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WÜRZBURG
80er Jahre: Damals ging es noch mit dem Auto über die Alte Mainbrücke
Schauplatz Alte Mainbrücke: Im Einbahnverkehr fuhren in den Achtzigern dort noch die Autos. 1990 war dann Schluss damit.
Foto: ArchivHans Heer | Schauplatz Alte Mainbrücke: Im Einbahnverkehr fuhren in den Achtzigern dort noch die Autos. 1990 war dann Schluss damit.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.11.2019 20:37 Uhr

Parken in der Domstraße. Eine Fahrt durch die Kaiserstraße. Mit dem Auto über die Alte Mainbrücke. Das sind keine Träumereien von Autofahrern, das war Würzburg in den Achtzigern. Dennoch herrschte kein Chaos in der Innenstadt.

„Das war einfach so, und wir haben das geregelt“, erzählt Georg Rathß. Der Polizeihauptkommissar war von 1981 bis 1995 Verkehrspolizist in der damaligen Inspektion-Ost in der Augustinerstraße. Im Gespräch mit der Main-Post erinnert sich der 58-Jährige an eine Zeit, „in der es viel weniger Autos gab“ und „die Leute noch mehr Respekt vor einem Polizisten hatten“. Dabei will Rathß aber nicht das alte Lied singen, dass früher alles besser war.

Die Regelung des Verkehrs zählte zu den Hauptaufgaben der Polizisten. Es gab viel weniger Ampeln, andere Straßenführungen – und Fußgängerzone war damals, und das seit 1973, lediglich die Schönbornstraße.

Die Aumühlbrücke, die den Greinbergknoten und den mittleren Ring verbindet, wurde erst seit 1989 eröffnet. Zuvor, so erinnert sich Rathß, hatten die Verkehrspolizisten im Berufsverkehr immer Einsatz am Berliner Ring. Zwei bis drei Beamte waren damit beschäftigt, die Autos von der Schweinfurter Straße Richtung Röntgenring und umgekehrt zu leiten, weshalb die Autofahrer an den anderen Einmündungen wie Ludwig-, Martin-Luther-Straße oder Rennweger Ring länger warten mussten.

Auch an der Schlachthofkreuzung mussten Polizisten die Autofahrer leiten. „Sonst hätte es nie einer geschafft, aus Richtung Zellerau nach links in die Veitshöchheimer Straße abzubiegen“, sagt Rathß. Die Brücke der Deutschen Einheit wurde erst Anfang der Neunziger eröffnet.

Polizisten schrieben Knöllchen

Am Vierröhrenbrunnen war ein Zebrastreifen. „Da mussten wir zu Stoßzeiten die Fußgänger zurückhalten. Damit die Autofahrer, die von der Alten Mainbrücke kamen, möglichst ohne großen Stau in die Dom- oder Augustinerstraße kamen“, blickt Rathß zurück.

Er und seine Kollegen lenkten und leiteten den Verkehr im weißen Mantel – mit Trillerpfeife und Armbewegungen. Das brachte einem stadtbekannten Verkehrspolizisten den Spitznamen „Karajan“ ein.

Knöllchen schreiben, was heute die städtischen Verkehrsüberwacher erledigen, zählte bei der Verkehrspolizei ebenfalls zum Tagesgeschäft. Und auch damals war „Alkohol am Steuer“ ein Thema. „Wir hatten aber noch keine Alkomaten, sondern noch die Pusteröhrchen, die sich nach Alkoholgenuss verfärbten.

„Wir waren jeden Tag auf der Straße zu Fuß unterwegs, ich kannte jede Marktfrau, jeden Straßenbahnfahrer, jeden Busfahrer“, erzählt Rathß. Doch er warnt davor, die alten Zeiten zu verklären.

Nicht zuletzt mehr Ampeln und die Stadtentwicklung haben dann den Verkehr neu geregelt: Unter anderem kam 1989 die Straba-Linie 5 zum Heuchelhof, Anfang der Neunziger entstand die Fußgängerzone in ihrer heutigen Form.

Georg Rathß kümmert sich mittlerweile um die jüngsten und jüngeren Verkehrsteilnehmer. Als Verkehrserzieher in Kindergärten und Schulen versucht er, nicht nur das richtige Verhalten auf der Straße zu vermitteln, sondern auch ein partnerschaftliches Verhältnis mit der Polizei – so, wie er es schon in den 80er Jahren gesehen hat: „Wir sind Bürger in Uniform.“

Die Alte Mainbrücke wurde übrigens im Juni 1990 autofrei – nach einer Eilentscheidung des damaligen Oberbürgermeisters Jürgen Weber. Schon damals dauerten Veränderungen in Würzburg etwas länger. Bereits 1983 hatte eine Radlerinitiative die Sperrung der Brücke für die Autofahrer gefordert.


Alle Artikel aus der Serie „Die coolen 80er“ finden sich hier: www.mainpost.de/diecoolen80er

Schauplatz Domstraße: In den Achtzigern war's noch eine beliebter Parkplatz – und Baulücken gab's auch noch.
Foto: ArchivThomas Obermeier | Schauplatz Domstraße: In den Achtzigern war's noch eine beliebter Parkplatz – und Baulücken gab's auch noch.
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