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Würzburg
Abgeordnete aus Unterfranken erlitt Kollaps im Bundestag
Nach dem CDU-Politiker Matthias Hauer hat es auch Simone Barrientos erwischt. Die in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) lebende Linken-Politikerin erlitt einen Schwächeanfall.
Simone Barrientos, Linken-Bundestagabgeordnete aus dem Wahlkreis Würzburg, erleidet einen Schwächeanfall bei einer Bundestagsdebatte.
Foto: Pat Christ | Simone Barrientos, Linken-Bundestagabgeordnete aus dem Wahlkreis Würzburg, erleidet einen Schwächeanfall bei einer Bundestagsdebatte.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:36 Uhr

Während einer namentlichen Abstimmung wurde am Donnerstagabend plötzlich nach einem Arzt gerufen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) unterbrach die Sitzung. Nach Angaben der Linksfraktion hatte die Abgeordnete Simone Barrientos, die den Wahlkreis Würzburg vertritt, einen Schwächeanfall erlitten. Zu dem Zeitpunkt standen noch viele Abgeordnete vor der Urne, wie der Bundestags-Livestream zeigte.

Wenige Stunden zuvor hatte CDU-Abgeordneter Matthias Hauer am Rednerpult einen Schwächeanfall erlitten. Er kam ins Krankenhaus. Einmal mehr wurde am Abend die Besuchertribüne geräumt. Rund 20 Minuten später teilte Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) mit, dass es der 56 Jahre alten Barrientos "den Umständen entsprechend besser geht.“  

Diskussion um Arbeitsbelastung der Abgeordneten

Die 56-jährige ist in der DDR aufgewachsen. Anfang 2014 zog sie von Berlin, wo sie dreißig Jahre lebte, nach Ochsenfurt. Seit 2014 ist sie Mitglied im Landesvorstand. Simone Barrientos hatte zuletzt Ende Oktober angekündigt, sich bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 um das Amt der Landrätin bewerben. Die 56-Jährige ist seit 2017 Abgeordnete ihrer Partei im Deutschen Bundestag.

Die Bundestagsverwaltung zog direkt Konsequenzen aus den Vorfällen: Direkt im Plenarsaal sollten künftig griffbereit ein Notfallkasten, Sauerstoff und ein Defibrillator platziert werden, sagte Bundestagsvizepräsident Kubicki am Freitag der dpa.

Die Parlamentsärztin im Haus brauche in Notfällen zwei bis drei Minuten, um den Plenarsaal zu erreichen, sagte Kubicki. „Und weil Zeit eine wesentliche Rolle spielt und wir ausreichend Ärzte im Plenum haben, werden wir Sauerstoff, einen Defibrillator und einen Notfallkasten so im Plenum platzieren, dass sie sehr schnell erreicht werden können.

Die Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg (Linke) hatte in einem Interview mit Spiegel Online kritisiert, dass im Sitzungssaal weder Essen noch Wasser erlaubt sei (außer Wasser für Rednerinnen und Redner). In einem Twitter-Thread nannte sie die Arbeitsbedingungen  "menschenfeindlich": Sitzungen dauerten bis tief in die Nacht. Ein Problem sieht Domscheit-Berg darin, dass im Bundestag mehr Fraktionen als früher vertreten sind. Die Fraktionen stellen Anträge und bekommen Redezeit, daher werden Sitzungen bei mehr Parteien länger. 

Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière warb wenig später am Rednerpult dafür, Konsequenzen aus den Vorfällen zu ziehen. "Vielleicht wird auch manche Häme gegenüber Politikern angesichts dessen, was heute passiert ist, auch etwas demütiger."

Auf dem Weg nach Würzburg

Simone Barrientos schonte sich am Abend, war aber am Freitagmorgen schon wieder unterwegs. „Ich sitze im Zug nach Würzburg,“ sagte sie am Telefon auf Anfrage dieser Redaktion. Sie sehne sich angesichts der umfangreichen Verpflichtungen und Belastungen zwar, einmal wieder am Sonntag ausschlafen zu dürfen.

Aber trotz des Schwächeanfalls könne sie sich heute nicht zurücknehmen. „Ich will unbedingt in Würzburg an der Gedenkfeier zur Pogromnacht mit dem Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster teilnehmen,“ erklärte sie. „Das Thema ist zu wichtig, es gerät bei den freudigen Erinnerungen an den Mauerfall heute fast zu sehr in Vergessenheit.“ Dennoch wolle sie sich jetzt etwas mehr schonen, sofern das ihre Verpflichtungen zulassen. „Ich sehe das schon ein bisschen wie den berühmten Warnschuss vor den Bug,“ sagte die 56-Jährige.

 
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Kommentare
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  • Arcus
    den beiden Parlamentarier*innen eine gute Besserung. Und ja, wir sollten etwas demütiger mit den verantwortlichen Politiker*innen umgehen.
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  • veritati
    Gute Besserung ihr und ihrem Parlamentskollegen!
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