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Würzburg
75 Jahre Verwaltungsgericht in Würzburg
Blick auf das Verwaltungsgericht in der Burkarderstraße in Würzburg. Dieses Jahr begeht die Justizbehörde ihr 75-jähriges Bestehen.
Foto: Daniel Peter | Blick auf das Verwaltungsgericht in der Burkarderstraße in Würzburg. Dieses Jahr begeht die Justizbehörde ihr 75-jähriges Bestehen.
Bearbeitet von Andreas Köster
 |  aktualisiert: 16.01.2022 02:21 Uhr

Am 15. Januar 1947, vor 75 Jahren, wurde das Verwaltungsgericht Würzburg eröffnet. Seitdem bietet es den Menschen tagtäglich die Möglichkeit, belastende Maßnahmen der Verwaltung gerichtlich überprüfen zu lassen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts. „Es sorgt damit nicht nur für Gerechtigkeit im Einzelfall, sondern sichert auch darüber hinaus die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung“, so Gerichtspräsident Hubert Strobel, der dem Verwaltungsgericht Würzburg seit 1. Januar 2022 als dessen 11. Präsident vorsteht und der es als einen kleinen, aber wichtigen Baustein in unserem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat bezeichnet.

Zur Geschichte seines Hauses weiß Strobel Bewegtes und Bewegendes zu berichten: Ursprünglich mit nur einer Kammer von drei Berufsrichtern besetzt, war das Gericht behelfsmäßig im Dachgeschoss des Regierungsgebäudes in der Burkarderstraße untergebracht. Wie so oft in der unmittelbaren Nachkriegszeit habe der Gerichtsalltag in dieser Phase nur mit Hilfe praktischen Einfallsreichtums und zahlreicher findigen Notlösungen bestritten werden können.

Von einem Provisorium ins nächste

Schon 1949 sei das Verwaltungsgericht um eine Kammer mit ebenfalls drei Berufsrichtern erweitert worden und zugleich in das nächste Provisorium – ein Geschäftsgebäude in der Sanderstraße – umgezogen. Über einen eigenen Sitzungssaal habe das Verwaltungsgericht damals noch nicht verfügt. Verhandelt worden sei quasi als „Gast“ im Sitzungssaal der Industrie- und Handelskammer.

Auch die 50er Jahre seien, so Strobel weiter, von mehrfachen Umzügen und der Aufstockung um eine weitere Kammer geprägt gewesen: 1953 habe das Gericht vorübergehend in der Zeppelinstraße und 1956 in der Stephanstraße eine Bleibe gefunden. Im dort neu errichteten Gerichtsgebäude sei es immerhin bis 1970 beheimatet gewesen sei. Da die Zahl der jährlichen Verfahrenseingänge sich bis Ende der 60er Jahre jedoch mehr als verdoppelt habe, seien in den 70er Jahren drei weitere Kammern hinzugekommen.

Das mittlerweile aus sechs Kammern bestehende Verwaltungsgericht habe in der Stephanstraße aber nur über einen einzigen Sitzungssaal verfügt. „Es wurde also höchste Zeit für einen weiteren Umzug“, fährt Strobel fort, dem auch aus heutiger Sicht Probleme wie Raumnot, Brandschutzvorgaben und knappe Sitzungssäle nicht unbekannt sind.

Komplizierte Planungen für neues Gebäude

1980 habe man mit den Planungen für ein neues Gerichtsgebäude in der Burkarderstraße 26, dem jetzigen Standort des Gerichts, begonnen. Nach Strobels Ausführungen sei dies ein nicht ganz einfaches Unterfangen gewesen: Man habe das kulturgeschichtlich einzigartige Petrini-Portal und die historischen Fensterfragmente auf dem staatseigenen Ruinen-Grundstück bautechnisch und architektonisch in den Funktionsbau eines Gerichtsgebäudes integrieren müssen. Immerhin fünf Jahre später, 1985, konnte der Grundstein für das heutige Gerichtsgebäude gelegt werden, bei dessen Aushub frühgeschichtliche Funde freigelegt worden seien, die – arbeits- und zeitintensiv – gesichert, dokumentiert und archiviert worden seien. Am 5. Januar 1989 habe endlich die erste Gerichtsverhandlung im neuen Gerichtsgebäude stattfinden können, das mit drei Sitzungssälen ausreichend Platz für die mittlerweile 19 Berufsrichter geboten habe.

Seit 1. Januar 2022 amtierender Gerichtspräsident Hubert Strobel.
Foto: Strobel | Seit 1. Januar 2022 amtierender Gerichtspräsident Hubert Strobel.

Als 1992 die Zuständigkeit für Asylverfahren den Verwaltungsgerichten am Zuweisungsort der jeweiligen Asylbewerber übertragen worden sei, sei mit dem neuen, umfangreichen Aufgabengebiet ein erhöhter Personalbedarf des Gerichts einhergegangen. Das Verwaltungsgericht sei deshalb binnen zwei Jahren auf elf Kammern angewachsen. Es sei, so formuliert es Strobel plastisch in der Mitteilung, aus allen Nähten geplatzt und habe von 1994 bis 1997 sogar temporär eine Nebenstelle in der Mergentheimer Straße anmieten müssen.

Aktuell neun Kammern mit 30 Berufsrichtern

Aktuell besteht – laut Strobel – das Verwaltungsgericht aus neun Kammern mit 30 Berufsrichtern. Dass man all die Jahre die Arbeit durchgängig zuverlässig und auf hohem juristischen Niveau bewältig habe, sei beileibe nicht nur den Richtern zu verdanken, ist Strobel wichtig. Er betont: „Es kommt auf eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Gerichtsmitarbeiter von der Pforte über das Schreibbüro bis zu den Geschäftsstellen und natürlich den Richtern an.“

Die Digitalisierung der Arbeitswelt habe bereits Einzug in der Ausstattung der Sitzungssäle und Büroräume des Verwaltungsgerichts gefunden. Allein in den letzten Jahren seien 1,8 Millionen Euro in die digitale Infrastruktur des Verwaltungsgerichts geflossen, rechnet Strobel vor. Die damit verbundenen Möglichkeiten würden eine enorme Erleichterung darstellen. So ist Strobel laut der Mitteilung auch für die Zukunft zuversichtlich, dass das Verwaltungsgericht Würzburg auch in den kommenden 75 Jahren seiner Rolle in unserem Rechtsstaat voll und ganz gerecht wird.

 
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