Aus Protest gegen das unmenschliche Vorgehen der äthiopischen Regierung gegen Teile des eigenen Volkes sind am Samstag rund hundert in Würzburg und Umgebung lebende Äthiopier in der Innenstadt auf die Straße gegangen. Vom Hauptbahnhof aus zogen sie durch die Fußgängerzone zum Platz am Vierröhrenbrunnen und machten auf ihr Anliegen mit lautstarken Sprechchören aufmerksam.
In einem Teil Äthiopiens – den Regionen Oromia und Amhara – hat sich seit November letzten Jahres ein bürgerkriegsähnlicher Konflikt entwickelt, der von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. „Hintergrund ist die Strategie, die kleinen Bauern von ihrem Land zu vertreiben“, sagte Girum Worku, einer der Organisatoren der Demonstration, bei der Abschlusskundgebung am Vierröhrenbrunnen. Seit sich die Bevölkerung in den betroffenen Regionen mit friedlichen Protesten zur Wehr setze, reagiere das von Deutschland und vielen weiteren Industrienationen unterstützte Regime von Premierminister Hailemariam Desalegn mit brutaler Gewalt, beklagten die Demonstranten – von bisher fünfhundert bis tausend Todesopfern sowie Inhaftierung und Folter von Dissidenten war die Rede.
„Freedom – Freiheit“ und das Ende der Unterdrückung der bevölkerungsstärksten Volksgruppe in Äthiopien war die Hauptforderung bei der gut zweistündigen Demonstration. Girum Worku sprach von einem „diktatorischen und militärischen Regime“ und forderte, die Menschenrechte wie Freiheit und Gleichheit in seinem Heimatland einzuführen: „Wir wollen für die rechtlose Bevölkerung in unserer Heimat eine Stimme sein.“
Außerdem sollen Länder wie USA, England und Deutschland ihre Unterstützung der äthiopischen Regierung einstellen. Das herrschende Regime kam vor 25 Jahren an die Macht und erringt seither bei Wahlen grundsätzlich sämtliche Sitze im Parlament.
Auch Würzburger Menschenrechtsaktivisten wie Eva Peteler und Pfarrer Burkhard Hose meldeten sich bei der Abschlusskundgebung zu Wort. „Es betrifft mich persönlich, wenn ich erlebe, wie Deutschland, Europa und die restliche Welt weitgehend schweigen und weiterhin mit dem autoritären Regime in Äthiopien weiter Geschäfte machen“, betonte Hose.