Rund 300 Menschen aus Äthiopien und dem benachbarten Eritrea leben in Würzburg. Viele von ihnen waren am Samstag festlich gekleidet zusammengekommen, um in den Greisinghäusern erstmals das äthiopische Neujahrsfest gemeinsam zu feiern. Das fällt nach dem julianischen Kalender in ihrer Heimat auf den 11. September.
Unter den Ehrengäste des Abends waren auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt und seine Frau AAsa Petersson. Sie wurden von den Gastgebern im Foyer mit einem Neujahrslied empfangen, mit dem man sich Glück, Gesundheit und ein langes Leben wünscht. Auch viele Kinder sangen und klatschten mit. Er sei überwältigt von der Herzlichkeit, mit der er und seine Frau empfangen wurde, sagte der OB später.
In Äthiopien leben Menschen verschiedener Herkunft und Religion, hautsächlich orthodoxe Christen und Muslime, friedlich miteinander – und dies prägte auch das Bild an diesem Abend.
Einige Frauen hatten sich zusammengetan und klassische Gerichte aus ihrer Heimat zubereitet: Injera, ein weiches gesäuertes Fladenbrot, Lammbraten, gehackte und gebratene Innereien, geschmortes Rindfleisch, den Tatar Kitpo, Grünkohl mit Lammfleisch, Quark mit scharfem Paprika und Kräutern: der pikante Geschmack eines fernen Landes. Dazu gab es ein Schlückchen äthiopischen Honigwein. Wie man das alles auch ohne Besteck isst, weiß Schuchardt, denn er hat das Land am Horn von Afrika schon zweimal besucht.
Äthiopien sei die Wiege der Menschheit, meinte Abay Kiros bei der Begrüßung der Gäste. Er ist Dolmetscher und Mitglied im Ausländerbeirat der Stadt und war mit seinem Landsmann Teuf Tadesse Initiator dieses ersten Neujahrstreffens, bei dessen Vorbereitung 20 seiner Landsleute mitgeholfen hatten. „Wir fühlen uns hier wohl und leisten unseren Beitrag zur Entwicklung der Stadt“, sagte Abay Kiros.
Viele hätten eine Arbeit gefunden, andere seien in der Ausbildung, einige studierten auch, und die Kinder gingen zur Schule. Die sei keine Selbstverständlichkeit, sagte er und danke der Stadt Würzburg, dass man hier eine neue Heimat gefunden habe.
Der Oberbürgermeister bedankte sich für die große Gastfreundschaft. Es sei wichtig, dass Menschen hier in der Fremde ein neues Zuhause finden können und dass es ein funktionierendes Netzwerk gibt, so das Würzburg immer mehr zur Heimat werde. Die vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass sich dieses Land grundsätzlich ändert. Es sei toll, wie sich Menschen hier für Flüchtlinge engagieren. Diese positive Grundstimmung für Flüchtlinge gelte es zu erhalten. „Wir können von Äthiopien lernen, wo Menschen unterschiedlicher Religion und Herkunft friedlich zusammenleben. Sie sind eine Bereicherung für die Stadtgesellschaft“, so der OB.
Antonella Caprini, die Vorsitzende des Ausländerbeirates, regte die Tischgemeinschaft dazu an, das Umfeld noch mehr selbst mitzugestalten. Das Schönste, was die Stadt geben könne, sei Freundschaft unter Menschen, meinte Pfarrer Burkard Hose, Mitglied im Ausländerbeirat. Es habe ihn an diesem Abend besonders gefreut, dass sich Menschen hier engagieren für andere, die hier noch nicht Fuß gefasst haben.
Dirk Terwey, kaufmännischer Geschäftsführer des Mainfranken Theaters, durfte den Gästen das nächste Ereignis präsentieren, bei dem die Kultur des ostafrikanischen Landes vermittelt wird. 700 Gäste werden am 3. Oktober im Mainfranken Theater erwartet. Unter dem Titel „Feel Ethiopia“ gibt es ab 17 Uhr ein Programm mit Live-Musik, Bildern, Gespräch, Mode, äthiopischer Küche und Kaffeezeremonie. Das Mainfranken Theater bringt sich mit eigenen Beiträgen zu Äthiopien ein. Der Erlös der Veranstaltung geht an die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“ für ein Gesundheitsprojekt.
Stargast des Abends ist Sara Nuru, Germanys Next Topmodel 2009. Sie wird über die Heimat ihrer Eltern erzählen und eine äthiopische Modenschau mitmoderieren. Auch Almaz Böhm, Ehefrau von Karlheinz Böhm, hat für die Stiftung „Menschen für Menschen“ ihr Kommen zugesagt. Vorverkauf an der Theaterkasse und im Falkenhaus.