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Würzburg
919 Biotope in Würzburg entdeckt
Naturdenkmal Felsgebiet um den Maschikuliturm.
Foto: Jürgen Faust | Naturdenkmal Felsgebiet um den Maschikuliturm.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 17.02.2025 02:31 Uhr

Drei Sommer lang haben zwei Fachbüros Grünflächen, Parkanlagen und Wälder im Würzburger Stadtgebiet genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis der Kartierung aller Biotope in der Stadt wurde jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt: Gefunden wurden 919 Biotope mit einer Gesamtfläche von knapp 1600 Hektar und eine große Bandbreite von Naturschätzen wie artenreiche Laubwälder oder wertvolle Kalk-Magerrasen mit einem hohen Anteil an seltenen Arten.

In den kreisfreien Städten in Bayern liegt der durchschnittliche Biotopanteil bei 8,2 Prozent. Mit 18 Prozent hat Würzburg "die Nase ganz weit vorne", betonte Gunhild Kastner-Mackes vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Das liege zum Teil an den umfangreichen städtischen Wäldern, die bei der Biotopkartierung miterfasst wurden.

Die Kartierung von Biotopen wird im Freistaat seit den 1970er Jahren durchgeführt, in Würzburg zum ersten Mal 1983. Gut vierzig Jahre später liefert die zweite Aktualisierung eine aktuelle Wissensgrundlage für den Naturschutz und "einen hochaktuellen Überblick über das floristische Inventar unserer Stadt", sagte Bürgermeister und Umweltreferent Martin Heilig bei einer Infoveranstaltung für 50 Multiplikatoren aus Behörden und Naturschutzverbänden im Ratssaal.

Renate Ullrich vom Fachbüro Fabion aus Würzburg referiert im Ratssaal über die Kartierung der Biotope im Würzburger Stadtgebiet.
Foto: Patrick Wötzel | Renate Ullrich vom Fachbüro Fabion aus Würzburg referiert im Ratssaal über die Kartierung der Biotope im Würzburger Stadtgebiet.

Durchgeführt wurde die detailgetreue Erfassung der Biotopflächen und darauf heimischer Pflanzenarten in den Sommerhalbjahren 2021, 2022 und 2023. Ursprünglich sollte es etwas schneller gehen, die extreme Trockenheit im Sommer 2022 führte aber zu Verzögerungen: "Da haben wir ab Juli praktisch nichts mehr gesehen", erläuterte Landschaftsarchitekt Jürgen Faust aus Karlstadt, der die Erfassung der ökologisch wertvollen Landschaftsbestandteile zusammen mit dem Büro FABION GbR aus Würzburg durchgeführt hat.

Bei der Kartierung gehe es nicht darum, neue Biotope auszuweisen, wie Kastner-Mackes betonte: Wenn auf einer Fläche geschützte Arten gefunden werden, sind sie als Biotope automatisch durch die Naturschutzgesetze von Bund und Freistaat geschützt. Bei der aktuellen Erfassung wurden seltene Arten wie die Bienen-Ragwurz, der schmalblättrige Lein und das große Windröschen wiedergefunden. Nur 40 Prozent aller Arten in Deutschland sind laut Kastner-Mackes aktuell nicht gefährdet. Im Stadtgebiet wurden 136 gefährdete Arten gefunden, die aktuell auf der Roten Liste stehen.

Als besondere Naturschätze wurden unter anderem die großflächigen artenreichen Laubwälder im Südwesten des Stadtgebiets, blühende Wiesen und Kalk-Magerrasen an den Hängen des Maintals und zahlreiche Streuobst- und Extensivwiesen erwähnt. Außerdem der Ringpark sowie andere Parkanlagen und historische Gärten, die nicht nur als Lebensraum für wertvolle Pflanzen- und Tierarten, sondern auch der Naherholung der Menschen dienen. Die Ergebnisse der Kartierung werden voraussichtlich ab März im Umweltaltas Bayern des LfU und später im Würzburger Geodaten-Stadtplan veröffentlicht.

Die Behörden und Verbände haben dadurch eine aktuelle Datengrundlage für die Beurteilung von Bauvorhaben oder Planung von Naturschutzmaßnahmen, um die Bioptope auch erhalten zu können. Erste von den Kartierungsbüros dringend empfohlene Pflegemaßnahmen wurden von der Landschaftspflegekolonne des Gartenamts und vom Landschaftspflegeverband Würzburg (LPV) im vergangenen Jahr bereits durchgeführt, zum Beispiel in der Dürrbachau und am Müllheizkraftwerk.

Lieferten interessante Einsichten in die Biotopkartierung (von links): Renate Ullrich, Jürgen Faust, Dr. Kathrin Fischer, Bürgermeister Martin Heilig, Stephanie Möltner, Claudia Balling, Gunhild Kastner-Mackes und  Carsten Wunsch.
Foto: Petra Steinbach | Lieferten interessante Einsichten in die Biotopkartierung (von links): Renate Ullrich, Jürgen Faust, Dr. Kathrin Fischer, Bürgermeister Martin Heilig, Stephanie Möltner, Claudia Balling, Gunhild Kastner-Mackes ...

"Man kann nur das schützen, was man kennt", betonte Martin Heilig. Eine kürzlich erfolgte Streichung von Fördermitteln durch das bayerische Umweltministerium sei "problematisch, weil Naturpflegemaßnahmen Geld kosten. (…) Wir werden sehen, was wir als Stadt im Haushalt noch zusammenkratzen können, um wichtige begonnene Projekte fortzusetzen." Auch der LPV weist darauf hin, dass derzeit kein Geld für die Durchführung konkreter Maßnahmen in diesem Jahr zur Verfügung steht.

 
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