
Das weit über die Gollachstadt hinaus bekannte Haushaltwarensgeschäft Miltenberger schließt in absehbarer Zeit seine Türen. Während für die "Chefin" Christina Brehm und ihre Mitarbeiterinnen Ute Deppisch und Maria Scheckenbach, die derzeit beim Räumungsverkauf die Kundschaft fachmännisch beraten, der Laden bald Geschichte sein wird, gibt es für den Besitzer Edgar Brehm Grund zur Freude. "Mit Christian Marks hat sich jemand gefunden, der die Eisenhandlung weiterführen wird", sagt der Geschäftsmann. Nach seinen Worten ist für ihn diese Wendung überraschend gekommen.
Für den 27-jährigen Auber der strahlend mit einem Handschlag die Übernahme von Edgar Brehm besiegelt, wäre es, "zu schade, das alteingesessene Geschäft nicht weiterzuführen". Laut Marks, der sich bereits mit seinem Betrieb "Marks Motors" als Spezialist für Baumschinen selbstständig gemacht hat und daneben seit vier Jahren die elterliche Landwirtschaft betreibt, wäre die Aufgabe von "Eisen Miltenberger" ein herber Verlust für die Region.
Auf seiner zirka 3000 Quadratmeter großen Betriebsfläche, die hinter dem markanten Gebäude liegt, wird es laut dem jungen Geschäftsmann für die Kundschaft keine größeren Veränderungen geben und auch der Name Miltenberger bleibt erhalten. Wie sein Vorgänger wird der neue Besitzer, angefangen von Baustahl über Gartengeräte bis hin zu Schrauben aller Größen und Zwecke alles anbieten, was Bauherren und Gartenbesitzer für ihr Handwerk und ihre Arbeit benötigen.
Alles begann vor 100 Jahren. 1925 kaufte August Miltenberg das ehemalige Ansbachische Zollhaus an der Gollach und eröffnete darin eine Eisen- und Haushaltswarenhandlung. Von 1961 bis 1995 führte Tochter Gertrud Brehm mit Ehemann Ernst Brehm die Geschäfte. Anschließend übergab das Ehepaar das Unternehmen an Sohn Edgar Brehm und Frau Christina. Die neuen Inhaber haben damals einen großen Umbau der Geschäftsräume vorgenommen. Dabei wurden das Büro und die Eisenwarenhandlung in einem Anbau im Hof untergebracht.
Für Edgar Brehm (64) haben vorübergehende gesundheitliche Probleme den Ausschlag gegeben, zunächst die Eisenhandlung zu schließen. Dann reifte der Entschluss, auch das Haushaltswarengeschäft aufzugeben. Da die zwei Töchter branchenfremde Berufe gewählt haben und keine Nachfolge in Sicht war, folgte auch Christina Brehm dem Motto ihres Mannes, das da lautet: "Genug ist genug". Und das trotz des Herzbluts, mit dem sie 30 Jahre lang den 1999 liebevoll restaurierten Laden im Untergeschoss des 1690 erbauten Hauses betrieben hat.
Nach den Erfahrungen der Geschäftsfrau hat sich das Kaufverhalten in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Im Gegensatz zu früher würden die künftigen Ehefrauen nicht mehr bei "Miltenberger" ihre Hochzeitstische mit notwendigen Haushaltswaren bestücken. Auch der Onlinehandel und das immer größer werdende Dekorations- und Haushaltswarenangebot in den Supermärkten hätten Auswirkungen auf das kleine Auber Geschäft.
Dass trotz der Veränderungen ein gewohnt freundliches Klima spürbar ist, zeugt von der familiären Atmosphäre, die in dem Familienbetrieb stets geherrscht hat. Ebenso wie Gerd Müller, der über 30 Jahre lang hier beschäftigt war, oder Erwin Horn, der nach 49-jähriger Tätigkeit heute noch einspringt, wenn Not am Mann ist, blieb auch Bürokraft Sonja Kalic dem Betrieb über jahrzehntelang treu - wie auch die Mitarbeiterinnen im Haushaltswarenladen. Christina und Edgar Brehm freut, dass alle Mitarbeitenden inzwischen neue Arbeitsstellen gefunden haben.

