Die Mehrzweckhalle in Unterpleichfeld erfüllte tosender Applaus. Joachim Herrmann hatte gerade seine Rede beendet. Der bayerische Innenminister war am Sonntag nach Mainfranken gekommen, um das 75-jährige Jubiläum der Unterpleichfelder CSU zu feiern.
Nachdem Herrmann über die Sicherheit in Bayern, Gewalttätigkeit gegenüber Polizeibeamten, Feuerwehrfrauen und Notärzten sowie die niedrige Arbeitslosenquote im Freistaat gesprochen hatte, sprachen er und weitere CSU-Vertreter über "Demokratie" und "Parteiarbeit in der heutigen Zeit".
Landrat Thomas Eberth: Politik ist das Grundelement unseres demokratischen Verständnisses
"Wir müssen den Menschen erklären, dass Politik das Grundelement unseres demokratischen Verständnisses ist", sagte der Würzburger Landrat Thomas Eberth. Dies sei wichtig, damit vor allem die Ehrenamtlichen der Ortsverbände nicht mehr als "Dorfdeppen" angesehen, sondern anerkannt würden.
Des Weiteren wünschte sich Eberth eine Entbürokratisierung. Für viele Menschen sei es schwierig zu verstehen, wieso es manchmal lange dauere, bis ihre Bauanträge genehmigt seien. Ein Punkt, dem Manfred Ländner zustimmte. Der Landtagsabgeordnete fügt hinzu, es könne nicht sein, dass die Freigabe für Bauplätze ewig dauere, nur weil beispielsweise noch nach Zauneidechsen gesucht werden würde – "obwohl es seit 200 Jahren dort keine mehr gegeben hat".
Ländner ging zudem auf die Rolle der Sozialen Medien ein: Der Wunsch, sich dort zu positionieren, Geschehnisse aufzubauschen und "hochzublödeln" sei derzeit "größer als der Wille, Politik zu gestalten". Auch Paul Lehrieder sah die Sozialen Medien teilweise kritisch. "Sich ein Bild von etwas zu machen, kostet Aufwand", sagte der Gaukönigshöfer Bundestagsabgeordnete. Mit Twitter, Facebook und Co. sei dies immer schwieriger, kaum jemand lese Zeitungsartikel noch komplett.
"Wir wissen auch nicht mehr, als in den Medien steht"
Auch um die aktuellen Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene ging es kurz. So fragte jemand aus dem Publikum, ob die CSU denn wirklich keine Details davon kenne. "Wir wissen auch nicht mehr, als in den Medien steht", antworte Lehrieder. Die Abschottung finde er jedoch gut: "Ich wünschte, man hätte es vor vier Jahren auch so gemacht."
Angesichts der geplanten Ampelkoalition sprach Innenminister Herrmann darüber, dass er hoffe, dass in Bayern auch in Zukunft keine Dreier-Koalition nötig sein werde. Zudem machte er seinem Ärger darüber Luft, dass die SPD in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mit der Linkspartei koalieren wolle. "Was im Moment stattfindet, ist ein gewaltiger Linksruck in der Bundesrepublik Deutschland", sagte Herrmann. Diese "Gefahr" sah auch Landtagsabgeordneter Ländner. "Aber Gott sei Dank ist die Hälfte der Bevölkerung noch konservativ gestimmt", fügte er an.
Björn Jungbauer, Vorsitzender der CSU-Kreistagsfraktion, äußerte sich dazu, wie man Politik vor Ort gestalten müsse: Die Kernaufgabe sei es, die Sorgen und Nöte der Menschen mit in die Partei zu nehmen und abzuwägen, was möglich sei. "Man braucht auch die Kraft, um zu sagen: Nein, das geht nicht", ergänzte er.
Langjährige Mitglieder wurden bei der Feier ebenfalls geehrt
Am 31. August 1946 wurde der CSU-Ortsverband von acht Unterpleichfeldern gegründet. Über die Jahre kamen immer mehr Mitglieder hinzu, der Verband fusionierte mit den Gruppen aus Burggrumbach, Hilpertshausen und Rupprechtshausen. Heute sind es 72 Mitglieder und einige von ihnen ehrte Vorsitzender Robert Wild für langjährige Mitgliedschaften: Lorenz Göbel ist seit 60 Jahren CSU-Mitglied, 37 davon hatte er den Vorsitz des Ortsverbands inne. Weitere Ehrungen erhielten Konrad Göpfert (50 Jahre), Alfred Schulze (45), Anton Hertlein (40), Herbert Roos (20), Fredy Arnold (20), Paul Strobel (15) und Nicole Klippel (10).