit der Anwesenden beantworten konnte, standen im Mittelpunkt der jüngsten Mitgliederversammlung. Der Vorstand muss außerdem weiterhin ohne Schatzmeister auskommen, weil sich niemand bereit erklärte, den vakanten Posten zu übernehmen.
Ein kurzer Blick zurück: 2016 war der Vorstand des mit rund 10 000 Mitgliedern größten Würzburger Vereins mit Ausnahme des Jugendreferenten wegen interner Querelen geschlossen zurückgetreten. 2017 wurde ein neuer Vorstand gewählt, der in einer Pressemitteilung von einem "umfassenden Neuanfang" berichtete.
Unübersichtliches Zahlenwerk
Damals wurde auch eine einmalige Sonderumlage in Höhe des Mitgliedsbeitrags beschlossen, um die mittelfristig drohende Zahlungsunfähigkeit des Vereins abzuwenden. Rund 460 000 Euro kamen zusammen, mit denen die Kredite samt Zinsen für vergangene Großinvestitionen in die Hütten des Vereins, den Ankauf einer neuen Geschäftsstelle in der Weißenburgstraße und einen Anbau an der inzwischen vereinseigenen Kletterhalle zurückgezahlt werden sollen.
Zwei Jahre später präsentierte der 1. Vorsitzende Martin Rainer über hundert anwesenden Mitgliedern im Fechenbach-Haus die aktuelle finanzielle Situation der Sektion als unübersichtliches Zahlenwerk, das nicht nur schwer nachvollziehbar war, sondern auch erkennbare Rechenfehler und eine nicht erklärbare Lücke in Höhe von rund 160 000 Euro enthielt. Im Vorfeld der Versammlung war aus den Reihen der Mitglieder ein Antrag eingegangen, der die komplette Offenlegung der Vereinsfinanzen forderte.
"Der Vorstand möchte dem in aller Offenheit nachkommen", versicherte der 2. Vorsitzende Tobias Kostuch zu Beginn der Veranstaltung. Dass es der DAV-Führung dann nicht wirklich gelang, dieses Versprechen zu erfüllen, sorgte für Unmut, Kritik und lange Diskussionen.
Offene Fragen blieben unbeantwortet
So gab es jede Menge Verwirrung und viele Fragen um einzelne Einnahmen- und Ausgabenposten, die nicht in allen Fällen zufriedenstellend beantwortet werden konnten. "Das Zahlenwerk ist in seiner Darstellung optimierungsfähig. Es kann auch nicht sein, dass es einen Posten in Höhe von 160 000 Euro gibt, der nicht erklärbar ist", musste Kostuch eingestehen.
Vor allem das Kletterzentrum in der Zellerau, das der DAV seit Juni 2018 in Eigenregie betreibt, sorgt für rote Zahlen: Im Rahmen der Übernahme wurden rund 60 000 Euro aus der Sonderumlage investiert, und für das Jahr 2018 verblieb aus dem Betrieb ein Defizit von 63 000 Euro, wie der Vorsitzende Martin Rainer erläuterte – und das, obwohl die Eintrittspreise fast um ein Drittel erhöht wurden. Auch die Budgetierung für das laufende Jahr "reicht hinten und vorne nicht. Das Kletterzentrum ist hochdefizitär", kritisierte ein Mitglied.
"Wir müssen sehen, dass wir in den nächsten ein bis zwei Jahren besser werden", sagte Rainer. Die beiden Leiter des Kletterzentrums haben nach seinen Worten "viele kreative Ideen", um die Besucherzahlen und damit die Einnahmen zu erhöhen. Trotz der verwirrenden Zahlen erhielt der Vorstand von der Mitgliederversammlung die Entlastung – allerdings nur mit zwei Dritteln der abgegebenen 69 Stimmen. 37 Mitglieder sahen sich zur Abstimmung nicht in der Lage und enthielten sich der Stimme.