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WÜRZBURG
AfD-Kritik auf 32 leeren Seiten
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:20 Uhr

„Wir sind keine christliche Partei.“ Das sagte Alexander Gauland, der Vorsitzende der Afd-Bundestagsfraktion, im Mai 2016 in einem Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“. Gaulands Co-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel wurde im Dezember 2017 in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ mit den Worten zitiert, die AfD sei „die einzige christliche Partei, die es noch gibt“. Zwei Positionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die die Frage aufwerfen, wie christlich oder nichtchristlich die AfD denn nun ist. Diese Frage hat man sich auch im christlichen geprägten Echter Verlag in Würzburg gestellt. Dabei ist die Broschüre „Christliches in der AfD“ entstanden – mit 32 fast leeren Seiten.

Eine spontane Idee

„Das war eine spontane Idee unseres Lektors“, sagt Verlagsleiter Thomas Häußner gegenüber der Redaktion zu den Anfängen. Er hat nur kurz darüber nachdenken müssen, dann habe er entschieden, das Buch zu veröffentlichen. Man habe nicht akribisch und sehr detailliert recherchiert, sagt er im Gespräch. Aber schon die Lektüre des Parteiprogramms und öffentliche Äußerungen von AfD-Politikern hätten genügend Anlass geboten, um zu dem Schluss zu kommen, „dass AfD und christlich nicht zusammenpassen“, so Häußner. „Wir erlauben uns mit der Broschüre zu sagen: ,Ihr seid nicht christlich‘“, so der Leiter des Würzburger Verlagshauses. Deshalb lautet einer der nur wenigen gedruckten Sätze in der Broschüre zum Thema Christentum und AfD: „Wir haben recherchiert und haben herausgefunden: Da gibt's nichts, gar nichts. Sie können blättern, so viel sie wollen. Es gibt nichts. . .“

AfD wittert einen Skandal

Mit den Worten „Humor ist, wenn die AfD nicht lacht“, wird das Büchlein auf der Website des Verlags beworben. Und eine Reaktion der populistischen Partei, die selbst kaum eine Provokation auslässt, ließ nicht lange auf sich warten. „Skandal“ rief der kirchenpolitische Sprecher der AfD, Volker Münz. Gegenüber dem Internetportal katholisch.de äußerte er: „Bestenfalls ist das Satire. Aus meiner Sicht diskreditiert sich der Verlag damit aber selbst“, so Münz. Stattdessen würden Menschen irregeführt, die für das Buch Geld bezahlten in der Annahme, es handele sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit christlichen Inhalten der AfD. Münz kündigte zudem an, dass die AfD über juristische Schritte nachdenke.

Gag und Provokation

Für Thomas Häußner kommt das nicht unerwartet: Die AfD habe sich bislang nicht direkt an den Verlag gewandt, sagt er auf Anfrage der Redaktion. Gegenüber katholisch.de sagte er, die Idee sei gewesen, die Auseinandersetzung mit der AfD zuzuspitzen. „Wir haben überlegt, wie zugänglich populistische Parteien gegenüber einer sachlichen Argumentation sind und wollten darauf mal auf einem etwas anderen Weg antworten“, so Häußner, der das AfD-Buch als „Gag“ und „Provokation“ betrachtet. Auf der letzten Seite des Buchs ermuntert der Verlag Leser und AfD zur Diskussion, dort steht: „Sollten Sie christliche Standpunkte in der AfD benennen können, dürfen Sie uns diese gerne mitteilen.“

Katholische Buchläden sind zurückhaltend

Das Büchlein, das zwischenzeitlich ein großes Medienecho hervorgerufen hat, ist Anfang März in einer Auflage von 1500 Stück erschienen und ist zum Preis von 2,90 Euro erhältlich. Das Buch verkaufe sich gut, sagt Verlagsleiter Häußner, jedoch gebe es auch Buchhandlungen, die es nicht in ihr Sortiment aufnehmen wollen. Das gelte speziell für katholische Buchhandlungen. Über die Gründe der Ablehnung kann Häußner nur mutmaßen: Vielleicht haben manche Angst, Kunden zu verlieren oder fürchten Reaktionen der AfD. Derweilen meldete der Verlag auf seiner Homepage am Freitagmittagnachmittag (16.März): „Aufgrund der großen Nachfrage, kommt es bei dem AfD Büchlein kurzfristig zu Lieferschwierigkeiten. Wir bitten dies zu entschuldigen.“

 
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Kommentare
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  • W. S.
    Christliches in der AFD:

    Ein paar der leeren Seiten könnte man mit den AFD Positionen zu Familienpolitik, Homoehe, Gender Mainstraiming, Abtreibung und Sterbehilfe voll schreiben.
    Außerdem thematisiert die AFD als einzige Partei die Christenverfolgung in muslimischen Ländern.
    Dumm nur dass der drittklassige Kalauer des Werther-Eche Verlages noch unlustiger gewesen wäre.

    Aber vermutlich bekommt der Verlag demnächst einen der viele modernen Leninorden die heute "Toleranzpreis" oder "Auszeichnung für Zivilcourage" heißen umgehängt.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Da weiß man doch, von wem es kommt... Dann lieber leere Seiten als Beschriebene!
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  • A. F.
    Vorschlag an den Echter-Verlag:

    Von dem Verkaufserlös, dass Buch kostet ja 2,90 €, jeweils davon 1 € an eine Einrichtung spenden, die sich entweder kritisch mit "erdfarbenen Dumpfbacken" auseinander setzt oder deren Opfer betreut.

    Bei den bisherigen Verkaufszahlen mag da vielleicht nicht viel zusammen kommen, aber in diesem Fall dürfte auch die symbolische Geste zählen.
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  • J. S.
    Meine Empfehlung, einfach die gesamte Auflage aufkaufen,
    und somit vom Markt nehmen. Sie würden da richtig Schlagzeile machen. Und sie hätten den von ihnen verspottenen "Dumpfpacken" wirklich schwer "geschadet". Der gute Zweck heiligt und rechtfertigt doch die Mittel. Ob´s dafür eine Spendenquittung gäbe? "Fragen sie ihren Steuerberater oder Finanzbeamten". Und sie bekämen bestimmt auch einen ganzen Artikel, nicht nur einen Kommentar. Am besten mit "erdfarbenen" 50 Euroscheinen bar bezahlen. Dass auch die "Optik" stimmt.
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  • G. L.
    Mal ganz ehrlich - ich bin zwar AfD-Wähler, aber diese Aktion löst nur Schulterzucken bei mir aus.
    Der Echter-Verlag kann schreiben was er will - ist mir egal.
    Vielleicht löst er damit wieder ein paar Kirchenaustritte aus, wie regelmäßig, wenn einmal mehr rauskommt, dass sich katholische Geistlich zu sehr mit den Kindern ihrer Gläubigen beschäftigt haben.
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  • M. G.
    Der Einzug der AFD in den Bayrischen Landtag kann weder das Büchlein, noch der Superminister Söder, noch das Flugtaxiunternehmen Dorothea Bär aufhalten! Ich bereis beruflich ganz Bayern und sehe und höre die Stimmung in den Regionen, demnach zieht die AFD mit einen super Ergenis in Bayern ein! Söder kann garnicht ohne AFD - Hilfe in Bayern was durchsetzen! Mit allen wo ich jetzt so kenne, sind enttäuschte CSU - Wähler die auch mit der jetzigen Situation im Bund abgeschlossen haben! „Klare Kante, wir nimmer“!
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  • A. F.
    Irgendwie erinnert mich Ihr Kommentar an eine Situation, die wir schon einmal hatten ...

    ... vor geraumer Zeit ...
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  • A. S.
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  • M. M.
    Herr Maryan, Herr DFR4 und ihre Visionen! grinsen

    Danke, ich hab gut gelacht!

    Davon soll sich mal keiner kirre machen lassen. Persönlich glaube ich nicht, dass die AfD in Bayern viel erreicht. Oder besser gesagt, ich habe keine Sorge deswegen.

    Aber mir ist eine CSU mit absoluter Mehrheit lieber als eine AfD mit 5,1%.

    Wir werden sehen. Immer gelassen bleiben!
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  • M. E.
    Sie sind gesperrt!
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  • A. F.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • A. F.
    "Christen" in der AfD!?

    Das wäre der beste Beweis, dass es nicht nur fundamentalistische Moslems gibt, sondern auch fundamentalistische Christen.

    Und mit denen haben Sektenbeauftragte mehr als genug zu tun ...
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  • O. N.
    „Wir haben recherchiert und haben herausgefunden: Da gibt's nichts, gar nichts. Sie können blättern, so viel sie wollen. Es gibt nichts. . .“
    Wie schön, dass Vorzenzur wenigstens zugegeben wird. Ich würde mir gerne selbst ein Bild machen und werde mir später ein Exemplar mit Inhalt erwerben. Die AfD freut sich über so viel Werbung!
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  • U. S.
    @otmarnass Sie kaufen dieses Druckwerk? Dann ist erreicht was erreicht werden sollte (sogar mit kostenloser Werbung durch die MP): Umsatz!
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  • J. B.
    Das Posting enthält beleidigende Inhalte und wurde daher gesperrt.
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  • B. E.
    Hm, habe mir gerade mal das Inhaltsverzeichnis des AfD-Programms reingezogen. Also, da finde ich ehrlich gesagt nichts, was schlimm wäre. Der eine oder andere Punkt ist sicher kritisch diskussionswürdig, aber so sollte es in einer Demokratie ja auch sein. Eigentlich. Mal sehen, ob ich beim "tieferlesen" das offenbar so Üble finden kann. Klar, Programm ist das eine, tatsächliches Tun das andere - wobei, da zumindest steht die AfD in einer Reihe mit den etablierten Parteien. Vielleicht hätte aber einem (einst) renommierten Verlag akribisches und detailliertes Recherchieren gut zu gesicht gestanden. So bewirkt es wahrscheinlich eher das Gegenteil.
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  • M. G.
    Ich stimme Ihnen da völlig zu.
    Dazu kommt, daß so ein "Buch" die ganze Debatte um die AfD geradezu symbolisch darstellt. Der Titel des Buches könnte genauso lauten: "Argumente gegen die AfD" .....32 leere Seiten.

    Im Ernst? DAS sollen die Argumente gegen die AfD sein? Ein leeres Buch?

    Hätte man nicht vielleicht wenigstens das bisherige Verhalten der AfD auf Vereinbarkeit mit dem Christentum untersuchen können und dann auf diesen 32 Seiten das Ergebnis darstellen können? Das hätte wenigstens etwas Niveau gehabt. In dieser Form ist macht das auf mich eher einen infantilen und unreifen Eindruck

    Zumal man nochmal unterstreichen sollte daß sich die AfD offenbar selbst nicht einig ist ob sie eine christliche Partei sein will - siehe eben das Gauland-Zitat.

    Desweiteren würde mich eine analoge Untersuchung von z.B. SPD und Grünen interessieren.
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  • L. W.
    Die AfD

    behauptet doch zusammen mit Pegida "das christliche Abendland" zu verteidigen.

    Da finde ich jetzt diese Vorführung durch einen christlichen Verlag geradezu perfekt.
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  • A. F.
    Vor allem, wenn der Führer von Pegida mehrmals vorbestraft ist ...

    ... ob das wohl auch christlich ist ...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Bei diesem Verlag sind leere Seiten besser als Beschriebene... Ich empfehle kahnet - sachlicher, korrekt, nicht einseitig usw. usw.
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