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Rottendorf
Agenda-21-Bewegung als Ergänzung von Politik und Verwaltung
Der Rottendorfer Kulturstall ist eine in der Region einmalige Einrichtung der Agenda-21-Gruppe. Der Messstab, den die Holzrechtler zum Abmessen der Waldstücke verwenden, ist ein besonderes Stück aus der großen Sammlung.
Foto: Christian Ammon | Der Rottendorfer Kulturstall ist eine in der Region einmalige Einrichtung der Agenda-21-Gruppe. Der Messstab, den die Holzrechtler zum Abmessen der Waldstücke verwenden, ist ein besonderes Stück aus der großen Sammlung.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 27.01.2025 02:31 Uhr

Ein Viertel Jahrhundert gibt es sie schon: die Agenda-21-Bewegung in Rottendorf. Noch immer ist sie unverzichtbar, wenn es darum geht, Rottendorf zu einer nachhaltigen und lebenswerten Gemeinde fortzuentwickeln. Allerdings zeigte sich in einem Bericht, den die Beiratsvorsitzende Ulrike Schulz kürzlich im Gemeinderat gehalten hat, dass es schwieriger geworden ist, Ehrenamtliche für ein dauerhaftes Engagement zu gewinnen. Die Agenda-Bewegung ist um die Jahrtausendwende entstanden und ist weltweit tätig. Die 1999 gegründete Rottendorfer-Agendagruppe ist bis heute eine der aktivsten Gruppen in der Region.

Entstanden sei sie aus der Erkenntnis, so Schulz, dass "alle Ressourcen endlich sind". Die Agenda betrachte sich nicht als Gegner von Politik und Verwaltung, sondern als Ergänzung. Ihr persönliches Anliegen ist es, Rottendorf auch für die Enkelgeneration als lebenswerte Gemeinde zu erhalten. Dafür setzt sich die Agenda mit vielen eigenen Initiativen, Anträgen im Gemeinderat oder auch als Ansprechstelle für die Bevölkerung ein. So geht etwa das Förderprogramm der Gemeinde Rottendorf für die Errichtung von Balkonphotovoltaik auf einen Agenda-Antrag zurück.

Dass die Bedeutung der Agenda-Ziele und auch die Bereitschaft, sich dafür einzusetzen, abgenommen hat, glaubt sie nicht. Es gibt jedoch einen Generationenwechsel. Mit Bruno Hegler ist etwa 2024 der Gründer des Kulturstalls und ein unermüdlicher Sammler verstorben. Für Einzelprojekte gebe es immer noch genügend Helfer, für Dauerprojekte sei es heute schwierig, vor allem auch jüngere Mitstreiter zu finden, sagte sie. Die Organisationsstruktur wurde umgebaut: Die Aufteilung in verschiedene thematisch getrennte Arbeitskreise gibt es nicht mehr. Auch wird es beim Dorffest im Juli erstmals keinen eigenen Stand geben.

Mit Bruno Hegler ist 2024 nicht nur der Gründer des Kulturstalls, sondern auch einer der frühen Mitstreiter der Agenda 21 verstorben.
Foto: Christian Ammon | Mit Bruno Hegler ist 2024 nicht nur der Gründer des Kulturstalls, sondern auch einer der frühen Mitstreiter der Agenda 21 verstorben.

In Rottendorf gibt es mehrere feste Einrichtungen, die es ohne den Agenda-Ehrenamtlern wohl nicht dieser Form gäbe. Die Vorsitzende nannte den beliebten Bauernmarkt, die Fair-Trade-Aktionen, das Pflanzen der Jahrgangsbäume mit den Schülern, den Unternehmertreff und vor allem auch den Kulturstall, der eine bemerkenswerte Sammlung aus der landwirtschaftlichen Vergangenheit des früheren Bauern- und Handwerkerdorfs beherbergt. Doch gerade dieser bereitet Sorgen: "Das Problem, Ehrenamtliche zu gewinnen, um den Betrieb dauerhaft aufrecht zu erhalten, konnte wir bisher nicht lösen." Zum Jahresmotto "Landwirtschaft früher: Von der Aussaat bis zum Brot" gab es im vergangenen Jahr allerlei Mitmach-Aktionen wie Dreschen mit dem Dreschflegel, Reinigen der Getreidekörner von der Spreu, Getreide zu Mehl mahlen, Brot und Stockbrot backen und Butter herstellen.

Eine weitere wichtige Säule der Arbeit ist der Schutz der Lebensräume. In Rottendorf gebe als gleich mehrere erhaltenswerte Biotope, die besonders artenreichen Mittelwälder, große Streuobstbestände und artenreiche Wiesen. Nicht immer stößt das Engagement auf einhellige Begeisterung: Der Vorschlag, Brennnessel-Flächen nicht rigoros abzumähen, wollte nicht jedem einleuchten. Auch der im Gemeinderat kontrovers diskutierte Antrag, eine Schmetterlingswiese am Radweg nach Würzburg mit Ruhebänken anzulegen, hat nicht jeden überzeugt. Die Agenda verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Auch die kleinsten, gerne übersehenen Lebewesen finden Berücksichtigung. Als Höhepunkt für das Jahr 2024 zeigte sie eine Aufnahme des kleinen Schillerfalters (Apatura ilia). Seine schillernd blauen Flügel lohnen einen genauen Blick und den Einsatz für den Erhalt, vielseitiger Lebensräume.

 
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