In Deutschland sind mindestens 160 000 Menschen von Opioiden, meist Heroin, abhängig. Etwas weniger als die Hälfte von ihnen macht eine Drogenersatztherapie. Diese Therapie, auch Substitution genannt, ist in Kombination mit der psychosozialen Betreuung die häufigste Behandlungsart bei Opioidabhängigkeit. Obwohl wissenschaftliche Daten die positiven Auswirkungen der Behandlung belegen, hat Deutschland, im europäischen Vergleich, eine deutlich geringere Behandlungsquote.
Auch in Würzburg und Umgebung können nicht alle Abhängigen behandelt werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Würzburg. Die Jugend- und Drogenberatung geht von ungefähr 450 Personen aus, lediglich 235 davon werden aktuell von drei Schwerpunktpraxen und einigen wenigen Hausärzten wegen ihrer Abhängigkeit behandelt. Nun will eine Kampagne die Quote erhöhen.
Leider gibt es in Deutschland wenig Behandlungsplätze. Mit der Kampagne "100 000 Substituierte bis 2022" wollen die Deutsche Aidshilfe, der Akzept-Bundesverband und das Selbsthilfenetzwerk JES die Substitution in Deutschland vorantreiben. Bis 2022 sollen mindestens 60 Prozent der Opioid-Abhängigen behandelt werden.
Es herrscht immer noch eine große Skepsis gegenüber dieser Behandlungsmethode. In Deutschland führte dies zunächst zu einem strengen Regelwerk, das sowohl Ärzte als auch Opioid-Abhängige vor der Therapie zurückschrecken ließ. Vor zweieinhalb Jahren traten neue Richtlinien des Substitutionsrechts in Kraft. Gerade für Hausärzte ist vieles einfacher geworden.
So dürfen stabile Patienten ihr Substitutionsmittel entweder mit nach Hause nehmen und dort selbst einnehmen oder sie können sich für eine Medikation mit einem Depotsubstitut entscheiden. Außerdem gibt es durch die Veränderungen mehr Rechtssicherheit für Ärzte und die Möglichkeit, Patienten individueller zu behandeln.
Die Drogenhilfe in Würzburg unterstützt dieses Vorhaben und möchte zum bundesweiten „Aktionstag Substitution“ am 5. Mai mit einer Plakataktion rund um das Kontaktcafé „Flow“ in der Rüdigerstraße 3 und der Jugend- und Drogenberatung in der Kapuzinerstraße 19 dafür werben, dass mehr Ärzte in Würzburg und Umgebung opiatabhängige Menschen behandeln. Darüber hinaus wird das Kontaktcafé an diesem Tag das Thema Substitution in den Fokus stellen und Informationen und Broschüren weitergeben.
Weiter Informationen unter www.aidshilfe.de/meldung/100000-substituierte-bis-2022