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Ochsenfurt
Allerheiligen: Wie es um die Gräber der Region bestellt ist
Viele Menschen gedenken an Allerheiligen ihrer verstorbenen Angehörigen – jeder auf seine Art. Die Grabpflege auf den Friedhöfen in der Region läuft auf Hochtouren.
Eine Jesus-Statue wacht symbolisch über die Toten auf dem Ochsenfurter Friedhof.
Foto: Marius Flegler | Eine Jesus-Statue wacht symbolisch über die Toten auf dem Ochsenfurter Friedhof.
Marius Flegler
,  Herbert Ehehalt
 und  Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:44 Uhr

Wenn am Freitag der Feiertag Allerheiligen ist, ist das für viele Menschen ein Anlass, an ihre verstorbenen Lieben zu denken – und deren Gräber auf Vordermann zu bringen, Laub und Unkraut zu entfernen, vielleicht eine Kerze aufzustellen oder frische Blumen mitzubringen. Robert Häußler ist seit sieben Jahren für die Friedhofspflege in Ochsenfurt zuständig. "Ich mache das nicht nur für die Stadt, sondern auch fürs Allgemeinwohl", sagt er und wird just in diesem Moment angesprochen. "Ist das feucht genug?", wendet sich eine Friedhofsbesucherin an ihn und zeigt auf die Erde eines Grabes. 

Ihr Mann liegt dort begraben. "Er hat Bienen und die Natur geliebt", sagt sie. Deshalb sei es ihr wichtig, das Grab mit Blumen geschmückt in Ordnung zu halten. Als es von Vögeln immer wieder durcheinander gebracht wurde, hatte Häußler ihr empfohlen, Mauerwurz anzupflanzen. Seitdem gebe es keine Probleme mehr, erzählt sie. Sie ist froh, dass Häußler sich zur Gräbersegnung an Allerheiligen darum kümmert, dass genügend Sitzplätze vorhanden sind: "Es ist gut, dass wir ihn hier haben." 

Grabpflege wird vernachlässigt, weil Angehörige weit weg wohnen

Die Gräber in Ochsenfurt seien in der Regel gepflegt und sauber, so Häußler. "Unser größtes Sorgenkind ist der Müll", sagt er. Immer wieder gebe es Fälle, in denen Glas und Ton im Friedhofskompost entsorgt würden. Es komme auch vor, dass in Einzelfällen die Grabpflege vernachlässigt werde. "Das ist wie überall in der Gesellschaft, es gibt immer auch schwarze Schafe." Die meisten Leute kümmerten sich aber gut. Problemfälle meldet er bei der Stadt. Dass Angehörige die Grabpflege vernachlässigen, habe laut Robert Häußler jedoch oft einen ganz einfachen Grund: dass die Angehörigen weit entfernt vom Friedhof leben. 

Manchmal müsse er sich auch mit den Verantwortlichen in Verbindung setzen. "Von der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister erhalte ich viel Unterstützung", lobt er seine städtischen Ansprechpartner. 

Der Friedhof in Randersacker, kurz vor Allerheiligen.
Foto: Marius Flegler | Der Friedhof in Randersacker, kurz vor Allerheiligen.

Auch auf dem Friedhof in Randersacker sind viele schöne Gräber zu finden. "Die meisten sind gepflegt, es gibt aber auch verwahrloste Gräber. Das sind oft jüngere Leute, die darauf nicht mehr viel Wert legen", sagt ein Mann, während er sich um ein Grab kümmert. "Besonders viele leer stehende Gräber sehen stark zugewuchert aus, das ist nicht schön", erklärt eine andere Frau.

Würzburger Hauptfriedhof bekommt neue Wege

Ungenutzte Gräber gibt es auf den Friedhöfen im Würzburger Stadtgebiet im Moment auch viele, denn: „Der Trend geht zur Urnenbestattung“, erklärt Thomas Götz, stellvertretender Dienststellenleiter der Würzburger Friedhofsverwaltung. Der Verwaltung kommt das entgegen, denn der Würzburger Hauptfriedhof etwa war lange überbelegt. „Jetzt können wir den Friedhof neu strukturieren und Wege anlegen, die auch für Bagger befahrbar sind", so Götz.

Wenn die Ruhezeit von 15 Jahren abgelaufen ist, muss derjenige, der das Nutzungsrecht für das Grab hat, „aufräumen“: Er muss dafür sorgen, dass die Fassung entfernt und das Grab eingeebnet wird. Die Friedhofsverwaltung sät dann Gras ein. Auch den Grabstein müssen die Angehörigen entsorgen: "Oft kann ein Steinmetz ein Grabmal nochmal verwenden – sonst wird der Stein zu Bauschutt", so Götz.

Viele leere Grabflächen in Waldbrunn

Ähnlich ist der Ablauf auf den Waldbrunner Friedhöfen, auch hier werden ungenutzte Gräber zu Grünflächen umgewandelt. Etwa 25 Prozent der Gräber stehen dort derzeit leer, schätzt Bürgermeister Hans Fiederling auf Anfrage der Redaktion. Der Anteil werde in den kommenden Jahren jedoch steigen, weil für viele Gräber bald die Ruhezeit ablaufe.

Erst in den 90ern wurde in Waldbrunn ein neuer Friedhof ausgewiesen. Auf dem alten Friedhof an der St.-Norbertus-Kirche war die Erde sehr feucht, der Verwesungsprozess stagnierte. So entstand der Neue Friedhof am Ortsrand. Dort haben Trauernde auch die Möglichkeit, ihre Verstorbenen unter einer Kirschbaum-Allee zu bestatten. Auf dem Alten Friedhof werden Bestattungen nur noch in Einzelfällen zugelassen, etwa wenn schon ein Ehepartner dort begraben ist.

"Für uns gehört die Grabpflege dazu, hat aber nicht oberste Priorität."
Cornelia Rottmund, Friedhofsbesucherin in Randersacker

Cornelia Rottmund ist mit ihrer Tochter auf dem Friedhof in Randersacker. Gemeinsam stutzen sie einen Lavendelstrauch auf dem Grab des Vaters. Es gebe viele Leute, die persönlich Schwierigkeiten damit haben, vor den Gräbern ihrer geliebten verstorbenen Menschen zu stehen. "Andere haben einfach keinen grünen Daumen", sagt sie und erklärt weiter: "Für uns persönlich gehört die Grabpflege dazu, hat aber nicht oberste Priorität. Meiner Meinung nach liegt das am Wandel der Zeit. Früher wurde nicht so sehr über den Tod und die damit verbundene Trauer gesprochen, deshalb war es damals für die Leute wichtiger, ihre geliebten Menschen am Grab zu besuchen." Ihre Familie sei mit dem Tod ihres Vaters immer offen umgegangen. "Bei uns ist er noch immer irgendwie da." Den richtigen Weg mit Trauer umzugehen, so sagt sie, muss und kann sich jeder selbst aussuchen. 

 
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