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Randersacker
Abschied: Schwester Brunhilde Henneberger ist gestorben
Immer wieder kamen Menschen, um sich bei Schwester Brunhilde Henneberger zu bedanken. Das Bild entstand im Jahr 2016.
Foto: Sophia Michalzik, POW | Immer wieder kamen Menschen, um sich bei Schwester Brunhilde Henneberger zu bedanken. Das Bild entstand im Jahr 2016.
Bearbeitet von Susanne Vankeirsbilck
 |  aktualisiert: 11.04.2020 02:10 Uhr

Fast 60 Jahre ihres Lebens hat Schwester Brunhilde Henneberger in Brasilien verbracht. Die aus Randersacker stammende Franziskanerin von Maria Stern lebte und arbeitete seit 1961 zunächst in Recife, ab 1971 in Juruti und ab 1991 in Juruti Velho im brasilianischen Amazonasgebiet. Durch ihr Engagement legte sie den Samen für den Beginn der Partnerschaft zwischen den Bistümern Würzburg und Óbidos im Jahr 2012. Jüngst nun ist Schwester Brunhilde Henneberger im Alter von 80 Jahren im Seniorenheim der Franziskanerinnen von Maria Stern bei Recife gestorben, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.

Henneberger wurde auch bekannt durch ihren Widerstand gegen den Aluminiumkonzern Alcoa. "Mit ihrer Menschenliebe war sie immer offen für die Bitten, Fragen und Sorgen von unzähligen Kindern und Erwachsenen. Neben der Sorge um die konkreten Menschen hatte sie auch immer einen Blick für ungerechte gesellschaftliche Strukturen", schreiben Südamerikareferent Alexander Sitter und Domkapitular Christoph Warmuth, Leiter der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden. 

Henneberger wurde 1940 in Randersacker geboren. Sie besuchte das Gymnasium der Sternschwestern in Augsburg und trat nach dem Abitur in die Kongregation ein. Nach ihrer Profess im Jahr 1961 ging sie nach Brasilien. In Recife studierte sie Pädagogik und Soziale Arbeit. 1971 wechselte sie nach Juruti im brasilianischen Amazonasgebiet. Dort war sie Direktorin der Grund- und Hauptschule. In den kleinen Dörfern baute sie insgesamt 38 Kindergärten auf, zudem war sie in der Sozialen Arbeit tätig.

Von 1991 bis 2017 wirkte Henneberger in Juruti Velho. Während ihres Wirkens im Amazonasgebiet baute die ausgebildete Lehrerin Kindergärten, Schulen und Kooperativen für Frauen auf. Gemeinsam mit den dortigen Menschen engagierte sie sich für den Bau von Häusern, Brunnen und Straßen. Sie initiierte und begleitete Projekte zur Existenzsicherung und zur Verbesserung der Lebensverhältnisse. Ein weiteres Herzensanliegen war ihr die Bewahrung der Schöpfung. So rettete sie beispielsweise mit Kindern aus der Gegend Schildkröteneier und zog die Jungtiere auf, um sie später in die Freiheit zu entlassen.

Im Jahr 2001 begann der US-amerikanische Aluminiumkonzern Alcoa damit, im Gebiet von Juruti Velho nach Bauxit zu bohren. Zwar konnte die von der Ordensfrau mit gegründete Bürgerinitiative "Acorjuve" (Associação das Comundades da Região de Juruti Velho) den Bauxitabbau durch Alcoa nicht verhindern. Doch gelang es, dass das Terrain, auf dem Alcoa Bauxit gewinnt, den Gemeinschaften von Juruti Velho als kollektiver Landtitel zugesprochen wurde. Der Konzern muss die Bürger nun für den Verlust des Landes entschädigen.

"Dass dieser Kampf nicht eskalierte und für die Bevölkerung eine Beteiligung am Gewinn erwirkt werden konnte, ist ihrem Mut und menschlichem Geschick zu verdanken", schreiben Sitter und Warmuth. 2009 wurde der Dokumentarfilm "Aufstand am Amazonas – Der Kampf um den Wald" ausgestrahlt. Darin wird der Widerstand der Menschen gemeinsam mit den Franziskanerinnen beschrieben.

2010 wurde Henneberger von ihrer Heimatgemeinde Randersacker für ihr Engagement mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Auch die Partnerschaft zwischen den Bistümern Würzburg und Óbidos, die 2012 geschlossen wurde, beruht auf Hennebergers Engagement. "Sie ist der Eckstein unserer Bistumspartnerschaft", sagte Bischof Johannes Bernardo Bahlmann bei den Feierlichkeiten am ersten Advent, bei denen Henneberger als Ehrengast anwesend war.

Pastoralreferentin Christiane Hetterich, von 1997 bis 2018 Südamerikareferentin des Bistums Würzburg, erinnert sich an Hennebergers "absolute Solidarität mit armen Menschen und ihr politisches Bewusstsein im Kampf für die Rechte dieser Menschen". Die Sternschwester sei ein "grundbescheidener" Mensch gewesen, habe nur wenig Eigentum besessen und in einer Hängematte geschlafen. "Sie hat sich dem Lebensstil der Armen in Amazonien angepasst."

Zugleich sei Henneberger immer dem Frankenland und ihrem Heimatort Randersacker verbunden geblieben. "Sie hat ihren fränkischen Einschlag in der Sprache immer beibehalten." Viele Menschen im Amazonasgebiet hätten über die Sternschwester gesagt: "Sie war für uns wie eine Mutter."

 
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