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Würzburg
75 Jahre Arena-Verlag in Würzburg: Vom Beginn in der elterlichen Garage zum erfolgreichen Kinder- und Jugendbuchverlag
1949 gründete Georg Popp den Arena-Verlag mit der Idee, kriegsversehrten Kindern neue Perspektiven zu bieten. Wie sich der Verlag wandelte und was die Zeit überdauert hat.
Die Pressesprecherin des Arena-Verlags, Angelika Heunisch-Wolf, und Geschäftsführerin Alexandra Schönleben vor den Regalen des Verlagsarchivs in Würzburg. 
Foto: Silvia Gralla | Die Pressesprecherin des Arena-Verlags, Angelika Heunisch-Wolf, und Geschäftsführerin Alexandra Schönleben vor den Regalen des Verlagsarchivs in Würzburg. 
Autorenköpfe Volos       -  Nargis Silva
Nargis Silva
 |  aktualisiert: 10.10.2024 02:39 Uhr

Gegründet 1949 von Georg Popp in Würzburg, wurde der Arena-Verlag zu einer Wiege der Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. Er prägte die Verlagslandschaft maßgeblich und schrieb laut Alexandra Schönleben, Geschäftsführerin des Arena-Verlags, 1952 Geschichte: Popp brachte als erster Verleger Taschenbücher für Kinder- und Jugendliche auf den Markt: "Er hatte erkannt, dass auch junge Menschen einen Zugang zu erschwinglichen Büchern brauchen". Als Popp 1979 den Verlag an die Westermann Gruppe übergab, blickte er auf eine Erfolgsgeschichte zurück.

Nachdem Popp als 17-Jähriger zusammen mit seiner Mutter den elterlichen Automobilbetrieb wieder aufgebaut hatte, entschied er sich, einen anderen Weg einzuschlagen. Er erwarb eine Verlagslizenz und begann zunächst in der elterlichen Garage einen Verlag aufzubauen. Sein persönliches Anliegen sei es gewesen, Kindern und Jugendlichen nach den harten Kriegsjahren neue Perspektiven zu eröffnen. „Er wollte mehr als nur Bücher verkaufen – er wollte jungen Menschen eine Brücke zur Zukunft bauen“, sagt Schönleben. 

Einige Exemplare aus der reichen Auswahl der verlegten Werke seines Hauses zeigt Verleger Popp  Bischof Julius Döpfner im Oktober 1955. Vor dem Büchertisch stehen Bischof Julius Döpfner, Verleger Popp und dessen Mutter. 
Foto: Walter Röder | Einige Exemplare aus der reichen Auswahl der verlegten Werke seines Hauses zeigt Verleger Popp Bischof Julius Döpfner im Oktober 1955.

Popps Einsatz zahlte sich aus: Als er den Arena-Verlag nach 30 Jahren an die Westermann Gruppe übergab, hatte er über 1.500 Titel veröffentlicht und mehr als 30 Millionen Bücher verkauft. Die ursprüngliche Vision des Verlags, Kindern etwas Gutes zu tun, sei nach wie vor lebendig, sagt Schönleben: "Wenn ich im Urlaub ein Kind sehe, das eines unserer Bücher liest, weiß ich, dass wir unseren Job gut gemacht haben." Lesen sei eine zentrale Kompetenz, die gerade für den Bildungsstandort Deutschland von entscheidender Bedeutung ist.

Auch Bücher von gesellschaftlicher Relevanz werden vom Arena-Verlag veröffentlicht

Zur Förderung der Lesekompetenz hat Arena beliebte Bücher wie "Woodwalkers" von Katja Brandis auch in einfacher Sprache veröffentlicht. Diese Ausgaben sind speziell für Schülerinnen und Schüler gedacht, die Schwierigkeiten beim Lesen haben. „Die Geschichte bleibt dieselbe, aber die Sätze sind kürzer, schwierige Wörter vereinfacht“, erklärt Heunisch-Wolf, Pressesprecherin des Verlags. So könnten alle Schulkinder die gleiche Lektüre lesen.

Über den Westermann-Verlag, der engen Kontakt zu Schulen pflegt, erreicht Arena junge Menschen auch im Bildungsbereich, etwa mit Büchern, die eine gesellschaftliche Relevanz haben. Ein Beispiel dafür ist laut Schönleben "Die Tasche" – ein Roman, der von einer Lehrerin in Israel und ihrem ehemaligen Schüler im Libanon gemeinsam geschrieben wurde: „Trotz aller Differenzen und politischer Schwierigkeiten zeigt das Buch, wie wichtig Versöhnung ist“. 

Förderung der Lesekompetenz:  Hier ein Bücherregal im Arena-Verlag in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Förderung der Lesekompetenz:  Hier ein Bücherregal im Arena-Verlag in Würzburg.

Der Arena-Verlag bleibt seiner ursprünglichen Motivation treu, erschwingliche und unterhaltsame Bildungsbücher zu verlegen. Ein Beispiel dafür ist die "Arena Bibliothek des Wissens", eine Taschenbuchreihe, die Forschende wie Einstein und Marie Curie behandelt. Auch aktuelle Themen wie die Klimakrise werden laut Heunisch-Wolf zunehmend aufgegriffen. Kürzlich erst erschien ein Buch, das von einem Vater und seiner Tochter, einer Fridays-for-Future-Aktivistin, gemeinsam geschrieben wurde: „Wir wollten ein Buch, das nicht aus der Distanz heraus entsteht, sondern von den Menschen ausgeht, die es direkt betrifft“.

Eine eigene Social-Media-Abteilung arbeitet eng mit Buch-Influencern zusammen

Gleichzeitig ist der Verlag ständig auf der Suche nach neuen Trends. „Viele denken, wir bekommen täglich unverlangte Manuskripte und wählen einfach aus. Aber das passiert selten“, erklärt Schönleben. Die meisten Autorinnen und Autoren arbeiten professionell über Agenturen. Es sei Aufgabe eines guten Lektorats, den Markt und die Interessen junger Menschen genau im Blick zu haben, um Bücher zu schaffen, die nicht nur veröffentlicht, sondern auch gerne gelesen werden. Dabei orientiert sich Arena auch an den Entwicklungen des amerikanischen Marktes.

Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll hinterließ 1956  im Gästebuch des Verlags einen kleinen Gruß. 
Foto: Nargis Silva | Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll hinterließ 1956  im Gästebuch des Verlags einen kleinen Gruß. 

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Jugendbüchern seien heute die Sozialen Medien, erklärt Schönleben. Seit 2019 betreibt der Arena-Verlag gezielt zwei Instagram-Kanäle – einen für Jugendbücher und einen für Kinderbücher. Eine eigene Abteilung produziere dafür Videos, die sowohl Bücher vorstellen als auch unterhaltsame Inhalte bieten. Beliebte Genres bei Kindern seien derzeit Gestaltwandler-Bücher und bei Jugendlichen vor allem "Romantasy" und Internatsgeschichten.

Auch die Social-Media-Plattform TikTok sei wichtig: „Die sogenannten Booktoker haben hier enorme Reichweite. Sie besprechen Bücher, und ihre Empfehlungen haben großen Einfluss auf den Buchmarkt“, so Heunisch-Wolf. Der Verlag stehe daher in direktem Austausch mit Influencern, was dazu beigetragen habe, mehrere Arena-Autorinnen und Autoren auf die Bestsellerliste zu bringen. TikTok habe zudem geholfen, den Trend umzudrehen: "Vor einigen Jahren war der Jugendbuchmarkt in der Krise. Heute kehren Jugendliche durch Empfehlungen der Booktoker wieder in die Buchhandlungen zurück."

 
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