Als Sortenversuchsanlage entstand die heutige Kreisobstanlage in Uffenheim in Jahr 1949. 75 Jahre später ist die mittlerweile 16.240 Quadratmeter große Einrichtung weithin bekannt. Darin enthalten ist ein rund 600 Quadratmeter großer Bauerngarten, der von einem engagierten Team gepflegt wird.
Die Stars und Sternchen der Anlage heißen Topaz, Gute Luise und Morina – oder Goldparmäne, Zuccalmagiorenette, Prinz Albrecht von Preußen oder Kardinal Bea. Das Sortenspektrum ist aber noch weit größer. Neben den Apfelsorten aus den Anfangszeiten gedeihen dort auch Sorten der Apfelspindel auf schwach beziehungsweise mittelstark wachsender Unterlage sowie Sorten des Streuobstbereichs.
Fläche der Anlage hat sich seit ihrer Entstehung verdoppelt
Dazu gesellen sich Spalierbirnen, Süß- und Sauerkirschen sowie Pfirsich, Aprikose, Nussbaum, Zwetschge und eine Maulbeere. Die Anlage ist mit 700 Apfelbäumen und 93 Birnbäumen bestückt, dazu kommen acht Nussbäume, 25 Kirsch- sowie acht Zwetschgen- und Pfirsichbäume. Seit 2009 gibt es auch Tafeltrauben. Ebenfalls auf dem Gelände befindet sich ein Bienenstand, dessen Insekten sich unter anderem um die Bestäubung kümmern.
Landrat Christian von Dobschütz erläuterte anlässlich des Jubiläums, dass in der Anlage alte und neue Sorten nebeneinander wachsen und gedeihen – auch wenn 2024 ein schwierigeres Jahr gewesen sei. Er blickte zurück auf 1949, das von Entbehrungen, aber auch dem Wunsch nach Stabilität geprägt gewesen sei. In diesem Jahr, in dem auch das Grundgesetz beschlossen wurde, hatte der Kreisverband für Gartenbau Uffenheim von der Hospitalstiftung 8820 Quadratmeter gepachtet. 1950 pachtete der Alt-Landkreis Uffenheim 5000 Quadratmeter dazu; weitere 7240 Quadratmeter kamen 1968 von der Roth’schen Stiftung dazu. 2001 konnte der Pachtvertrag über eine Teilfläche nicht verlängert werden. Aktuell umfasst die Anlage 16.240 Quadratmeter.
Bedeutung der Anlage geht weit über Region hinaus
Anfang der 50er Jahre pflanzte Fritz Pachtner in Zusammenarbeit mit dem Max Planck-Institut eine Stammbildner- und Sortenversuchsanlage an, von der heute nur noch wenig übrig ist. Mit der Gebietsreform 1974 übernahm der neue Landkreis die gesamte Anlage und deren Pflege. 1989 entstand der Zweckbau am Eingang der Anlage, der heute für Schulungen genutzt wird. Als weiteren Meilenstein nannte von Dobschütz das Jahr 2018, als die Umstellung auf biologischen Anbau erfolgte.
Die Anlage habe weit über die Region hinaus Bedeutung, sagte der Landrat, der auch Vorsitzender beim Kreisverband für Gartenbau und Landespflege ist. Hier werde Wissen an nachfolgende Generationen weitergegeben. Zahlreiche Helfer und Helferinnen hielten in der Anlage ein Stück Kultur lebendig.
Wissen um heimische Obstsorten weitergeben
Die Kreisobstanlage sei zu einem wichtigen Treffpunkt für Menschen geworden. Sie sei ein Ort des Lernens, der Begegnung und Inspiration. Hier werde Bewusstsein für die Natur gepflanzt. Es hätte eine Phase gegeben, in der der Kreistag sparen wollte und den Sinn der Anlage hinterfragt hätte. Dazu der Landrat: "Auch in Zeiten knapper Kassen brauchen wir Anlagen wie diese." Der Kreis sei ein Obst- und Gartenbau-Landkreis.
75 Jahre Kreisobstanlage Uffenheim sei ein ganz besonderes Jubiläum, sagte Uffenheims Bürgermeister Wolfgang Lampe. Mit viel Hingabe und Leidenschaft hätten Generationen dazu beigetragen, das Wissen um die heimischen Obstsorten zu bewahren und weiterzugeben.
Dankbar ist Lampe, dass der Gemüsegarten von Gartenbauvereinen gepflegt und unterhalten wird. "Das Areal in Uffenheim hat sich zu einem Kleinod entwickelt", sagte Lampe. Er sei froh und dankbar, dass Überlegungen, die Kreisobstanlage in Uffenheim aufzulösen, nicht verwirklicht worden seien.
Auch Kindergärten besuchen die Anlage regelmäßig
Neben interessierten Bürgerinnen und Bürgern gehörten auch die Uffenheimer Kindergärten zu den regelmäßigen Gästen der Anlage. Alljährlich legten die Kindergartenkinder Kartoffeln, verfolgten das Wachstum und freuten sich über eine reiche Ernte am Kartoffelerntefest. Die Kinder, von denen viele zuhause keinen Garten hätten, würden so spielerisch an die Natur herangeführt, so der Bürgermeister.
Gollhofens Bürgermeister Heinrich Klein bedankte sich bei Kreisfachberater Richard Krämer für dessen Einsatz rund um die Kreisobstanlage. Otto Rückert (Geckenheim), Ehrenvorsitzender des Kreisverbandes, referierte auf der Jubiläumsfeier in Gollhofen über "75 Jahre Kreisobstanlage in Wort und Bild". Mit Liedern rund um Obst und Gemüse, Liebe, Jagd und Wein unterhielt das "Weigenheimer Doppelquartett" die Gäste.