
Vermutlich sind sie für eine ganze Serie von Trickdiebstählen mit Wechselgeld auf Supermarkt-Parkplätzen verantwortlich, Opfer waren immer ältere Menschen. Auf frischer Tat erwischt wurden sie in Würzburg: Wegen gemeinschaftlichen Diebstahls sollten sich zwei Männer vor dem Amtsgericht Würzburg verantworten. Verurteilt werden konnte nur einer von ihnen: Wegen Beihilfe muss ein 38-jähriger Arbeiter aus Heilbronn 1 400 Euro Geldstrafe bezahlen.
Geldscheine aus Portemonnaies gestohlen
Dabei wird es für ihn voraussichtlich nicht bleiben: Wegen einer weiteren Serie ähnlicher Taten im Raum Erlangen sitzt er derzeit in der JVA Nürnberg in Untersuchungshaft. Der zweite Beschuldigte soll in Würzburg an mindestens zwei Trickdiebstählen beteiligt gewesen sein. Er hält sich im Ausland auf und wird mit Haftbefehl gesucht.
Angeklagt war der flüchtige Mann wegen zwei Taten Ende Januar 2019 auf einem Supermarkt-Parkplatz in Lengfeld: In beiden Fällen sprach er gezielt ältere Männer an und bat darum, ein Zwei-Euro-Stück in zwei Ein-Euro-Münzen für den Einkaufswagen zu wechseln. Beim Wechselvorgang soll der Mann in beiden Fällen unbemerkt Geldscheine – einmal 50 Euro und einmal 80 Euro – aus den Portemonnaies genommen haben.
Gezielt ältere Opfer ausgesucht
"Diese Art der Taten war für uns in Würzburg relativ neu", berichtete ein Beamter der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt im Zeugenstand. Nach der ersten Anzeige überwachte er zusammen mit Kollegen den Supermarkt-Parkplatz, bereits am zweiten Tag erwischten sie die beiden Trickdiebe auf frischer Tat. Die Täter hätten sich gezielt ältere Opfer ausgesucht, "weil ältere Menschen eher an sich zweifeln und normalerweise auch mehr Bargeld bei sich haben. Das ist dreist und geht mir gegen den Strich", betonte der 38-jährige Polizist.
Im Dezember 2018 und Januar 2019 sind in Süddeutschland mehr als 30 ähnliche Taten bekannt geworden – in den meisten Fällen blieben die Täter unerkannt. Ob diese Taten auch auf das Konto des in Würzburg erwischten Duos gehen, muss offen bleiben. Nach der Feststellung der Personalien wurden die beiden Männer wieder auf freien Fuß gesetzt. Erst nach den neuen Trickdiebstählen im Raum Erlangen konnte der 38-jährige Angeklagte, der auf dem Lengfelder Supermarkt-Parkplatz abfahrbereit im Auto wartete, in U-Haft genommen werden.
Umfassendes Geständnis
Über seine Verteidigerin legte er ein umfassendes Geständnis ab, beantwortete aber keine Fragen zu den einzelnen Taten. Angesichts der Beweislage – eindeutig identifiziert werden konnte der 38-Jährige von den Opfern nicht – sei das Geständnis auch "sehr werthaltig", betonte die Anwältin.
Die Staatsanwaltschaft beantragte wegen Beihilfe zum Diebstahl eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen, verurteilt wurde der Angeklagte von Strafrichter Christian Eisert zu 140 Tagessätzen von 10 Euro (1.400 Euro). "Alles andere bleibt dem Verfahren in Nürnberg vorbehalten", so Eisert, für den auch eine Gewerbsmäßigkeit der Taten naheliegend gewesen wäre – das hatte die Staatsanwaltschaft aber nicht angeklagt. Das Urteil ist rechtskräftig.