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Ärger mit Steinbruch in Kirchheim
Ärger mit Steinbruch in Kirchheim Die Firma Scheuermann hat Baracken von Zwangsarbeitern aus dem Zweiten Weltkrieg beseitigt. Alles legal sagt der Unternehmer. Auch das Landratsamt in Würzburg gibt ihm Recht.
Barackenreste: Nur wenige wissen, dass in Kirchheim im Zweiten Weltkrieg ein Lager für Zwangsarbeiter bestand.
Foto: Christian Ammon | Barackenreste: Nur wenige wissen, dass in Kirchheim im Zweiten Weltkrieg ein Lager für Zwangsarbeiter bestand.
Von unserem Mitarbeiter Christian Ammon
 |  aktualisiert: 25.08.2011 17:58 Uhr

Seit einigen Jahren ist der hochwertige Muschelkalk aus Kirchheim wieder ein lukratives Geschäft. Die Firmengruppe Scheuermann aus Kleinrinderfeld zählt zu den großen Steinbruchbetreibern Deutschlands.

Als das Unternehmen Anfang Mai im Kirchheimer Gemeinderat einen Bauantrag für einen neuen Steinbruch auf dem Flurstück „Steinlage“ stellte, stieß das Vorhaben auf einhelligen Widerstand. Die Räte fühlten sich von dem Bauherrn zum wiederholten Male vor „vollendete Tatsachen“ gestellt. Allerdings sah das Gremium damals rechtlich keine andere Möglichkeit, als den Steinbruch zu genehmigen.

Dabei kochte auch ein dunkles Kapitel der Kirchheimer Geschichte wieder hoch. Die Baracken russischer Zwangsarbeiter aus dem Jahr 1941 wurden beim Bau der Zufahrt beiseite geräumt.

Zur Vorgeschichte: Im Dezember 2010 hatte die Firma ohne Rücksprache mit den Behörden einen breiten, offensichtlich für Schwerlastverkehr und zur Erschließung eines Steinbruchs geeigneten Weg angelegt und dabei einen Abraumhang aus den 40er Jahren entlang der Staatsstraße nach Moos stellenweise abgetragen. Daraufhin war das Landratsamt eingeschritten und hatte die Baumaßnahme eingestellt. Nach Auskunft von Michael Horlemann ist die Behörde derzeit noch dabei zu prüfen, ob die Firma damit gegen Naturschutzbestimmungen verstoßen hat. Bei einer Ortsbesichtigung mit der Main-Post erklärte der Geschäftsführer des Familienunternehmens, Philipp Scheuermann, dass der Weg auf eigenem Grund verlaufe und der Hang in den der Firma vorliegenden Plänen nicht als Biotop ausgezeichnet sei. Anders verhalte es sich bei einem aufgelassenen Steinbruch am Nordende der „Steinlage“, einem der letzten Zeugnisse vorindustriellen Muschelkalkabbaus in Kirchheim. Hierbei handele es sich tatsächlich um ein „wertvolles Biotop mit seltenen Tier- und Pflanzenarten“. Hier sei keine Steingewinnung vorgesehen, betonte er.

Rechtens war seiner Ansicht nach auch der Abriss einer durch den Hang abgeschirmten Holzbaracken-Siedlung. „Die Baracken waren in einem so schlechten Zustand, dass es nicht möglich war, sie zu erhalten“, sagte er. Außerdem habe die Firma lediglich einen „Rückbau“ nicht genehmigter Bauten durchgeführt. Michael Horlemann vom Landratsamt bestätigte diese Auffassung. Auch sei nach der Bauordnung von 2008 für Baracken keine Abbruchgenehmigung nötig. Immerhin ist es laut Philipp Scheuermann denkbar, etwa mit einem Findling an der Staatsstraße an die Geschichte der Siedlung zu erinnern.

Im Krieg hatten die Baracken als Lager für russische Zwangsarbeiter der Schweinfurter Firma Kugelfischer gedient. Im Winter 1941/42 sind 14 der jungen Männer an Hungertyphus gestorben. Nach 1945 dienten die Baracken bis weit in die 1960er Jahre hinein als Behelfsunterkünfte für Heimatvertriebene aus dem Osten.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Firma Scheuermann an der „Steinlage“ für Wirbel sorgt. Bereits im Frühjahr 2008 hatte dort das Landratsamt ungenehmigte Arbeiten einstellen lassen. Damals hatte das Unternehmen einen vorhandenen Weg verlängert und anschließend damit begonnen, am südlichen Ende des brachliegenden Ackers bis zu einer Tiefe von zirka fünf Metern Erdreich abzutragen. Auch im Falle eines angrenzenden Wohnhauses ist das Landratsamt 2010 eingeschritten. „Die Vorschriften haben sich deutlich verschärft“, kritisierte Scheuermann die Behörde. Sei es früher möglich gewesen, eine Genehmigung zu erhalten, und nachträglich die Auflagen zu erfüllen, so gebe es heute eine Genehmigung erst dann, wenn auch die letzte Detailfrage geklärt sei. Das Unternehmen mit knapp 20 Arbeitern sei jedoch darauf angewiesen, dass jederzeit ausreichend Gestein abgebaut werden könne.

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