Auch in Würzburg wurde eine UNRRA-Suchaktion durchgeführt. Im Amtsblatt der Stadt ließ Oberbürgermeister Dr. Hans Löffler am 31. Januar 1947 die Anweisung dazu veröffentlichen.
Da bei der Bombardierung Würzburgs auch viele Akten und Unterlagen vernichtet worden waren, musste man oft auf Zeugenaussagen zurückgreifen, erläutert Schindler. Die erhobenen Angaben sollten durch das Arbeitsamt in Formulare übertragen werden, anhand derer Karteikarten angelegt wurden. Diese Personenkartei und die Listen des Arbeitsamtes befinden sich heute im Stadtarchiv Würzburg.
Sie sind nach Nationalitäten und darin nach Namen geordnet. Auf der Karteikarte ist neben dem Namen und Geburtsdatum nur eine Signatur angegeben, die auf den Arbeitgeber verweist. Die Karteikarte allein gebe also keine Auskunft auf Dauer oder Art der Beschäftigung. Erst im Zusammenhang mit den Listen des Arbeitsamtes und den Antwortschreiben der Arbeitgeber - in Würzburg seien es über 1100 gewesen - auf die Umfrage ließen sich genauere Angaben über die Tätigkeit und Dauer des Aufenthaltes machen.
Einsatz glaubhaft machen
Um Leistungen von der im Jahr 2000 gegründeten Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" zu erhalten, mussten die Antragsteller glaubhaft machen, dass sie zu einem Arbeitseinsatz im Deutschen Reich gezwungen worden waren. Bei Zwangsarbeitern, die innerhalb der Stadt Würzburg beschäftigt gewesen waren - schätzungsweise sollen es nach Schindlers Angaben während der Kriegsjahre 9000 Fremd- und Zwangsarbeiter gewesen sein -, bestand somit "eine gewisse Chance, deren Namen über die UNRRA-Kartei nachweisen zu können".
Vom Jahr 2000 an bis heute hat das Stadtarchiv Schindler zufolge 229 derartige Anfragen bearbeitet. Die meisten Schreiben kamen aus der Ukraine, aus Polen und Russland. Dabei konnten anhand der Kartei 28,8 Prozent der Anfragen positiv beschieden werden, in 71,2 Prozent ließen sich die Namen in der Kartei nicht nachweisen. Diese Anfragen wurden an das Staatsarchiv Würzburg oder den Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes in Bad Arolsen weitergeleitet.
Die UNRRA-Kartei im Stadtarchiv Würzburg wurde dabei laut Schindler "zum zentralen Hilfsmittel, um die Angaben der Antragsteller überprüfen zu können." Durch sie "konnte dazu beigetragen werden, Ansprüche ehemaliger Zwangsarbeiter auf Entschädigung durchzusetzen," macht Schindler deutlich.