
Ein Kleinkind mit einer sehr seltenen Erkrankung und 13 Menschen, die eine Behandlung des Kindes in den USA finanzieren wollten, waren der Startschuss für den Hilfsfonds Waldbüttelbrunn e.V.: Das Ziel des Vereins ist es, vorausschauend und frühzeitig Geld zu sammeln, um Menschen aus Waldbüttelbrunn und den Ortsteilen Roßbrunn und Mädelhofen im Landkreis Würzburg schnell und unbürokratisch helfen zu können.
Seit der Gründung des Hilfsfonds im Jahr 2003 konnte der Verein in 150 Fällen mit insgesamt 60.000 Euro und vielen zinslosen Übergangshilfen Menschen in kleinen und größeren Notlagen helfen. Im Interview spricht der Vereinsvorsitzende Alfred Endres, ehemaliger Bürgermeister, über Diskretion. Und Fälle, die in Erinnerung bleiben.
Alfred Endres: Wenn zum Beispiel ein älterer Mensch sein Gebiss nicht zahlen kann oder Eltern mit Kindergartenbeiträgen im Rückstand sind, ist das den Leuten meist peinlich. Ich hatte anfangs Angst, dass man die Hilfe nicht unter der Decke halten kann, aber das hat sich nicht bewahrheitet. Übrigens unterscheiden wir nicht, ob jemand selbst verschuldet oder nicht in eine Notlage gekommen ist.
Endres: Wir haben Multiplikatoren und arbeiten zum Beispiel eng mit der Nachbarschaftshilfe Waldbüttelbrunn zusammen. Wir leben davon, dass man uns kennt. Wenn Not am Mann ist, kommt die Info telefonisch oder persönlich zu mir. Ich bin im Dorf gut vernetzt, da funktioniert das.
Endres: Das haben wir anfangs überlegt, dann aber festgestellt, dass das der Sache nicht gerecht wird. Die alleinerziehende Mutter hat andere Probleme als der Rentner, der sein Hörgerät nicht zahlen kann. Wir sagen: Schildere uns dein Problem und wir versuchen, was daraus zu machen. Völlig individuell.
Endres: Wer bei uns Mitglied ist, zahlt im Jahr zwölf Euro Beitrag. Das ist der Mindestbetrag, wir wollen nicht, dass eine Mitgliedschaft im Hilfsfonds nur etwas für Reiche ist. Es gibt viele, die auf freiwilliger Basis mehr geben. Der höchste regelmäßige Beitrag eines Mitglieds beträgt 400 Euro. Im Schnitt sind wir bei etwa 30 Euro jährlich. Die Beiträge unserer aktuell 140 Mitglieder sind unsere Basis, das sind 2500 bis 3000 Euro im Jahr. Dazu kommen Spenden, vor allem an Weihnachten, auch von Firmen.
Endres: Nein. Die Hemmschwelle, Hilfe zu suchen, ist trotz allem da. Wer gibt schon gerne zu, dass er nicht zurechtkommt. Deshalb haben wir manchmal Flauten, wo gar nichts passiert und dann kommen plötzlich wieder ein paar Anfragen auf einmal. Wir konnten einen guten finanziellen Grundstock ansammeln, dadurch und durch regelmäßig eingehende Spenden hatten wir bisher keine Engpässe.
Endres: Sie verteilen sich über die gesamte Gesellschaft. Für uns ist ausschließlich der Wohnsitz maßgeblich: Nur wer in Waldbüttelbrunn oder den beiden Ortsteilen wohnt, bekommt Leistungen. Das kann ein "Ureinwohner" sein, ein Kongolese, Syrer oder Afghane. Eine Zeit lang waren hier Frauen aus afrikanischen Ländern untergebracht, oft mit Kindern. Da haben wir zum Beispiel zusätzlichen Sprachunterricht und Bücher finanziert, oder Fußballschuhe für die Kinder. Manchmal melden sich Lehrer bei uns, weil sie merken, Kinder können wegen der Kosten nicht an einer Klassenfahrt teilnehmen – oder Vereine, wenn Leute sich den Beitrag nicht leisten können.
Endres: Als wir damals unsere Homepage online gestellt haben, kamen Anfragen von Leuten aus Hamburg und Bremen, die mal schnell ein paar 1000 Euro haben wollten. Da mussten wir eine Grenze ziehen, weil das sonst ausgeufert wäre. Um Mitglied unseres Vereins zu werden, muss man wiederum nicht aus Waldbüttelbrunn kommen.

Endres: Wir hatten ein paar große Fälle, bei denen unsere Finanzierung über 5000 Euro lag – oft sind es auch nur 50 oder 100 Euro, mit denen wir helfen.
Endres: Da gab es eine alleinerziehende Mutter, die auf dem Arbeitsmarkt nichts Passendes gefunden hat. Sie hätte gern einen Busführerschein gemacht, weil die Arbeitszeiten als Busfahrerin gut mit ihrem Schulkind vereinbar gewesen wären. So ein Führerschein kostet aber an die 8000 Euro. Wir haben ihr das Geld als zinslose Übergangshilfe gegeben. Die Frau hat ihren Führerschein gemacht und die Hälfte zurückgezahlt. Auf den Rest haben wir verzichtet.
Endres: Mal kommt gar nichts zurück, mal ein gemaltes Kinderbild als Dankeschön. Die Busfahrerin zum Beispiel wohnt nicht mehr in Waldbüttelbrunn, hat mir aber vergangenes Jahr zu Weihnachten geschrieben: "Der Hilfsfonds hat mir wirklich geholfen. Meine Tochter studiert inzwischen."
Endres: Ja – wir wollen keine Sucht finanzieren. Leute, die dem Alkohol verfallen sind und das Geld in Alkohol umsetzen, bekommen von uns stattdessen Essensgutscheine für Supermärkte.
Endres: Ja, zuletzt Waldbrunn. In Margetshöchheim gibt es auch eine ähnliche Initiative, dort zahlt aber die Gemeinde in einen Fonds ein. Bei uns stammen die Gelder ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Höchberg wiederum hat eine Bürgerstiftung gegründet, die größtenteils von der Gemeinde und von Spenden finanziert wird.
Endres: Mir ist's im Leben meist gut ergangen, da möchte ich etwas zurückgeben. Außerdem bin ich ein Mensch, der gerne hilft.
Mehr Infos zum Hilfsfonds Waldbüttelbrunn: www.hilfsfonds-waldbuettelbrunn.de