Draussen schreien Katzen, drinnen wirkt alles düster und schäbig. In Blanches entsetzter Frage: "Erklär mir diese Umgebung" klingt ein Hauch von Verzweiflung. Unter der von Anfang bis Ende fesselnden Regie von Hermann Drexler entwickelt sich unaufhaltsam ein Drama, das in einer Katastrophe endet – bis 20. Mai zu sehen in der Würzburger TheaterWerkstatt.
Blanche DuBois ist Stellas ältere Schwester. Die beiden Frauen, Nachkommen einer wohlhabenden Südstaaten-Dynastie, sind neben dem prolligen Arbeiter Stanley Kowalski Protagonisten in Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht". Durch kluge Striche ist eine dichte Aufführung entstanden, die vom ersten bis letzten Moment die Spannung hält.
Nach dem Verlust von "Belle Rêve", der Plantage ihrer Familie, und ihrem Rausschmiß als Lehrerin nach Verführung eines minderjährigen Schülers flüchtet sich Blanche nach New Orleans zu Stella. Diese ist fasziniert von ihrem Ehemann Stanley, einem Nachkommen polnischer Einwanderer mit patriotischem Selbstbewusstsein, der seine Emotionen rausbrüllt und vor Handgreiflichkeiten nicht zurückschreckt. In diesem Milieu mit Hinterhofprügeleien, Alkoholexzesen und Pokerrunden zerbricht die fragile Blanche, die eigentlich nur jemanden sucht, der ihr Schutz und Frieden garantiert.
Die Tragödie zieht sich bis in die Nebenräume
Die Tragödie spielt sich nicht nur auf der Bühne des Kellertheaters aus, sondern zieht sich bis ins Foyer und die Nebenräume. In diesem geschickt einbezogenen Areal brilliert Anne Hansen als die fragile, versponnene Blanche. Im vornehmen weißen Hosenanzug wirkt sie wie ein Püppchen, das sich völlig verstört in der kahlen Zweizimmerwohnung umschaut und erst mal mehrere Schlucke Whiskey braucht. Wie sie sich zwischen Klappbett und Kühlschrank, zwischen Versponnenheit und sentimentaler Nervosität durchhangelt, wie sie aus bitterer Realität in eine Illusion flüchtet, ist großes Kino.
Auch Angelina Gerhardt als Stella zeigt eine hervorragende schauspielerische Leistung. Sie gibt die gefühlvolle Schwester, ist gleichzeitig flatterhaft und fasziniert von ihrem proletenhaften Ehemann, ihm hörig und versöhnlich, obwohl er sie und ihre Schwester beschimpft, ja sogar in schwangerem Zustand verprügelt.
Psychologisch ebenfalls fein herausgearbeitet ist auch die Rolle des Stanley, der vor Selbstbewusstsein, vor ordinärer Brutalität nur so strotzt – heißblütig und nuancenreich verkörpert von Miro Nieselt. Das darstellerisch hervorragende Trio wird unter anderem ergänzt durch sehenswertes Spiel und Gesang von Talia von Bezold als Nachbarin und Wernher von Schrader, der einen glaubwürdigen Mitch zeigt.
"Endstation Sehnsucht" in der TheaterWerkstatt ist bis 20. Mai zu sehen. Genaue Infos zu Spielzeiten und Karten unter www.theater-werkstatt.com und Tel.: (0931) 59400, E-Mail: Kontakt@theater-werkstatt.com