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Abfälle illegal in Schotterwerk entsorgt?
Sehr weitläufig ist das Gelände des Schotterwerks in Aub (Lkr. Würzburg). Auf dem Areal sollen illegal Abfälle entsorgt worden sein.
Foto: Thomas Fritz | Sehr weitläufig ist das Gelände des Schotterwerks in Aub (Lkr. Würzburg). Auf dem Areal sollen illegal Abfälle entsorgt worden sein.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 19.12.2016 17:22 Uhr

Altreifen, Asphalt, Abfälle, nicht recycelter Bauschutt: All das soll in den vergangenen Jahren auf dem Gelände eines Schotterwerkes in Aub im südlichen Landkreis Würzburg illegal vergraben worden sein. Für den Bund Naturschutz eindeutig ein Umweltskandal. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Konkrete Hinweise auf diese Materialien haben sich bislang aber noch nicht ergeben, teilt ihr Sprecher Boris Raufeisen mit.

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Schotterwerkes brachte den Stein ins Rollen. Über Jahre hinweg dokumentierte er, wie auf dem Gelände Werkstattabfälle, Altreifen, rund 20 000 Tonnen Asphaltbrocken, Kunststoffabfälle und unsortierter Bauschutt unter der Erde verschwanden. Auch ein alter Heizöltank sei vergraben worden. Der Mann zeigte dies dem Landratsamt Würzburg an.

„Sollten die Vorwürfe zutreffen, wäre das der größte Umweltskandal in der Region Würzburg.“
Steffen Jodl, Bund Naturschutz

Wie berichtet, durchsuchten daraufhin am 22. März Polizei und Staatsanwalt das Gelände. Bodenproben wurden entnommen, Unterlagen sichergestellt. Auch Beamte der Wasserschutzpolizei waren vor Ort. Das Technische Hilfswerk stellte schweres Gerät zur Verfügung, um die Erdhaufen zu durchstöbern.

Die Vorwürfe des Mitarbeiters gehen noch weiter. Tonnenweise sollen Asphaltbrocken neben einem Schmutzwassersee gelagert worden sein. Bei den etwa 30 Jahre alten Brocken, die nach seinen Erinnerungen etwa um das Jahr 2000 ins Schotterwerk gebracht wurden, könnte es sich um teerhaltigen Asphalt handeln, wie er noch bis in die 70-er Jahre hinein im Straßenbau verwendet wurde. Dieser hat einen sehr hohen Gehalt an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK. Diese sind krebserregend und können das Erbgut schädigen. Das Schmutzwasser aus dem See sei in einen Bach geflossen. Auch das dokumentieren seine Fotos.

Eigentlich sollte der Asphalt im Werk recycelt und wieder dem Markt zugeführt werden, weiß der ehemalige Mitarbeiter. Dies sei aber nicht geschehen. Stattdessen sei er jeden Samstag in den Hang gekippt worden.

„Sollten die Vorwürfe zutreffen, wäre das der größte Umweltskandal in der Region Würzburg“, sagt Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz. Vor allem wundert er sich darüber, dass sich die Ermittlungen so lange hinziehen und das Schotterwerk bis heute ungehindert weiterläuft.

Auch werde die Staubabsauganlage in der Brechanlage des Werkes häufig abgeschaltet, schreibt Jodl in einer Pressemitteilung. „Das würde die hohe Staubbelastung in der Umgebung begründern, die viele Bürger beklagen“, so Jodl.

Die Auswertung der Durchsuchungsfunde und der genommenen Boden- und Wasserproben sei noch nicht abgeschlossen, teilt die Staatsanwaltschaft Würzburg mit. Bisher hätten die Ermittlungen auch nur ergeben, dass im Bereich des Firmengeländes unsortierter Bauschutt unzulässig abgelagert war. „Hinweise auf Altreifen, Asphalt, Werkstattabfälle oder einen Öltank haben sich bislang nicht ergeben“, so Boris Raufeisen. Es gebe derzeit auch keine Hinweise darauf, dass das Grundwasser oder andere Fließgewässer gefährdet seien.

Den Betrieb stillzulegen obliegt dem Landratsamt Würzburg. Die Behörde prüft gerade die rechtlichen Grundlagen dafür. Bisher gibt es aber noch kein Ergebnis, teilt die Pressesprecherin mit. Weiter sei das Wasserwirtschaftsamt eingeschaltet, um etwaige Gefährdungen in der Grundwasserschicht zu prüfen.

1998 hat der Schotterwerksbesitzer den Betrieb von seinem Vater geschenkt bekommen. Ein Jahr später habe er damit begonnen, illegal Abfälle zu entsorgen, sagt der ehemalige Mitarbeiter. Regelmäßig seien Recyclingunternehmen aus der weiteren Umgebung auf das Gelände gefahren und hätten dort Bauschutt aller Art entsorgt. Seit 2012 hat das Unternehmen die Genehmigung für eine Bauschutt-Deponie. Allerdings darf nur gering belastetes Material verfüllt werden. Im Bauschutt hätten sich aber auch Plastikabfälle, PVC-Schläuche, Öllappen oder Badewannen befunden. Der ehemalige Mitarbeiter hat all dies fotografiert und den Ermittlungsbehörden vorgelegt.

Die Unternehmensleitung möchte sich zu den Vorwürfen auch weiterhin nicht äußern.

 
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  • georg-ries@web.de
    Der BUND sieht öfter mal den Weltuntergang, ein ehemaliger Mitarbeiter (wieso eigentlich ehemalig?) und bisher keinerlei Beweise. Da simmer aber gespannt!!!
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