Schülergenerationen haben sich an dieser Matheaufgabe die Zähne ausgebissen: X Leute sind auf einer Party, jeder begrüßt jeden mit Handschlag, wie viele Hände wurden geschüttelt? Vielleicht erinnerte sich der ein oder andere am Samstagabend im Würzburger Congress Centrum an diese Aufgabe. Denn beim Neujahrsempfang der CSU in Würzburg wurde vor allem eines: Hände geschüttelt, Gäste begrüßt.
Der Einladung des CSU-Kreisverbands Würzburg-Stadt und der Stadtratsfraktion waren etwa 800 Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen wie der Kirche, der Wissenschaft, der Kultur, dem Sozialen und der Politik gefolgt. Nahezu jedes bekannte Gesicht der Stadt schien an diesem Abend im CCW zu sein. Eine Veranstaltung für Netzwerker und von der Sorte „Sehen und gesehen werden“. 30 Seiten umfasste die Liste der zu namentlich zu begrüßenden Gäste, die die Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch und der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Oliver Jörg vortrugen. Doch zwei Namen fehlten darauf: Landtagspräsidentin Barbara Stamm musste ihre Teilnahme ebenso absagen wie der zunächst angekündigte „Stargast“ des Abends, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.
Beide CSU-Granden wurden in Berlin gebraucht, wo am Sonntag die Sondierungsgespräche mit der SPD begannen.
Bildungspolitiker statt Innenminister
Jörg warb um Verständnis: Die Bürger dürften zurecht erwarten, das jetzt versucht wird, eine stabile Regierung für Deutschland zu schmieden. „Das geht vor.“ Dass das „Wohl Deutschlands höher eingestuft“ werde als der Besuch eines Neujahrsempfangs, belege, dass die CSU Verantwortung übernimmt. Dennoch: Herrmann hätte als Redner gut in die Zeit gepasst. „Die Sorge um die innere Sicherheit bewegt die Menschen“, so Jörg. Dementsprechend hatten einige im CCW gehofft, vom Innenminister zu hören, mit welcher Strategie die Christsozialen hierzu in die Sondierungsgespräche mit der SPD geht. Seit Donnerstag hatte die CSU bei ihrer Klausur in Kloster Seeon ihr Profil schärfen wollen. Bei der Tagung der CSU-Landesgruppe war auch der umstrittene ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán zu Gast, der dabei die Flüchtlingspolitik seines Landes verteidigte. Der Würzburger Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder kam am Samstag direkt aus Seeon ins CCW. Bötsch begrüßte Lehrieder mit den Worten: „Ich nehme an, Ihr habt Orbán gesagt, dass er europäisches Recht einhalten muss.“
Statt Herrmann sprach schließlich Bernd Sibler in Würzburg. Der Staatssekretär im Kultusministerium betonte in seiner Rede unter anderem, dass nicht nur akademische, sondern auch berufliche Ausbildung wertvoll und wichtig sei: „Wir brauchen nicht nur Architekten, sondern auch Maurer.“ Die Frage, wie viele Hände geschüttelt wurden, spielte in der Rede des Bildungspolitikers unterdessen keine Rolle.
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Charmant und mit wenigen Worten ein Hauch von Kritik an der Orban-Politik der CSU.