Im sonst eher beschaulichen Würzburg, sorgte diese Meldung im vergangenen Sommer für Schlagzeilen: Am 24. Juli 2019 versuche eine Gruppe junger Männer im Freibad am Dallenberg Polizeibeamte daran zu hindern, einen per Haftbefehl gesuchten Straftäter festzunehmen. Mindestens zehn junge Männer beschimpfen die Beamten, bedrohen und bedrängen sie. Die Stimmung ist aggressiv, droht zu eskalieren. Erst als Verstärkung kommt, schafft es die Polizei den Festgenommen aus dem Bad zu bringen, in einen Streifenwagen zu schaffen und weg zu fahren.
Drei junge Männer stehen wegen einer aktiven Rolle an diesem Tumult jetzt in Würzburg vor dem Jugendschöffengericht. Die Staatsanwaltschaft wirft den dreien Landfriedensbruch und versuchte Gefangenenbefreiung vor. Zwei von ihnen sollen dabei Polizisten beleidigt und einer die Beamten auch bedroht haben.
Keine körperliche Gewalt
Anders als am vergangenen Wochenende in Stuttgart schlug die aggressive Stimmung der jungen Männer im Dallenbergbad aber nicht in Gewalt um. Weder gegen Sachen, noch gegen Polizeibeamte. In der Anklageschrift, die Richter Jürgen Reiher am Jugendschöffengericht vorliest, wird verbale Gewalt geschildert. "Ich reiß dir die Rübe runter!" und "Lasst ihn frei, ich hau euch eure Köpfe ab" soll einer der Angeklagten, damals 17 Jahre alt, geschrieen haben. "Scheiß Bullen!" und "Ihr werdet sehen, was ihr davon habt!" sei aus der aufgebrachten Menge heraus skandiert worden.
Ausgelöst wurde die Aggression gegen die Polizei ähnlich, wie es auch jetzt in Stuttgart der Fall gewesen sein soll: Durch Solidarisierung mit jemanden, der von der Polizei festgehalten wurde. Im Dallenbergbad war das ein Jugendlicher, dem mehrere Straftaten zur Last gelegt werden und der von zwei Polizeibeamten auf der Liegewiese verhaftet wurde.
Stimmung war aggressiv
Laut Staatsanwaltschaft bildete sich daraufhin schnell eine Gruppe von mindestens zehn Personen, die den Abtransport des Festgenommen zu verhindern versuchte, indem sie den Polizisten folgte, ihnen den Weg blockierte und laut die Freilassung forderte. Die Stimmung wurde aggressiv und die Polizisten nahmen Pfefferspray und Schlagstock in die Hand. Weitere verbale Drohungen und Beleidigungen folgten. Die Polizisten forderten Verstärkung. Zu viert gelang es ihnen dann, den Festgenommen zum Ausgang zu bringen. Dort versuchte die aufgebrachte Gruppe noch, die Wegfahrt der Streifenwagen zu verhindern.
Ein knappes Jahr nach diesem Vorfall erklärt Oberstaatsanwalt Torsten Seebach, dass Verfahren gegen zahlreiche Personen dieser Gruppe eingestellt worden seien, "da neben der bloßen Anwesenheit am Tatort eine darüber hinausgehende Beteiligung nicht nachweisbar war". Vier jungen Männern konnte die Staatsanwaltschaft eine aktive Beteiligung nachweisen.
Ein Fall wird separat am Jugendschöffengericht behandelt, weil dabei wohl noch andere Anklagen mit verhandelt werden. Die anderen drei Angeklagten stehen gemeinsam vor dem Jugendschöffengericht. Aber auch bei ihnen geht es um mehr als den Vorfall im Dallenbergbad: Etwa 20 Straftaten werden verhandelt.
Mehrmals Polizisten beleidigt
Einem 18 Jahre alten Würzburger werden zwischen 2018 und 2019 unter anderem Diebstahlsdelikte, gefährliche Körperverletzung und Strafvereitelung vorgeworfen. Respektlos gegenüber der Polizei verhielt er sich bereits vor dem Vorfall im Dallenbergbad: Im September 2018 hatte er Beamten am Hauptbahnhof den Mittelfinger gezeigt.
Ein mitangeklagter 16 Jahre alte Würzburger war bereits mit 14 Jahren an Schlägereien beteiligt. Er soll nach dem Vorfall im Dallenbergbad Polizisten am Hauptbahnhof beleidigt haben.
Alkohol und andere Drogen
Zwei Verfahren gegen den 18-Jährigen sind bereits vor dem Jugendschöffengericht geführt und gegen Auflagen eingestellt worden. Weil er sich nicht an diese gehalten und weitere Straftaten begangen hat, sitzt er momentan in Untersuchungshaft. In der laufenden Verhandlung kommen alle Anklagen erneut vor Gericht.
Seine Beteiligung im Dallenbergbad gibt der 18-Jährige zu. "Er hat mitbekommen, wie sein Freund verhaftet wurde", erklärt sein Verteidiger Jan Paulsen vor Gericht. Was er genau gesagt habe, wisse er nicht mehr, da er unter dem Einfluss von Alkohol und anderen Drogen gestanden habe.
Dagegen bestreitet der mitangeklagte 16-Jährige, am Tag der Tat im Dallenbergbad gewesen zu sein. Der dritte Angeklagte erklärte vor dem Schöffengericht, dass er zwar im Bad, aber unbeteiligt gewesen sei.
Die Verhandlung wird Anfang Juli fortgesetzt.
außer im Bad herumzuhängen und andere Leute anzumachen.
Weiß auch nicht - früher war zwar nicht alles besser, aber es ist auch definitiv nicht alles besser geworden. Ich glaube, man braucht die Leute gar nicht nach Korea zu schicken, um ihnen ordentlich etwas zu tun zu geben - bei uns gibt es (z. B. in der Landwirtschaft oder bei den Bauhöfen) genug Möglichkeiten, "überschüssige Kraft" abzubauen.
Die Exekutive, hier in Verkörperung der Polizei, braucht wesentlich mehr Unterstützung durch unseren Rechtsstaat. Ordentliche und gerechte Urteile (auch gemessen am allgemeinen Rechtsempfinden) gehören leider nicht zum Alltag und ich kann Polizisten verstehen, wenn Sie von Ihrer Tätigkeit frustriert, immer unmotivierter werden. Respekt, Wertschätzung und Mitgefühl müssen wieder den Weg in unsere Gesellschaft finden. Ansonsten sehe ich ein schwarzes Loch auf unsere demokratische Grundordnung zurasen.
Artikel: Anders als am vergangenen Wochenende in Stuttgart schlug die aggressive Stimmung der jungen Männer im Dallenbergbad aber nicht in Gewalt um.
Clickbait? Schade. Aktuell habe ich das Gefühl, dass die Inhalte der Main-Post noch dünner werden. Viele kritische Kommentare werden nicht mehr freigeschalten etc.