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WÜRZBURG
ADFC-Fahrradklima-Test: Würzburg schneidet schlecht ab
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club kritisiert in Würzburg zu schmale Radwege, schlechte Radverkehrsführungen und Konflikte mit Fußgängern.
Foto: Thomas Obermeier | Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club kritisiert in Würzburg zu schmale Radwege, schlechte Radverkehrsführungen und Konflikte mit Fußgängern.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:09 Uhr

Seit zwei Jahren ist Würzburg Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen. Doch mit der Radfreundlichkeit scheint's noch nicht so weit her: Beim aktuellen Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) landet die Stadt im bundesweiten Ranking – wieder mal – ziemlich weit hinten: auf Platz 523 bei 539 teilnehmenden Kommunen, bayernweit auf Rang 65 bei 66 bewerteten Städten.

Beim Fahrradklima-Test des ADFC bewerten Radfahrer jeweils ihre Stadt in allen Belangen des Radelns: Da geht's von der Reinigung der Radwege über Konflikte mit Fußgängern und Autofahrern, Ampelschaltungen, Sicherheit auf Radwegen und Radstreifen, Leihräder bis zum Radverkehrsnetz, um nur einige Punkte zu nennen.

Stark gesunkenes Interesse an der Befragung

Am im vergangenen Herbst durchgeführten Test stimmten deutschlandweit über 120 000 Menschen ab. Das ist eine Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Test 2014. Diese Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück. In Würzburg wird dieser Trend nicht bestätigt. Aktuell nahmen 293 Würzburger an der Befragung teil, das sind über 40 Prozent weniger noch vor zwei Jahren mit damals 517 Teilnehmern. Und das, obwohl der ADFC-Kreisverband nach eigener Aussage für die Teilnahme stark geworben hatte.

„Vielleicht ist bereits das ein deutlicher Hinweis auf eine allgemeine Enttäuschung der Würzburger Radfahrenden darüber, dass sich in unserer Stadt viel zu wenig bewegt und man nicht einmal einen Sinn darin sieht, sich überhaupt noch zu äußern“, mutmaßt Hans-Jürgen Beck, Mitglied der Verkehrsgruppe des Kreisverbandes, über mögliche Gründe der stark gesunkenen Beteiligung.

Negativ: Zügiges Radfahren kaum möglich

Zu den Ergebnissen: Das vor allem bewerten die Würzburger Radfahrer negativ: • Konflikte mit Fußgängern; • Radfahren mache in Würzburg keinen Spaß; • Zügiges Radfahren kaum möglich; • Kaum Werbung fürs Radfahren; • Zu schmale Radwege; • Mangelhafte Radverkehrsführungen an Baustellen; • Die Ampelschaltungen seien in erster Linie auf die Bedürfnisse des Autoverkehrs ausgerichtet.

Bei Letzterem sind den Radfahrern insbesondere die sogenannten „Bettelampeln“ ein Dorn im Auge. „Solche Ampeln, die an Kreuzungen lediglich den motorisierten Verkehr auf der Straße automatisch mit Grünphasen bedienen, Fußgängern und Radfahrern Grünlicht aber nur auf Tastendruck-Anforderung gewähren, sind für eine Stadt wie Würzburg, die fahrradfreundlich werden möchte, ein absolutes No-Go“, kritisiert Vorstandsmitglied Andreas Boguscheski in der Pressemitteilung des ADFC-Kreisverbandes.

Positiv: Wenig Raddiebstähle

Bei aller Kritik gibt es auch positive Bewertungspunkte: • Ein gutes Angebot öffentlicher Leihräder; • Wenig Raddiebstähle; • Gereinigte Radwege; • Die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums; • Es gibt sehr viele Radfahrer.

Im Durchschnitt vergeben die knapp 300 Würzburger beim Test die Note 4,44, also gerade noch „ausreichend“. Beim Test 2014 war's eine 4,37.

„Fahrradfreundlichkeit ist ein Gradmesser für die Lebensqualität in einer Stadt. Deshalb macht es uns Sorgen, dass sich die Würzburger auf dem Rad nach wie vor unwohl fühlen“, kommentiert Thilo Wagenhöfer vom ADFC-Vorstand das Test-Ergebnis. Dieses zeige im Vergleich mit anderen Städten, dass kontinuierliche Radverkehrsförderung honoriert werde.

Das hat die Stadt vor: Im vergangenen Herbst hat sie nach vier Jahre lang dauernder Vorarbeit ein Radverkehrskonzept beschlossen. „Wenn Würzburg wirklich will, dass mehr Menschen aufs Rad steigen, dann muss auch zügig gehandelt werden“, fordert ADFC-Vertreter Beck. Vor allem müsse das Radverkehrskonzept schnellstmöglich umgesetzt werden. Geplante Radverkehrsachsen müssten ein zügiges und sicheres Radfahren ermöglichen.

Grünen-Stadtrat Friedl: Radverkehrskonzept rasch umsetzen!

Das Radverkehrskonzept ist auch für Grünen-Stadtrat Patrick Friedl „ein wichtiger Schritt“. Ein Großteil davon sei aber noch nicht umgesetzt. Insofern sei das schlechte Abschneiden im Test nicht verwunderlich – „denn die Radfahrer merken ja von den angestrebten Verbesserungen noch zu wenig“. Umso wichtiger sei es jetzt, das Konzept auf die Straße zu bringen. „Dafür brauchen wir Haushaltsmittel, Personal und Leidenschaft“, fordert Friedl. Dann werde beim nächsten Fahrradklima-Test 2018 ein Aufwärtstrend erkennbar sein.

Der ADFC ist mit über 160 000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrer in Deutschland. Ergebnisse des aktuellen Fahrradklima-Tests im Internet unter: www.fahrradklima-test.de

 
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    Ich könnte einfach nur heulen - klar habe ich auch x Beispiele von rüpelhaften Zeitgenossen - egal ob hinterm Steuer, auf dem Rad oder Zufuß. Darum geht es doch gar nicht, ich als Radfahrer wünsche mir sooo oft, wenn wiedermal über Feinstaub philosopiert wird oder ich einfach mal wieder ne Nase voll Abgase eingeatmet habe, dass die Bürger stärker eingeladen werden Fahrrad zu fahren durch wirklich durchdachte Fahrradwege und Konzepte - jeder der sein Auto stehen läßt und mit dem Fahrrad fährt tut doch allen Mitbürger wirklich was gutes!! Würzburg als Fahrradfreundlichere Stadt 2018 fände ich toll - von der Umfrage habe ich leider nichts mitbekommen -hätte gerne teilgenommen - das Thema liegt mir sehr am Herzen.
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  • M. E.
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  • E. S.
    Die mit sehr gut bewerteten Städte, z. B. Erlangen, Potsdam, Münster usw., haben topographisch den Vorteil, daß sie Radwege in die Breite bauen können, während Wü. mit Flußtal und vielen flußnahen Strassen zu tun hat. Trotzdem könnte man noch vieles für Radfahrer verbessern.
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  • U. S.
    @Schwabayer: Erlangen hatte schon vor über 50 Jahren ein gut ausgebautes Fahradwegenetz. Da haben andere Orte noch nicht einmal einen einzigen Radweg vorweisen können! Erlangen war seiner Zeit voraus - andere Orte haben schlichtweg gepennt!

    Nun ist das Chaos auf den Strassen unübersehbar. Dazu kommt, dass sich im Lauf der Jahrzehnte immer mehr Radfahrer nicht an die Verkehrsregeln halten. Viele Orte haben resigniert statt etwas dagegen zu tun. Man erkennt sie u. A. an den Schildern mit denen Radfahrern erlaubt wird gegen die Einbahnstrasse zu fahren.

    Nummernschilder an den Rädern würde viele Verkehrsübertritte verhindern und bei Unfällen mit Schwächeren durchaus hilfreich sein denn ein Radfahrer fährt als einziger Verkehrsteilnehmer anonym! In der heutigen Zeit ein no go das schnellstens einer Änderung bedarf.
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  • C. W.
    Diese Kommentare schon wieder. Es gibt kein anständiges Fahrradwegekonzept in Würzburg. Dadurch gibt es Chaos, zusätzlich gibt es wie immer Verkehrsteilnehmer die sich nicht an die Regeln halten. Immer die gleiche Diskussion.
    So lange die Stadt nicht den Autoverkehr beschneidet, zu Gunsten von Radfahrern und Fußgängern wird das nicht aufhören. Würzburg ist in dem Punkt so rückständig...
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  • P. M.
    Im Großen und Ganzen funktioniert es doch gut in Würzburg. Da gibt es sicher andere Baustellen die es mehr Wert sind zu diskutieren.
    Die paar Anarchisten gibt es bei den Radfahrern genauso wie bei den Autofahrern und bei den Fußgängern. Mit denen muß man leben.
    Sie sind aber nicht das Maß aller Dinge.
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  • N. K.
    Aktuell nahmen 293 Würzburger an der Befragung teil.
    Überwältigende Anzahl. Vielleicht kommt ja wirklich der Großteil der Würzburger doch zurecht- wie ticktrickundtrack schreibt.
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  • A. S.
    Schön, als Symbolbild das Foto einer Radfahrerin zu verwenden, die wie selbstverständlich gegen die Richtung den Berliner Ring durchquert. Wenn ich gefährliche Situationen erlebe, dann dort, und zwar genau wegen solchen Deppen, die nicht merken, dass sie sich und andere gefährden. Nur weil die Verkehrsführung manchmal wirklich blöd ist, halte ich mich als Radfahrer dennoch auch an die Regeln, da ich nicht lebensmüde bin.
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  • R. A.
    Früher sagte man, der Mercedes hätte eingebaute Vorfahrt. Heutzutage beansprucht der Radfahrer das für sich. Als Autofahrer muss ich an der Ampel warten, bis ich dran bin. Als Fußgänger auch, also auch als Radfahrer.
    Ich habe damit kein Problem, als Radfahrer zu warten, bis ich dran bin. Manche Zeitgenossen schon.
    Diese Diskussion verstehe ich nicht. Ich komme als verkehrsteilnehmender Radfahrer zurecht. Mit Rücksicht auf die Anderen. Sitze ich auf dem Rad, sehe ich sehr oft andere Deppen, die glauben, es sei anders. Ist es aber nicht und die Fahrradlobby sollte sich damit abfinden.
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  • N. W.
    Beispielhaftes Bild für den Fahrradverkehr in Wü aber auch sonst wo.
    Fahrradfahrer haben auf einem Zebrastreifen kein Vorrecht solange sie auf dem Fahrrad fahren. Führt gerne an Zebrastreifen zu kritischen Situationen bzw. "Begegnungen".
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  • E. V.
    Stimmt, Radfahrer haben kein Vorrecht, dürfen aber trotzdem drüber fahren, wenn frei ist. An etlichen Stellen in der Stadt führt der Radweg sogar über Zebrastreifen. Da braucht man sich über solche Begegnungen nicht wundern. Die schlechte Noten in der Umfrage gab es jedenfalls zu Recht.
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  • U. S.
    Radfahrer dürfen den Zebrastreifen durchaus befahren haben dann aber keinen Vorrang vor dem heran­kom­menden Verkehr. Also einfach drüber fahren und der fliessende Verkehr soll anhalten ist schlichtweg verboten. Auch dürfen sie ihn genau genommen nur fahrend benutzen wenn sich kein Fussgänger darauf befindet.

    Dass Radfahrer sich nicht an Regeln halten die (auch) für sie gelten dürfte hinreichend bekannt sein. Vor allem rote Ampeln und Fussgängerzonen scheint es für sie nicht zu geben. Man fährt ja anonym, somit kann einem keiner was. Es wird Zeit, dass Räder ein Nummernschild bekommen - die Schweiz ist diesbezüglich Vorbild.
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  • E. V.
    Ach so, und weil alle KFZ Nummernschilder dran haben, halten sich deren Fahrer immer und überall an alle Gesetze? JA, es gibt haufenweise Radfahrer die sich nicht an Regeln halten, teilweise aus Unwissenheit aber oft aus Faulheit oder mit Vorsatz. Aber genauso viele Autofahrer halten sich ebenso nicht an die Stvo, fahren zu schnell, machen keinen Schulterblick beim Abbiegen, parken auf Geh- und Radwegen, ja manche fahren sogar über rote Ampeln! Schwarze Schafe gibt es doch unter allen Verkehrsteilnehmern, ja sogar Fußgänger gehen über rote Ampeln. Sollen wir hier auch eine Nummernschildpflicht einführen?
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  • U. S.
    Kein Autofahrer fährt anonym. Kein Motorradfahrer, Mofafahrer etc fährt anonym. Radfahrer hingegen schon. Und genau diese Anonymität ist es doch die dem Radfahrer dazu verleitet tun und lassen zu können was er will da sie ihm die Sicherheit gibt nicht erwischt zu werden!
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  • A. F.
    Es geht sich darum, dass Radfahrer nur dann an einem Zebrasstreifen Vorrang vor dem Kfz-Verkehr haben, wenn sie dass Fahrrad über den Zebrastreifen schieben.

    Ansonsten müssen sie warten.
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